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2019 SUMMER

Ssireum wird UNESCO-Kulturerbe

Auf Grundlage einer bislang einmaligen gemeinsamen Antragstellung der beiden Koreas wurde Ssireum, der traditionelle koreanische Ringkampf, in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Diese vereinten innerkoreanischen Bemühungen lassen auf eine Verbesserung der Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden hoffen.

Eine Szene aus einer auf das 5. Jahrhundert datierten Wandmalerei des Gakjeochong (Grab der Ringkämpfer). Die aus der Goyguryeo-Zeit stammende Wandmalerei ist die älteste bekannte Darstellung von Ssireum. Die dargestellte Stellung der Ringkämpfer entspricht der von heute.Mit freundlicher Genehmigung von Park Hong-soon

„Ssireum ist ein alter, nur in Korea verbreiteter Ringstil und eine traditionelle Sportart. Die Ringkämpfer tragen einen „Satba“ genannten Stoffgurt um Hüfte und Oberschenkel geschlungen, den sie fest packen, um den Gegner zu Fall zu bringen. Bei einem Kampf wird es als Sieg gewertet, wenn ein oberhalb des Knies befindlicher Körperteil des Gegners den Sand berührt. Die Ssireum-Kämpfe, die innerhalb eines kleinen, mit Sand ausgestreuten Kreises ausgetragen werden, verlangen nicht nur schnelle Reaktionsfähigkeit, Ausdauer und geschickte Koordination des ganzen Körpers, insbesondere der Hände, Füße und des Rückens, sondern auch körperliche und geistige Belastbarkeit.

Für die Koreaner ist Ssireum aber mehr als nur ein traditioneller Volkssport. Die Wettkämpfe sind schon seit alter Zeit fester Bestandteil aller besonderen Tage im Jahresreigen und waren Auftakt jedes Fest- und Feiertages nach Lunarkalender. Früher nahmen alle Dorfbewohner daran teil, sei es als Wettkämpfer oder Zuschauer.

In vielerlei Hinsicht kommt Ssireum aber auch eine soziale, die Gemeinschaft fördernde Bedeutung zu, die über Fähigkeiten oder Vorlieben des Einzelnen hinausgeht. Deshalb überdauerte der Sport selbst die erste Hälfte des 20. Jhs., als Korea seine Souveränität verlor und unter der kolonialen Unterdrückung stöhnte. Landesweite Wettbewerbe zogen sich oft über einen ganzen Monat hin und spielten eine große Rolle zur Bewahrung der ethnischen und kulturellen Identität der Koreaner. Erst in der Endphase der Kolonialherrschaft gab es ein Verbot von Seiten der japanischen Kolonialverwaltung.

Auch nach der Befreiung und der darauf folgenden Teilung des Landes blieb Ssireum im Norden wie im Süden als gemeinsames traditionelles Erbe des koreanischen Volkes erhalten. Noch vor der Gründung der Regierung der Repu-blik Korea wurde Ssireum im Süden zur offiziellen Disziplin nationaler Sportwettkämpfe bestimmt und bis heute werden jährlich auf regionaler und nationaler Ebene verschiedene Wettbewerbe ausgetragen. Die Sportart ist zwar nicht mehr ganz so verbreitet wie früher, es gibt aber nach wie vor an vielen Schulen des Landes Ssireum-Clubs und Enthusiasten bilden Regional- und Firmenteams. In Nordkorea spielt Ssireum als wichtige Nationalsportart und als Freizeitsport ebenfalls nach wie vor eine wichtige Rolle. Während der Feiertage zum Erntedankfest Chuseok findet auch in Nordkorea jedes Jahr im Herbst ein landesweiter Wettbewerb statt und auf Dorfebene werden am Dano-Tag (5. Mai nach Lunarkalender) Wettkämpfe veranstaltet. Am internationalen Kindertag, der am 1. Juni gefeiert wird, gibt es einen weiteren landesweiten Wettbewerb ausschließlich für jugendliche Ringer.

Historische Belege

Der älteste historische Beleg für Ssireum ist ein Wandgemälde in einem Königsgrab aus der Goguryeo-Zeit (37 v. Chr. - 668 n. Chr.), das als Gakjeochong (Grab der Ringkämpfer) bekannt ist. Es befindet sich in der Provinz Jilin im Nordosten Chinas, dem ehemaligen Territorium von Goguryeo. Die dort abgebildeten Ringer halten einander mit verkeilten Schultern am Satba-Stoffgurt gepackt, eine Stellung, die bis heute bei Ssireum-Kämpfen zu sehen ist. Die antike Kampfweise unterscheidet sich also kaum von der heutigen. Die Anfänge von Ssireum lassen sich zwar nicht genau zurückverfolgen, aber allein schon die Tatsache, dass eine Ringkampf-Szene einen beträchtlichen Teil einer Wandmalerei aus dem 5. Jh. einnimmt, weist darauf hin, dass sich seine Beliebtheit noch weiter zurückverfolgen lässt.

