Dritter und Vierter Bericht zum Projekt:
Erinnerung an das geteilte Deutschland
– erzählt aus koreanischer Perspektive.
Ein Co-Projekt der Korea Foundation und der Yonhap-Nachrichtenagentur (ROK)
Das Jahr 2019 markiert nicht nur das dreißigste Jubiläum des Berliner Mauerfalls (9.11.1989), sondern deutet auch auf den möglichen Beginn einer neuen Epoche auf der koreanischen Halbinsel hin, auf der die nach dem Ende des zweiten Weltkrieges eingeführte Teilung der Nation nun bereits über 70 Jahre anhält.Für Korea gelten die Erfahrungen in Deutschland immer als ein lehrreiches Beispiel, um die Teilung zu verstehen und deren Überwindung zu planen. Bisher hat man sich in Korea jedoch zu sehr auf die Geschehnisse in Deutschland nach 1989 konzentriert, nur um festzustellen, dass es in Korea und Deutschland zu viele unterschiedlichen Ausgangssituationen gab und gibt.
Dafür hat man, so glauben wir, viel zu wenig und zu selten danach gefragt, was für ein Land und welche Art von (Zivil-)Gesellschaft wir in der alten Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland) bis zu diesem Zeitpunkt finden konnten. Dasselbe gilt auch für die DDR und deren Bürger, die auch je nach Zeitpunkt unterschiedlichen Dynamiken unterworfen waren.
Diese unterschiedlichen Konstellationen möchten wir mit unserem Projekt: Erinnerung an das geteilte Deutschland unter die Lupe nehmen.
- Erfahren Sie mehr über das Projekt und dessen Ergebnisse in deutscher Sprache unter dem folgenden Link (zum Beitrag)
- Alle veröffentlichten vierzehn Beträge in koreanischer Sprache finden Sie hier (zu Beiträgen).
In der dritten und vierten Reihe unserer Recherche haben wir mit weiteren Zeitzeugen und Experten folgende Themen behandelt:
1. „Der Personenverkehr nahm zwischen den beiden deutschen Seiten weiter zu.“ Als die konservativen Unionspateien CDU/CSU 1982 nach dem Wahlsieg gegen die regierende SPD die Macht in der Bundesregierung übernahmen, befürchteten manche Bürger in West- und Ostdeutschland, dass dies das Ende des innerdeutschen Versöhnungsprozesses bedeuten könnte. Stattdessen nahm der Personenverkehr zwischen den beiden deutschen Staaten während der 1980er Jahre weiter zu, was zur alltäglichen Wahrnehmung und zur Stabilisierung des Friedensbildungsprozesses in Deutschland wesentlich beitrug. (zum Beitrag)
2. „Die Prinzipien – die deutsche Einheit und die Reziprozität zwischen BRD und DDR – machten die konservativen Parteien in Westdeutschland stark, während die innerdeutsche Entspannungspolitik neu definiert und fortgesetzt wurde.“ Was man in Korea von der Entspannungspolitik der CDU/CSU in den 80er Jahren lernen kann. Interview mit Herrn Hartmut Koschyk (ehm. Bundestagsmitglied, ehm. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur) (zum Beitrag)
3. „Selbst gehen, sehen und denken.“ Klassenfahrten in die DDR stießen auf vehemente Kritik im traditionell konservativen Bundesland Bayern. Jedoch machten die von Schule und SchlülerInnen freiwillig organisierten Fahrten in das „andere Deutschland“ die Teilnehmer sensibler für die deutsche Teilung und hielten sie dazu an, deren Gründe und Folgen selbst kritisch zu hinterfragen. Interview mit Herrn Willi Eisele (ehemaliger Schulleiter des Gymnasiums Fürstenried in Bayern) (zum Beitrag)
4. „Erinnerungen an die Vergangheit stiften Identitäten und bestimmen die kollektive Zukunft.“ Warum man auf die Erinnerungen an das alltägliche Leben der Bürger in der DDR und während der „Wendezeit“ zwischen 1989 und 1990 zurückblicken soll, um Gründe und Lösungen für aktuelle Problematiken im vereinigten Deutschland zu reflektieren.
5. „Mehr privater Kontakt verstärkt gegenseitige und differenzierte Verständigung“. Hintergrund, Methode und Ergebnisse der geheimen Stellvertreterforschung der Infratest Kommunikationsforschung, mit der Herbert Wehner, damaliger Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, das Forschungsinstitut 1968 beauftragte, um Sichtweisen der Bürgerinnen und Bürger der DDR zu erforschen. Interview mit Frau Dr. Anne Köhler (ehemalige geschäftsführende Gesellschafterin der Infratest Kommunikationsforschung) (zum Beitrag)
Zur Zeit führen wir weitere Gespräche mit Menschen, die die Zeit der Teilung und den Prozess der deutschen Wiedervereinigung aus den unterschiedlichsten Perspektiven erlebt haben.
Mit besonderem Interesse am Wandel innerhalb West- und Ostdeutschlands bis 1989 werden wir Themen wie ‚Politische Bildung‘, ‚Pluralistische Demokratie‘, ‚Demokratische Streitkultur‘, ‚das (Weiter-)Bildungsystem‘, ‚Integration der und Unterstützung für die DDR-Flüchtlinge und ausländischen (Gast-)Arbeiter bis 1989‘, ‚Änderung der Wahrnehmung bzw. Meinung normaler BRD-Bürger zu DDR, Wiedervereinigung, Ost- und neue Ostpolitik‘, um die wichtigsten zu nennen, noch eingehender behandeln.
Wir freuen uns sehr auf Ihre kritische Anregungen und danken Ihnen für die Unterstützung
Korea Foundation Berliner Büro
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