메인메뉴 바로가기본문으로 바로가기

null > 상세화면

2018 WINTER

Die wahre Freude desTaekwondo-Unterrichtens

Der koreanische Nationalsport Taekwondo zielt auf die Kultivierung eines gesunden Körpers und eines aufrichtigen und starken Geistes ab. Shim Jae-wan, Mitglied des Koreanischen Taekwondo-Verbandes und Gründer von Yonse Jeonghun Taekwondo, bringt Kindern diesen Kampfsport nun schon seit 32 Jahren mit einer ausgeprägten pädagogischen Verantwortung bei.

Vor dem eigentlichen Training führt Taekwondo-Meister Shim Jaewan die Schüler in die Meditation ein. Der Kampfsport Taekwondo kräftigt den Körper und kultiviert eine auf Selbstbeherrschung ausgerichtete Geisteshaltung.

Am 30. Mai 2018 traten koreanische Taekwondo-Sportler von World Taekwondobei der Generalaudienz von Papst Franziskus auf dem Petersplatz auf. Zum Schluss entrollte das Demonstrationsteam ein Banner mit der Aufschrift 'La pace è più preziosa del trionfo“ (Frieden ist wertvoller alsTriumph). Das Event betonte, wie das Ziel von Taekwondo, i.e. Frieden finden ohne zu kämpfen, durch Trainieren von Körper und Geist erreicht werden kann.

Taekwondo, das sich aus einer Kombination traditioneller koreanischer Kampfkünste entwickelte und nach dem Koreakrieg weite Verbreitung fand, galt in den 1970er Jahren als Nationalsport des Landes. Die offizielle Anerkennung erfolgte jedoch erst am 30. März 2018, als die südkoreanische Nationalversammlung ein entsprechendes Änderungsgesetz verabschiedete. Weitaus früher, nämlich schon im Jahr 2000, wurde Taekwondo bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney als offizielle Wettkampfsportart aufgenommen. Es erfreut sich heute einer weltweit beständig wachsenden Anhängerschaft. World Taekwondo, der internationale Taekwondo-Verband mit Hauptsitz in Seoul, hat derzeit 209 Mitgliedsländer.

In Korea selbst sieht die Lage jedoch etwas anders aus. Während des Tae- kwondo-Booms in den 1970er Jahren stieg die Zahl der Taekwondo-Studios (auf Koreanisch: Dojang) zwar an, aber die 'Kindergartnisierung“ im Zuge der Bemühungen rivalisierender Studios, die Anmeldezahlen zu erhöhen, scheint Taekwondo in die beiden Lager 'Freizeitsport“ und 'Leistungssport“ gespalten zu haben.

'In vielen anderen Ländern lernen die Menschen Taekwondo, um gesund zu bleiben, aber in Korea werden eher die technischen Fähigkeiten betont. In den USA ist die Zahl der Schüler zehnmal höher als in Korea, ein Dojang hat rund 500 Schüler, in einigen Fällen sogar bis zu 2.000. Im Ausland ist es üblich, dass ein Vater nach Feierabend gemeinsam mit der Familie trainiert, aber in Korea arbeiten die Menschen so lange, dass das für Büroangestellte meist utopisch ist.“ - so Shim Jae-wan, der in der Guui-Wohngegend im Seouler Stadtbezirk Gwangjin-gu ein eigenes Taekwondo-Studio betreibt. Auch wenn die Zahl der Schüler im Gegensatz zu Übersee in Korea langsam abnimmt, ist Shims 1986 eröffnetes Studio immer noch von praller Energie erfüllt.

Geist der Kampfkunst

'Die Zahl der Schüler pro Studio soll landesweit im Schnitt bei 50 bis 70 liegen, aber in unserem Studio sind es 270 bis 280. In einigen der Klassen der benachbarten Grundschule besuchen 50 bis 70% der Schüler mein Studio“, sagt Shim.

