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2024 SUMMER

SEONGSU-DONG: ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Die Wiege der koreanischen Social-Ventures

Seit Mitte der 2010er Jahre zog es Institutionen und Organisationen mit dem Ziel nach Seongsu-dong, soziale Venture-Unternehmen zu gründen. Mit der Zeit formte sich ein regelrechtes „Social Venture Valley“, das Seongsu-dong dabei half, sein altes Image als Halbindustriegebiet abzustreifen und dem Viertel einen jungen, frischen Anstrich zu verpassen.

Mit freundlicher Genehmigung von Root Impact

„Wie verhindert man Mietbetrug?“ „Was ist mit der Klimakrise?“ „Können wir die Welt verändern?“

Das sind die Fragen, denen man am Schwarzen Brett in der Lobby von Heyground, einem Coworking Space im Zentrum von Seongsu-dong, begegnet. Geschrieben haben sie die sog. Changemakers der in diesem Gebäude ansässigen sozialen Venture-Unternehmen. Gemeint sind Menschen, die sich für gesellschaftliche und ökologische Probleme interessieren und auf eigene Weise versuchen, die Welt zu verändern.

Die von ihnen behandelten Themen sind vielfältig und reichen von gesundem Leben, gleichen Bildungschancen, Klimawandel über nachhaltige Städte bis hin zu qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen. Was sie vereint, ist der Fleiß, mit dem sie bis spät in die Nacht über Lösungen für die jeweiligen Probleme brüten. Kein Wunder, dass das Heyground, in dem immer irgendein Bürolicht brennt, auch als „Leuchtturm von Seongsu-dong“ bezeichnet wird.

Die Entstehung eines Clusters

Seongsu-dong ist der Ort, an dem sich heute in Korea die meisten Institutionen und Organisationen versammeln, die für die Gründung, Förderung und das Wachstum sozialer Venture-Unternehmen wichtig sind. Beispiele sind Crevisse, die schon 2002 gegründet wurde und als eine der ersten Firmen ihrer Art in Korea gilt, oder Sopoong Ventures, die 2008 ins Leben gerufene, erste Firma für wirkungsorientiertes Investieren. Große Unternehmen wie der Accelerator Impact Square und die Venture-Capital-Gesellschaft für soziale Wirkung Yellowdog sind ebenfalls hier angesiedelt.

Mitte der 2010er Jahre begann sich in Seongsu-dong ein Cluster von Social-Ventures zu bilden, in dessen Mittelpunkt sich Heyground befindet, das sich für die Umsetzung des Konzepts „community office“ einsetzt. Betrieben wird es von einer gemeinnützigen Organisation namens Root Impact, die Changemakers aus allen Teilen der Gesellschaft ausfindig macht und ihnen dabei hilft, nachhaltig zu wachsen. Ihr CEO Johan Jaehyong Heo wurde 2022 für das Programm „Leaders Asia-Pacific“ der Obama Foundation ausgewählt. Die Begründung für die Entscheidung lautete, dass „er beim Aufbau eines Ökosystems des sozialen Unternehmertums in Korea, angefangen von Förderprogrammen bis hin zur Systemverbesserung, eine führende Rolle gespielt hat.“

Heyground hat die Inneneinrichtung seiner Büros sorgfältig im Sinne eines „community office“ gestaltet, so dass Zusammenarbeit und Informationsaustausch gefördert werden. Am ersten Standort verbinden Treppen im Tribünenstil die einzelnen Stockwerke.
Mit freundlicher Genehmigung von Root Impact

Root Impact eröffnete das erste Heyground-Büro im Jahr 2017 in der Nähe der Straße Yeonmujang-gil, der belebtesten Gegend in Seongsu-dong. Nach zwei Jahren wurde das zweite Büro in der Nähe vom Seoul Forest Park gegründet. Da sich hier mehrere Unternehmen Räumlichkeiten bzw. Einrichtungen teilen, könnte man auch an ein einfaches Gemeinschaftsbüro denken, doch Heyground ist anders. So kümmerte man sich z. B. schon in der Planungsphase des Baus um künftige Mieter, die mit an der Ausarbeitung der Entwürfe arbeiten durften. Rund 20 der führenden Social-Ventures Koreas zeigten ihr Interesse. Doch wer tatsächlich einziehen wollte, musste sich zunächst einem harten Auswahlverfahren stellen und intensive Interviews und Prüfungen durchlaufen.

Root Impact gründete den Coworking Space aus der Überzeugung heraus, dass nötiges Wissen und Erfahrungen geteilt werden und Synergien entstehen, wenn die Social-Ventures in einem Raum unterkommen. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort entschied sich Root Impact schließlich für Seongsu-dong. Neben angemessenen Grundstückpreisen, Erreichbarkeit und regionalen Merkmalen spielte bei der Wahl auch der Anstieg eines jungen Besucherpublikums eine Rolle, der für eine immer offenere und lebendigere Atmosphäre im Viertel sorgt.

Netzwerkbildung

Gerade zu jener Zeit, als sich Heyground in Seongsu-dong niederließ, kamen auch andere Firmen ins Viertel, um das Wachstum der Social-Ventures zu fördern und darin zu investieren. Die Regierung und die Kommune taten ihr übriges und verwandelten Seongsu-dong von einem Halbindustriegebiet in ein „Social Venture Valley“.

