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Tales of Two Koreas > 상세화면

2020 SPRING

Künstlergarten in Berlin erweckt Traum vom Frieden

In Berlin entstand ein Künstlergarten, in dem Pflanzen aus ganz Korea, dem letzten noch geteilten Land der Welt, einträchtig nebeneinander wachsen. Der temporäre Garten Das dritte Land, der anlässlich des 30. Jubiläums des Falls der Berliner Mauer auf dem Kulturforum am Potsdamer Platz angelegt wurde, öffnete seine Pforten am 23. Mai 2019. Er ist ein bedeutsamer Ort, der Menschen aus Deutschland sowie Nord- und Südkorea den Schmerz der Teilung und die Bedeutung der Einheit vergegenwärtigt.

Die Installationskünstler Han Seok-hyun (links) und Kim Seung-hwoe bei der Arbeit an Das dritte Land, einem temporären, im Mai 2019 in Berlin eröffneten Künstlergarten. Dieser zum Gedenken an den 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer und als Ausdruck des Wunsches nach Frieden und Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel angelegte Garten befindet sich am Potsdamer Platz neben den Überresten der Berliner Mauer. Er bleibt bis Oktober 2020 geöffnet.© Keum Art Projects

Auf dem Matthäikirchplatz am Kulturforum, wo einst die Berliner Mauer verlief, wurde ein Künstlergarten angelegt, dessen Kernstück dem Gebirgszug Baekdu Daegan auf der bekannten Tuschezeichnung Inwang jesaekdo

(Der Berg Inwang-san nach dem Regen, 1751) des Joseon-Malers Jeong Seon (Künstlername: Gyeomjae, 1676-1759) nachempfunden ist. Aus dem Miniaturgebirge aus Basalt und Erde scheint dichter Nebel emporzusteigen, was eine traumhafte Stimmung heraufbeschwört. Die Gebirgskette Baekdu Daegan verbindet als Rückgrat der koreanischen Halbinsel Nord und Süd und ist als Schatzkammer der biologischen Vielfalt eins der wichtigsten natürlichen Ökosysteme der Welt. Der sich vom Baekdu-san, der höchsten Erhebung des Bergmassivs Baekdu Deagan an der nördlichen Grenze der koreanischen Halbinsel, über das Geumgang- und Seorak-Gebirge bis ins Jiri-Gebirge an der Südküste erstreckende Gebirgszug ist über seine ökologische Bedeutung hinaus auch in geisteswissenschaftlicher und soziokultureller Hinsicht von unschätzbarem Wert.

Der mystische Künstlergarten, der wie ein stilles Gebet für Frieden und Versöhnung wirkt, ist das Ergebnis der Kollaboration von drei koreanischen Künstlern in den Vierzigern. Kim Keum-hwa, Kuratorin von Keum Art Projects, und die Installationskünstler Han Seok-hyun und Kim Seung-hwoe realisierten den Künstlergarten nach gut dreijähriger Vorbereitung. Planung und Organisation übernahm Kim Keum-hwa, während Han für das visuelle Konzept zuständig war und Kim Seung-hwoe für alle Arbeiten in Zusammenhang mit Pflanzen und Blumen.

Übereinstimmung von Kultur und Emotionen

The garden, built in the Kulturforum at Potsdamer Platz, is the result of a three-year collaboration involving Kim and two installation artists, Han Seok-hyun and Kim Seung-hwoe. Its opening on May 23, 2019 was among many events of the year commemorating the 30th anniversary of the fall of the Berlin Wall.

Kim Keum-hwa managed overall planning while Han conceived of Kim Keum-hwa, die in Berlin als Kuratorin einer Planungsagentur für Zeitgenössische Kunst aktiv ist, unterstützt Ausstellungsprojekte koreanischer und deutscher Künstler, Galerien und Firmen. Han Seok-hyun erkundet Möglichkeiten einer erweiternden Verknüpfung von zeitgenössischer Kunst und ökologischer Umsetzung. In Berlin und Seoul aktiv, pendelt der Künstler zwischen beiden Städten. Kim Seung-hwoes Schwerpunkt liegt auf sozialen, städtearchitektonischen und ökologischen Veränderungen rund um die Berliner Mauer nach ihrem Fall. Er nutzt Kunst im öffentlichen Raum als Instrument der Kommunikation zwischen Kunst und Landschaftsgestaltung.

Han sagt, er habe sich bei der Konzeption des Gartens intensiv mit dessen optischen Gestaltung auseinandergesetzt, da die geographischen Besonderheiten des Baekdu Daegan die kulturelle und emotionale Homogenität des koreanischen Volkes maßgeblich beeinflussten.