Unter den rund 14.000 Taekwondo-Studios in ganz Korea ist eine so hohe Anmelderate selten. 'Da Taekwondo zu einer sportlichen Aktivität für Kinder wurde, konzentrierten sich immer mehr Dojang darauf, die Kinder Spaß haben zu lassen und Spiele wie Einbeinkampf oder Ausweichball zu spielen“, sagt Shim. 'Für jüngere Kinder ist das Taekwondo-Training anstrengend, weshalb man ihr Interesse mit Spaß und Spielen zu wecken versucht. Aber in solchen Studios bleibt nach einem Jahr nur noch rund die Hälfte der Kinder übrig. Denn Kinder verlieren schnell das Interesse, wenn das Training nur noch aus Spaß und Spiel besteht.“

Shim überlegte zwar auch einmal, spielbasierte Trainingsmethoden auszuprobieren. Als Taekwondo-Meister sah er sich jedoch in der Verantwortung, am ursprünglichen Geist der Kampfkunst festzuhalten und setzte seine Karten weiterhin auf authentisches Training. Als Resultat trainieren die meisten Kinder in seinem Studio fünf bis sechs Jahre. Wenn sie dann im Laufe des Trainings von einem Rang zum nächsten aufsteigen, entdecken sie die wahre Freude der Kampfkunst.

Die Grundstruktur von Taekwondo ist auf der ganzen Welt gleich. Die Schüler legen Gürtel-Prüfungen ab, um von Geup 10 auf Geup 1 (Geup, auch Kup: Schülergrad) zu kommen und sich dann die Dan, die neun Meistergrade, hochzukämpfen. Da der Dan-Grad aber erst nach vollendetem 15. Lebensjahr verliehen werden kann, erhalten diejenigen, die die Qualifikation für die Dan-Prüfung vorweisen können, aber noch nicht 15 Jahre alt sind, den Junior-Titel 'Poom“.

Die Farben der Gürtel, die um den Tae- kwondo-Anzug getragen werden, entsprechen normalerweise den Rängen, es bestehen jedoch keinen strengen Regeln. Meist tragen Anfänger einen weißen Gürtel, der schwarze Gürtel ist Taekwon- doka im Dan-Rang vorbehalten. Gelbe oder rote Gürtel, wie sie manchmal von Kindern getragen werden, geben keine exakte Rangstufe an, sondern werden je nach Studio vergeben, um die jungen Schüler zum Durchhaltenzu ermutigen.

Schülerinnen von Taekwondo-Meister Shim demonstrieren ihre High-Kick-Fertigkeiten auf dem Gwanghwamun-Platz in der Seouler Innenstadt. Shim entwickelte „High-Kick-Holidays“ um insbesondere den Kampfgeist von Schulmädchen zu fördern und schöne Erinnerungen sammeln zu lassen.

Kreative Trainingsmethoden

Shim Jae-wan, ein Taekwondo-Meister (Sabeom) von Dan-Rang 6, wurde 1962 als jüngstes von sieben Kindern in einem kleinen Dorf in der Provinz Chungcheongbuk-do geboren. Als er sechs, sieben Jahre alt war, eröffnete in einem Nachbardorf ein Taekwondo-Studio. Er war neugierig, hatte aber kein Geld für den Unterricht. Als der Leiter des Studios davon erfuhr, ließ er ihn kostenlos am Training teilnehmen, sodass Shim Taekwondo für sich entdecken konnte. Als er nach Abschluss der Mittelschule nach Seoul zog, um dort eine Oberschule zu besuchen, setzte er sein Taekwondo-Training fort. Da die finanzielle Lage seiner Familie ihm kein Studium erlaubte, entschied er sich, mit Taekwondo seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nach Abschluss der Oberschule begann er sofort, als Lehrer in einem Taekwon- do-Studio zu arbeiten, und nach der Heirat mietete er einen Raum, um sein eigenes kleines Studio zu eröffnen. Nach 30 Jahren in diesem angemieteten Studio erwarb Shim 2016 größere Räumlichkeiten im Untergeschoss eines neuen Gebäudes.