Vor allem zeigt das Wandbild, dass Ssireum in der alten koreanischen Gesellschaft mehr als nur eine Sportart war: Der auf der linken Seite abgebildete Baum ist nämlich ein „heiliger Baum“ von der Art, wie er in vielen frühen Zivilisationen überall auf der Welt verehrt wurde. Dieser „Baum des Lebens“ symbolisierte die Quelle allen Lebens und die Verbindung zwischen Himmel und Erde, während die Vögel auf den Ästen als Mittler zwischen Diesseits und Jenseits fungierten. Daraus lässt sich schließen, dass ein Ssireum-Kampf neben einem heiligen Baum mehr war als ein reines Sportereignis: Es war ein gesellschaftliches Ritual. Dazu noch lehnen sich ein Tiger und ein Bär an den Baumstamm. Diese beiden Tiere wiederum sind die Hauptfiguren im Gründungsmythos des ersten koreanischen Königreichs.

Da Ssireum auch in vielen anderen alten Grabmalereien dargestellt wird, ist anzunehmen, dass es selbst in den oberen Schichten der Gesellschaft einschließlich Königsfamilie und Adel beliebt war, was allerdings nicht bedeutet, dass es nur von einer bestimmten Gesellschaftsschicht ausgeübt worden wäre. So weisen z.B. Kleidung und Frisuren der Ringer keine Merkmale auf, die auf einen hohen gesellschaftlichen Status rückschließen ließen, d.h. Ssireum scheint auch beim einfachen Volk beliebt gewesen zu sein.

Laut dem Samguksagi (Geschichte der Drei Königreiche), einer wichtigen historischen Quelle aus dem Jahr 1145, sollen im Silla-Reich (57 v. Chr. – 654 n. Chr.) Kronprinz Kim Chun-chu und der Adlige Kim Yu-sin im Ssireum gegeneinander angetreten sein. Nach dem Goryeosa (Geschichte des Goyryeo-Reichs), einer weiteren, 1451 fertiggestellten Quelle, war Ssireum im frühen 14. Jh. auf allen Sprossen der Gesellschaftsleiter vom König bis hinunter zu den Vasallen und Soldaten beliebt. Zu jener Zeit stand das Goryeo-Reich unter der Vorherrschaft der Mongolen, was darauf hindeutet, dass die Verfasser der Geschichte des Goryeo-Reichs darum bemüht waren, die Identität und innere Einheit des koreanischen Volkes durch den traditionellen Sport zu betonen und zu festigen.

Solidarität des Gemeinwesens

Ringkampf, Albumblatt von Kim Hong-do (1745–c. 1806); 18. Jh., Tusche und leichte Farben auf Papier, 26,9 × 22,2 cm Diese berühmte Genremalerei von Kim Hong-do, einem Hofmaler der Späten Joseon-Zeit, zeigt Adlige, gemeine Bürger und Kinder, die sich bei einen Ringkampf vergnügen. Die Zeichnung weist eine ausgewogene Kreiskomposition auf, Gestik und Mimik der Zuschauer sind lebendig zum Ausdruck gebracht. © National Museum of Korea

Ssireum, eine Tuschezeichnung des Hofmalers Kim Hong-do (1806?-1814?) aus dem 18. Jh., belegt ebenfalls die gesellschaftliche Funktion des Ringkampfes, die Angehörigen der verschiedenen Gesellschaftsschichten über die Schranken von Klasse und Altersgruppen hinweg zu verbinden. Diese bei den Koreanern heutzutage bekannteste historische Ssireum-Darstellung hat den Moment, der über Sieg oder Niederlage entscheidet, lebendig eingefangen. Der Ringer im Hintergrund wendet eine Handtechnik an, um das Bein des Gegners zu packen und ihn umzustoßen, während der Ringer im Vordergrund den Körper des Rivalen hochhebt, wobei er die Kraft seines Rückens nutzt, um ihn zu Boden zu werfen. Auch die Zuschauer sind aufschlussreich: In einer Zeit, in der ein undurchlässiges feudales Klassensystem herrschte, ist der Anblick von Adligen und Gemeinbürgern sowie Erwachsenen und Kindern, die nebeneinander sitzend den Wettkampf genießen, recht außergewöhnlich.