„Inwang jesaekdo ist ein repräsentatives Meisterwerk der Jingyeong sansuhwa (realistische Landschaftsmalerei) der Joseon-Zeit, das nicht nur in den beiden Koreas, sondern auch international bekannt ist. Es spiegelt die über die Zeitläufte hinweg weitergegebene kulturelle Empfindsamkeit auf beiden Seiten der Demarkationslinie wider. Mit diesem kulturellen Kontext im Kopf, wollte ich die Schönheit des nach dem Regen von dichtem Nebel verschleierten Bergfußes zum Ausdruck zu bringen.“

Vor allem suchte Han nach Wegen, die an ein Tuschegemälde erinnernde Landschaft der koreanischen Berge gartenkünstlerisch einzufangen. Schließlich gelang es ihm, die gewünschte Atmosphäre durch weiße Wildblumen, die zwischen schwarzen Steinbrocken blühen, und Kunstnebelschwaden zu erzeugen.

Die beiden Künstler,die aus Basalt und Erdeeine Replik des von denKoreanern als Rückgratder koreanischen Halbinselbetrachteten GebirgszugsBaekdu Daeganschufen, installierten einWassernebel-Sprühsystem,das die Berge in mystischeNebelschwaden hüllt.© Keum Art Projects

Landschaft wie aus einem Tuschegemälde

Der Künstlergarten„Das dritte Land”,errichtet auf einer Flächevon 25m×50m, befindetsich vor der St. MatthäusKirche. Ursprünglichhatten die Künstlergeplant, 3.000 Pflanzen60 unterschiedlicherArten (37 aus Südkoreaund 23 aus Nordkorea),zu setzen, aber aufgrundder lauwarmen Reaktiondes Nordens musste dieZahl auf 1.500 Pflanzen 45verschiedener Arten (31aus Südkorea und 14 ausNordkorea) beschränktwerden.© Keum Art Projects

Die Idee für den Künstlergarten kam Han 2016 in Berlin, wo er sich als Residenzkünstler am Künstlerhaus Bethanien aufhielt.

„Als ich im Frühjahr 2016 zum ersten Mal nach Berlin kam, wirkten die Menschen dort auf mich unendlich friedlich und glücklich. Mir kam der Gedanke, dass die deutsche Wiedervereinigung ihnen Frieden und Stabilität gebracht hatte. Ich war zu Tränen gerührt, als ich in einem Dokumentarfilm den Moment, in dem die Mauer fiel, sah. Ich dachte bei mir, dass die deutsche Einheit durch den Willen beider Seiten und den freien Austausch möglich gemacht wurde, und wir Nord- und Südkoreaner uns daher öfter treffen und unterhalten sollten, statt nur auf eine politische Entscheidung zu warten. Plötzlich schoss es mir dann durch den Kopf, dass ich selbst in den letzten zehn Jahren mit niemandem über die Wiedervereinigung gesprochen hatte. Deshalb wollte ich ein Projekt mit Bezug zu den beiden Koreas in Angriff nehmen.“

Hauptthema des Künstlergartens ist „Die Natur kennt keine Grenzen“, worauf auch der Werktitel „Das dritte Land“ zurückzuführen ist. Kuratorin Kim Keum-hwa ließ sich dabei von Jacopo Bonfadio (1508–1550), einem Humanisten und Historiker der Renaissancezeit, inspirieren, der den Garten zu einer vom Menschen geschaffenen und zur Kunstform veredelten „terza natura“ (dritte Natur) erhob. Im Künstlergarten können sich die Besucher einer Landschaft erfreuen, die mit Pflanzen von der ganzen koreanischen Halbinsel geschmückt ist, Pflanzen, die ohne Grenze zwischen Nord und Süd zusammen wachsen.

„Gärten sind Produkte der Sehnsucht des Menschen nach Natur und seines Verlangens nach Ordnung. Der Name dieses Gartens spiegelt diese Idee wider: Für unser Projekt wurde diese Bedeutung des Gartens mit einer utopischen Vorstellung in Bezug auf die koreanische Halbinsel verbunden, die sich über den geteilten Zustand der Nation hinwegsetzt.“

Vorstellung und Realität

Dieses Konzept der Künstler kollidierte jedoch während der Umsetzung mit der harten Realität der Teilung. Die anfänglich noch entgegenkommende, kooperative Haltung Nordkoreas wurde nach dem Scheitern des zweiten amerikanisch-nordkoreanischen Gipfeltreffens in Hanoi im Februar 2019 zurückhaltend.

Infolge der Verschlechterung des politischen Klimas wurden die Pflanzen nicht wie vereinbart geliefert, sodass derzeit nur 1.500 Pflanzen 45 verschiedener Arten im Künstlergarten zu sehen sind statt der geplanten 3.000 Pflanzen 60 unterschiedlicher Arten. Ein kleiner Trost war, dass die im zu Nordkorea gehörenden Teil des Baekdu Daegan heimischen Wildblumen aus dem in Südkorea gelegenen Baekdu Daegan Nationalen Arboretum im Kreis Bonghwa-gun, Provinz Gyeongsangbuk-do, besorgt werden konnten. Da zudem bis zur geplanten Eröffnung noch Zeit blieb, suchten Kuratorin und Künstler nach anderen Möglichkeiten der Einfuhr von Pflanzen aus Nordkorea. Sie kontaktierten u.a. den Botanischen Garten der Freien Universität Berlin, das Korea National Arboretum in der südkoreanischen Provinz Gyeonggi-do und den Joseon Central Botanical Garden in Pjöngjang.