Da er systematischer lernen wollte, studierte er Taekwondo am Institute of Continuing Education der Yonsei University und wurde einer der ersten Absolventen dieser Einrichtung für lebenslanges Lernen. Später schrieb er sich in Kursen der Taekwondo-Abteilung der Graduate School of Physical Education der Kyung Hee University ein, um seiner Leidenschaft fürs Lernen weiter zu frönen. So verbesserte sich nicht nur sein theoretisches Fundament, sondern auch seine Planungsfähigkeit, was in seinem Studio voll zur Geltung kommt.

In den meisten Studios sind normalerweise etwa 90% aller Schüler männlich, aber in Shims Studio sind rund 40% weiblich, was einem von ihm entwickelten, auf die speziellen Fähigkeiten weiblicher Schüler zugeschnittenen Spezialprogramm zu verdanken ist. Meistens sind Mädchen weitaus besser als Jungs, wenn es um das Ausführen hoher Tritte geht, bei denen nur ein Bein gerade nach oben schießt. Das brachte Shim dazu, ein Programm zu entwickeln, das er 'High-Kick-Reise“ nennt.

Reiseziele können die Seouler Stadtmitte sein, aber manchmal auch die USA, Vietnam usw. Die Schülerinnen geben vor beeindruckenden Landschaftskulissen oder einzigartiger Szenerie Kostproben ihres Könnens, die von Shim fürs Posting im Internet in Form von Fotos oder Videos festgehalten werden. Shim lernte sogar extra, wie man Bildmaterial produziert und bearbeitet, und meint, 'das Hochladen der Videos auf die Internetseite meines Studios oder auf YouTube ist mein größtes Glück.“

Er erklärt weiter: 'Ich wollte den Kindern wertvolle Erinnerungen an ihre Kindheit schenken. Besonders für die Mädchen wünsche ich mir, dass sie später einmal, wenn sie Mütter geworden sind, die Videos, die ich ihnen geschenkt habe, ihren Kindern zeigen und dadurch ermutigt werden können.“

Seine Planungsfähigkeit kommt aber auch noch als Präsident des Korea Tae- kwondo Tool Training Center zum Ausdruck, für das er mit Begeisterung Geräte-basierte Techniken entwickelt.

'Das Geräte-basierte Training wurde zwar von einem anderen Meister erfunden, fand aber keine weite Verbreitung“, sagt Shim. 'Ich habe es in mehrere Stufen unterteilt und integriere es ins Training. Bislang wurde das Taekwondo-Training vom Meister persönlich durchgeführt, aber wenn man Geräte einsetzt, können die Schüler einige Dinge auch selbstständig üben. Ein Beispiel: Wenn früher ein Kind den Spagat nicht voll schaffte, musste der Trainer eigenhändig Druck ausüben, um die Muskeln mit Gewalt zu dehnen. Aber wenn die Kinder heute konsequent mit einem Gerät trainieren, können sie alles selbst machen. Zuerst treten sie niedrig platzierte Dominosteine mit dem Fuß um und versuchen sich dann an immer höher platzierten Dominosteinen, bis eine optimale Muskeldehnung erreicht ist.“

Ein letzter Traum

Shim wacht jeden Morgen um 8:30 Uhr auf und ist gegen 11:00 Uhr in seinem Studio, wo er in seinen Taekwondo-Anzug schlüpft und dann mit den anderen Lehrern zusammen das Studio fürs Training herrichtet. Gegen 11:30 Uhr essen alle gemeinsam, danach kümmert Shim sich um das Trainingsprogramm, während die anderen Trainer mit den beiden 12-Sitzer-Minibussen des Studios losfahren, um die Kinder von der Schule abzuholen. Die Kinder treffen zwischen 12:30 und 14:00 Uhr ein, ziehen sich um und beginnen mit dem Training.