Das für Seongsu-dong zuständige Bezirksamt veranstaltet seit 2017 jedes Jahr eine Messe, um die Errungenschaften sozialer Venture-Unternehmen zu teilen und mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Besonders erfolgreich war die Seoul Forest Social Venture Expo im vergangenen Jahr, an der rund 160 soziale Venture-Unternehmen aus den Bereichen Reinigung und Umwelt, Bildung und Pflege, Herstellung und Vertrieb, Kultur und Kunst, Druck und Veröffentlichung teilnahmen. Ein Highlight war der Vortrag eines Unternehmers über Pläne zur Verbesserung der Mobilitätsrechte von Behinderten. Aber auch die Erlebniszone, in der die Besucher die neuesten Innovationen wie Rollstuhl-Zusatzantriebe, spezielle Navigationssysteme für Rollstuhlfahrer und Rollstuhltaxis gleich selbst ausprobieren konnten, wusste zu überzeugen. Zudem gründete das Bezirksamt von Seongdong-gu 2018 noch das Hub-Zentrum für Social-Ventures und betreibt verschiedene Fördermaßnahmen.

Die Stadt Seoul wiederum nannte 2020 das bestehende Seongsu IT Center in Startup Hub Seongsu um, renovierte das Gebäude und setzt sich für die Unterstützung sozialer Venture-Unternehmen ein. Den hier eingemieteten Unternehmen werden neben grundlegenden Leistungen wie Büroräumen, maßgeschneiderten Programmen zur Wachstumsbeschleunigung und Kommerzialisierung von Technologien auch verschiedene Gelegenheiten zum Networking bereitgestellt.

Speziell der letztere Punkt gab für viele Unternehmen den Ausschlag, sich in Seongsu-dong zu versammeln, schließlich profitieren alle von dem Informationenaustausch und der Kooperation innerhalb des Netzwerks. In dieser Hinsicht haben nicht zuletzt Plattformen wie Heyground oder SangSang Planet von KT&G einen Beitrag zur Bildung des Clusters von Social-Ventures in Seongsu-dong geleistet. Die Changemakers sprechen davon, dass die verschiedenen Community-Programme solcher Plattformen eine große praktische Hilfe seien und sie einem ermöglichen, Ideen nach Herzenslust umzusetzen. Das globale EduTech-Unternehmen Enuma für die Entwicklung von Lerninhalten für Kinder aus einem bildungsschwachen Umfeld beschreibt den Wert von Heyground wie folgt:

SangSang Planet von KT&G ist ein Coworking Space, der das Wachstum sozialer Unternehmen unterstützt. Neben der Bereitstellung von Arbeitsflächen bietet es Programme für Mitarbeiter der eingezogenen Unternehmen an, darunter ein Wellnessprogramm zur Verbesserung ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit.
© KT&G SangSang Planet

„Wir konnten durch den Austausch mit anderen Social-Ventures Informationen erhalten und unsere eigene Identität entwickeln. Dank des Beistands und der Unterstützung von Heyground konnten wir als Social-Venture beständig bleiben und wachsen.“

Auch Tictoccroc, die eine Plattform für Pflegeservice betreibt, sagt: „Heyground gab uns Wasser und Nährstoffe zu einer Zeit, als wir gerade mal vier Mitarbeiter waren, sodass wir Wurzeln schlagen und zu einer Firma mit rund 70 Mitarbeitern heranwachsen konnten.“

Aufgaben für die Zukunft

Das Ökosystem des Social-Impact-Investing entstand in Korea in den 2000er Jahren und Mitte der 2010er Jahre erfolgte ein sichtbares Wachstum. Die Akteure, die es vorantrieben, waren Organisationen und Institutionen des Social Venture Valley in Seongsu-dong wie Heyground. Bedeutungsvoll ist dieser Cluster v. a., da er durch den Privatsektor zustande kam. Es gibt viele Beispiele für regionale Entwicklung, die durch das Zusammenspiel von Kultur, Kunst und Startups zustande kam, jedoch gilt Seongsu-dong als ein besonderer Fall, da auf Basis sozialer Venture-Unternehmen eine nachhaltige Entwicklung angestrebt wird. Um das Jahr 2014 zählte man etwa 40 gemeinnützige Organisationen und Social-Ventures in Seogsu-dong, doch die Bemühungen, die soziale Wirkung zu vergrößern, hatten zur Folge, dass ihre Zahl von 153 im Jahr 2016 auf 525 im Jahr 2022 anstieg.

Die meisten Coworking-Büros sind sorgfältig darauf ausgelegt, Kreativität und Zusammenarbeit zu fördern. Dieses von COW & DOG entworfene Büro wurde mit dem „Excellence Award“ des Seoul Architecture Awards 2016 ausgezeichnet, da es Privatsphäre gewährleistet, aber auch schnell in einen offenen Raum umgestaltet werden kann.
© Chin Hyo-sook

Zurzeit befindet man sich jedoch noch in einer Frühphase des Wachstums und es gibt noch viel zu beachten. Zu spüren war dies auf dem Festival Creative × Seongsu im September letzten Jahres, das verschiedene Themen wie Kulturtechnik, Kunst, Musik, Gaming und Mode behandelte. In der Keynote-Rede der Veranstaltung mischten sich neben dem Stolz auf die rasche Entwicklung Seongsu-dongs in den letzten zehn Jahren auch Bedenken die Zukunft betreffend. Denn das Viertel konnte sich zwar auf Basis von Social-Ventures als ein Mekka für Startups etablieren, doch aufgrund des großen Anstieges der Grundstückpreise ist man nicht frei von Problemen der Gentrifizierung. Zudem stehen steigende Mieten und Kommerzialisierung im Widerspruch zur Nachhaltigkeit, für die sich die hier ansässigen Social-Ventures einsetzen.

So wird auch die Meinung vertreten, dass die Zeit reif für eine Phase 2.0 sei, in der sich die Social-Ventures raus aus ihren Ökosystemen, mehr hin zu einer Gemeinschaft entwickeln sollten. Es bedarf jetzt die Anstrengung aller, sich dieser Aufgabe zu stellen und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.

Kim Dong-hwan Journalist, The Segye Times

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