Am 26. November 2018 wurde Ssireum auf der 13. Tagung des Zwischenstaatlichen UNESCO-Ausschusses für die Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes in Port Louis, Mauritius, mit einstimmiger Billigung der 24 Mitgliedstaaten in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Der offizielle Eintrag lautet „Traditional Korean Wrestling, Ssirum/Ssireum“ (Traditioneller koreanischer Ringkampf, Ssirum/Ssireum). Es ist der allererste gemeinsame Eintrag für die beiden Koreas.

Bei der Eintragung wurde die oben erwähnte gesellschaftliche Bedeutung des Sports sowie die Tatsache anerkannt, dass Ssireum-Ringkämpfe im Norden wie im Süden der Koreanischen Halbinsel seit rund 1.600 Jahren in unveränderter Form ausgetragen werden. Das UNESCO Komitee konstatierte: „Basierend auf ihren jeweiligen regionalspezifischen Gegebenheiten haben die verschiedenen Regionen unterschiedliche Ssireum-Varianten entwickelt, aber allen gemeinsam ist die Funktion, Zusammenhalt und Zusammenarbeit innerhalb der Gemeinschaft zu befestigen.“ Weiterhin heißt es: „Die gemeinsame Eintragung markiert einen hochsymbolischen Schritt auf dem Weg zur Aussöhnung zwischen den beiden Koreas“.

Der Eintrag von Ssireum als Immaterielles Erbe der Menschheit könnte ein praktischer Anlass sein, über das vage Gefühl der Zusammengehörigkeit als ein Volk hinaus einen Prozess hin zu wahrhafter Versöhnung und Einheit in die Wege zu leiten.can become a practical opportunity to move forward beyond a vague sense of a shared identity to a real process of reconciliation and unity.

Ein symbolischer Schritt

Jo Myong-jin feiert seinen Sieg beim 12. Großen Nationalen Bullenpreis-Ssireum-Turnier, das im September 2015 in dem auf der Insel Rungra in Pjöngjang gelegenen Stadion 1. Mai stattfand. Ein Bulle ist seit jeher der Siegespreis bei Ssireum-Wettkämpfen.
© Yonhap News Agency

Über die letzten sieben Jahrzehnte haben Süd- und Nordkorea unterschiedliche Gesellschaftssysteme aufgebaut und politisch sowie militärisch einen Konfrontationskurs verfolgt, was dazu führte, dass sich gesellschaftliche Einrichtungen und Praktiken auf beiden Seiten unterschiedlich entwickelt haben. Angesichts dieser Gegebenheiten könnte der Eintrag von Ssireum als Immaterielles Erbe der Menschheit ein praktischer Anlass sein, über das vage Gefühl der Zusammengehörigkeit als ein Volk hinaus einen Prozess hin zu wahrhafter Versöhnung und Einheit in die Wege zu leiten.

Gemeinsame koreanische Mannschaften sind bereits bei einigen internationalen Wettbewerben für Sportarten wie Tischtennis, Jugendfußball und Eishockey angetreten, aber in den meisten Fällen waren es einmalige Angelegenheiten. Abgesehen von Freude und Schmerz über Sieg bzw. Niederlage gab es deutliche Grenzen in Bezug auf dauerhaftere emotionale Bindungen unter den Athleten aus Nord und Süd.

Zwischen den zuständigen Behörden und Sportorganisationen aus Nord- und Südkorea laufen bereits Gespräche über die Organisation eines gemeinsamen Ssireum-Wettbewerbs. Wenn sich die beiden Koreas auf regelmäßig stattfindende Wettkämpfe der Bürger aus Nord und Süd, seien es nun Profis oder Amateure, einigen könnten, wäre das ein großer Schritt in Richtung Frieden und Versöhnung. Um solchen Bemühungen ein größeres Momentum zu verleihen, könnten auf der gesamten Koreanischen Halbinsel Vorentscheidungskämpfe ausgetragen werden, an denen jeder teilnehmen kann, egal ob Profi oder Amateur. Danach könnten die Regionalsieger gegeneinander antreten, um den Champion in der jeweiligen Ssireum-Kategorie festzustellen. Zudem könnten die beiden Koreas gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um Ssireum als Spiel und Sportart für jedermann weltweit bekannt zu machen.

Zwei Ringer versuchen beim Korea Open Ssireum Festival, das am 26. November 2018 in der Sporthalle Andong veranstaltet wurde, einander niederzuzwingen. An diesem Tag beschloss die UNESCO, den Traditionellen Koreanischen Ringkampf in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Dem ging der bis dahin erste, von den beiden Koreas gemeinsam gestellte Antrag auf Registrierung voraus.
© Yonhap News Agency

Park Hong-soon Freiberuflicher Autor

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