Shims Arbeitstag endet erst zwischen 22:00 und 23:00 Uhr, nachdem alle Schüler nach Hause gebracht sind und das Studio aufgeräumt ist, aber endgültig Schluss ist auch dann noch nicht: 'Wenn ich nach Hause komme und nach Duschen und Abendessen die Fotos der Schüler auf die Internetseite des Studios oder YouTube hochgeladen habe, ist es meist schon zwischen halb eins und zwei in der Frühe, bis ich endlich ins Bett komme. Da ich mich mittlerweile an diesen Tagesablauf gewöhnt habe, bin ich aber nicht besonders erschöpft“, sagt er. 'Und wenn ich mich mal etwas erschlagen fühle, ruhe ich mich zu Hause aus und schaue mir Fotos von den Kindern an, die ihre Tritttechniken üben. Dabei laden sich meine Energiereserven von selbst wieder auf.“

Auf den ersten Blick mag es scheinen, als drehe sich Shims Alltagsleben nur um Taekwondo, aber für ihn sieht jeder Tag neu und besonders aus.

'Als ich mein eigenes Studio aufmachte, hatte ich drei Träume: eine eigene Wohnung zu kaufen, mein Traumauto zu kaufen und ein eigenes Studio in Räumlichkeiten, die mir gehören, aufzumachen. Nun sind all diese Träume wahr geworden“, sagt Shim.

Jetzt, in seinen späten Fünfzigern, hat er nur noch ein Ziel im Leben: Bis zum Alter von 70 Jahren möchte er Kindern helfen, zusammen mit Taekwondo gut aufzuwachsen. Jedoch enttäuscht oftmals die Realität seine Hoffnungen.

'Die Kinder von heute scheinen in geistiger Hinsicht viel schwächer zu sein als früher“, meint er. 'Es gibt auch viele Mütter, die die Kinder übermäßig um- sorgen. Und es gibt so viele Kinder, die ohne Geschwister aufwachsen, sodass ihnen jeder Sinn für Kompromisse, für Rücksichtnahme auf andere und jeglicher Gemeinschaftssinn abgeht und sie sich bei der kleinsten Provokation sofort streiten. Wenn sie nicht hungrig sind, werfen sie ihr Essen lieber in den Müll, anstatt es anderen anzubieten. Es wird ihnen immer alles gegeben, daher wissen sie nicht, wie man etwas mit anderen teilt. Vom Körperbau her werden sie immer größer und schwerer, aber es fehlt ihnen an Kraft und Ausdauer. Auch sind Knochendichte und Muskelkraft stark zurückgegangen.“

Der Anblick solcher Kinder drückt Shim zwar das Herz ab, aber gerade deshalb denkt er, dass 'die Rolle von Taekwondo im Leben der Kinder immer wichtiger wird“. Das Erste, was neuen Schülern beigebracht wird, ist ein korrekt-höflicher Sprachgebrauch und Meditation, i.e. grundlegende Übungen in Charakterbildung. Shim betreut die Kinder zwar stets wie ein liebenswerter Großvater, aber duldet nicht, dass einer seiner Schüler einen schwächeren oder jüngeren Kameraden schikaniert.

Sowohl Körper als auch Geist trainieren

'Es nützt nichts, wenn das Training nur den Körper stark macht. Beim Taekwondo-Training geht es nicht nur darum, den Körper zu stärken, sondern auch Achtsamkeit zu kultivieren, um die Körperkraft zu kontrollieren. Wenn man lernt, wie man seinen Körper einsetzt, muss man noch stärker auf sein Verhalten achten, und wenn man sich körperlich stärker als andere gemacht hat, dann muss man ihnen helfen und darf ihnen nicht schaden“, sagt Shim.

Eine seiner Strafen für das Bullying eines Jüngeren ist, den schwarzen Gürtel des Missetäters durch einen weißen Gürtel zu ersetzen. Da weiße Gürtel nur von Anfängern getragen werden, wird dem Übeltäter damit signalisiert, 'verändere deine Herzens- und Geisteseinstellung und beginne von vorne“.

Im Laufe des Tages füllt sich das leere Studio mit lebhaften Kindern in Taekwondo-Anzügen. Umgeben von so viel jugendlicher Energie leuchtet das Gesicht von Meister Shim auf, und ich glaube, jetzt wird deutlich, was es heißt, zu sagen 'Frieden ist wertvoller als Triumph“.

Kim Heung-sookDichterin

Ahn Hong-beomFotos

전체메뉴

전체메뉴 닫기