Es gab aber noch weitere Schwierigkeiten. Die Einrichtung eines Künstlergartens in der Großstadt Berlin war kein einfaches Unterfangen. Größte Hürde war der Erhalt einer Genehmigung vom Berliner Grünflächenamt. Um dieses mühsame Procedere kümmerte sich die Kuratorin Kim Keum-hwa. Ordnungsgemäße Verfahren mussten strikt eingehalten werden, Abmessungen und Bauweise hatten deutschen Normen zu entsprechen. Es galt, sich durch den Vorschriftendschungel zu navigieren und Kompromisse zu finden, die den Anforderungen von Parkverwaltung und Pflanzenschutzamt genügten und gleichzeitig das gestalterische Konzept der Künstler bewahrten.

Die Finanzierung war ein weiteres Problem. Glücklicherweise konnten im März 2019, zwei Monate vor der Eröffnung, durch Crowdfunding 32.500€ gesammelt werden. Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Kreisen, darunter prominente Schauspieler und Musiker aus Korea, unterstützten das Projekt, sandten Ermutigungsbotschaften und rührten die Werbetrommel. Es folgten Geldspenden vom Arts Council Korea, vom Korea Culture Center in Deutschland und von der Hans und Charlotte Krull Stiftung. Da die nordkoreanischen Pflanzen immer noch nicht eingetroffen waren, befand sich das Projekt zwar noch in der Vorbereitungsphase, aber diese unter großen Anstrengungen erzielten Zwischenerfolge waren von besonderer Bedeutung. Dank des lebhaften Interesses und der Unterstützung der Berliner sowie des Kulturamts Mitte schloss der Berliner Garten nicht wie ursprünglich geplant nach sechs Monaten am 15. November 2019, sondern bleibt bis zum 30. Oktober 2020 geöffnet.

Unterstützung aus Deutschland

Während der ersten Öffnungsperiode vom 23. Mai bis 15. November 2019 sorgten verschiedene Veranstaltungen für Atmosphäre. Die weltbekannte koreanische Sopranistin Jo Su-mi, die am Eröffnungstag auftrat, erklärte: „Ich wollte in Berlin, dem Symbol der Teilung und Einheit Deutschlands, die Botschaft des Künstlergartens unterstützen – den Wunsch nach innerkoreanischem Austausch und Frieden.“ Bei der Eröffnungsfeier traten Ju-Bora am Gayageum (koreanische zwölfsaitige Wölbbrettzither) und Jun Sung-eun am Blechklanginstrument Handpan gemeinsam auf.

Die Singer-Songwriterin Lee Lang, die für ihre Interpretation des nordkoreanischen Liedes Imjingang („Imjin-gang“ ist der Name eines von Nord- nach Südkorea fließender Fluss) in Laut- und Gebärdensprache berühmt wurde, sang am 7. Juni 2019 in der St. Matthäus Kirche. Am 8. November präsentierte dort die Ehrwürdige Jeong Kwan, eine buddhistische Nonne, die die koreanische Tempelküche weltbekannt machte, ein vegetarisches Abendmahl der Harmonie mit dem Wunsch nach der Wiedervereinigung Koreas. Anschließend traten unter der Leitung von Kim Keum-hwa und dem Titel Kunst und Politik, Garten und Utopie eine Reihe von in Berlin tätigen Künstler verschiedener Nationalitäten auf.

Mit der Verlängerung des Projekts bemühen sich die drei Künstler weiterhin um die Beschaffung nordkoreanischer Gewächse und Blumen.„Als ich erzählte, dass wir Blumen aus Nordkorea in unserem Garten anpflanzen wollen“, meinten alle, das sei unmöglich“, erzählte Han. „Ich glaube aber, es ist die Pflicht eines Künstlers, die Fantasie der Besucher zu beflügeln, indem er das scheinbar Unmögliche möglich macht.“

Ernst und entschlossen fügte er hinzu: „Wir werden uns auch in diesem Jahr um die Verwirklichung unserer Vorstellungen bemühen. Wir hoffen, dass einmal Menschen aus beiden Koreas in diesem Künstlergarten zusammenkommen und sich bei einer Schale Makgeolli-Reiswein unterhalten.“

Kuratorin Kim Keum-hwa wünscht sich: „Ich hoffe, dass es durch Fortschritte im innerkoreanischen Dialog möglich wird, dass nord- und südkoreanische Botaniker hier in diesem Garten zu Symposien zusammenkommen und über die Flora im Baekdu Daegan diskutieren.“

Kim Hak-soonJournalist, Gastprofessor, Fakultät für Medien und Kommunikation, Korea University

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