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2020 AUTUMN

Schützer der Kulturgüter im Krieg

Das Museum und der Krieg: In Erinnerung an den 70. Jahrestag des Ausbruchs des Koreakriegs (25. 6.-13. 9. 2020), eine Sonderausstellung des Koreanischen Nationalmuseums, die wegen der COVID-19-Pandemie am 25. Juni, dem Tag des Kriegsausbruchs, zunächst online eröffnet wurde, erinnert an die eiserne Entschlossenheit, wertvolle Kulturschätze durch Auslagern zu schützen. In diesem Beitrag beschreibt die Autorin die diesbezüglichen Bemühungen ihres Vaters, des ersten Direktors des Nationalmuseums, der Museumsmitarbeiter und der amerikanischen Helfer.

Krieg zerstört nicht nur Menschenleben, sondern auch bedeutende Kulturgüter und Kunstwerke. Es wird hemmungslos geplündert und zerstört, weil mit der Auslöschung der „Kultur“ des besiegten Landes auch seine Geschichte und Identität ausgelöscht werden. Im Zweiten Weltkrieg gab es eine Nazi-Organisation, die für systematische Plünderungen und Beschlagnahmung von Kunstgütern, historischen Dokumenten und Büchern in ganz Europa verantwortlich zeichnete. Allein die Zahl der Kunstwerke soll sich dabei auf rund 250.000 belaufen haben. Diese Plünderungen wurden später bei den Nürnberger Prozessen als Kriegsverbrechen gewertet.

Während des Koreakriegs, des tragischen Bruderkriegs, versuchten die nordkoreanischen Streitkräfte ebenfalls, Kulturgüter zu entwenden. Es ist nur dem aufopfernden Einsatz vieler Einzelpersonen zu verdanken, dass die Exponate des Nationalmuseums noch rechtzeitig in die provisorische Hauptstadt Busan ausgelagert und vor Plünderungen bewahrt werden konnten. Diese Bemühungen sind jedoch im In- und Ausland kaum bekannt.

Dieses Foto von 1952 zeigt Mitarbeiter des Nationalmuseums bei einer Besprechung im Gebäude des provisorischen Museums in Busan, das während des Kriegs als provisorische Hauptstadt fungierte. Dr. Kim Chewon, der erste Direktor des Museums, ist in der Mitte zu sehen (sechster von links). © Koreanisches Nationalmuseum

Gefährdete Kunstschätze

Eine Aufnahme der Palastanlage Gyeongbok-gung aus dem Jahr 1915 zeigt einen im westlichen Stil gehaltenen, von der japanischen Kolonialregierung errichteten Bau, für den zuvor zahlreiche alte Palastgebäude weichen mussten. In dem Gebäude war der Vorläufer des Koreanischen Nationalmuseums, das Museum des Japanischen Generalgouverneurs von Korea, untergebracht. Rechter Hand sind einige Palastbauten und das Osttor Geonchun-mun erhalten, links unten ist die zur Thronhalle Geunjeong-jeon gehörige Arkade zu sehen.© Koreanisches Nationalmuseum

Es war Kim Jae-won (1909-1990), der erste Direktor des Nationalmuseums, der bei Ausbruch des Kriegs eine entscheidende Rolle dabei spielte, die Kulturgüter des Museums zu schützen. Während seines Studiums an der Universität München in den 1920/30er Jahren hatte er die politischen Unruhen unter Hitlers Herrschaft erlebt. Danach arbeitete er an der Universität Gent in Belgien in der Abteilung für Chinesische Archäologie als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Carl Hentze (1883–1975), bevor er 1940 nach Korea zurückkehrte, wo er am Boseong College, der heutigen Korea University, Deutsch lehrte. Im Dezember 1945 wurde er von der amerikanischen Militärverwaltung in Seoul zum ersten Direktor des Nationalmuseums, des einstigen „Museum des Japanischen Generalgouverneurs in Korea“, ernannt, einer Position, die er bis Februar 1970 innehatte. Das Museum wurde 1915 innerhalb des Palastes Gyeongbok-gung im westlichen Stil gebaut. Nach Meinung der US-Militärverwaltung, die nach der Befreiung des Landes nach einem geeigneten Leiter für das Museum suchte, war Kim, der in Deutschland promovierte Archäologe, der richtige Mann für diesen Posten.

Als am 25. Juni 1950 die Nachricht vom Einmarsch und von der Besetzung Seouls durch nordkoreanische Truppen kam, waren die Mitarbeiter immer noch mit der Einrichtung des neuen Museums beschäftigt. Drei Tage später wurde die Flagge Nordkoreas auf dem Museum gehisst und einer der Mitarbeiter forderte laut den Sturz von Präsident Rhee Syngman. Kim Chewon musste sich bei einem Bekannten verstecken, da die nordkoreanischen Soldaten führende Persönlichkeiten kidnappten.

Die nordkoreanischen Agenten, die das Museum besetzt hatten, arbeiteten Pläne aus, nicht nur die Sammlung des Nationalmuseums, sondern auch die Privatsammlung von Jeon Hyeong-pil (1906-1962), des Gründers des Kansong Art Museum, nach Nordkorea zu bringen. Sie befahlen den Mitarbeitern, die wertvollsten Kulturgüter zu verpacken und an einen anderen Ort in der Stadt zu bringen. Die Museumsmitarbeiter spielten jedoch auf Zeit, indem sie vorgaben, es fehle an Packpapier oder an Material für die Fertigung von Kisten, sodass sich die Arbeiten hinauszögerten. Auf diese Weise vergingen drei Monate, und als die UN-Truppen am 28. September Seoul zurückeroberten, gaben die Agenten ihre Pläne auf und ergriffen hastig die Flucht in den Norden. Die meisten Kulturgüter warteten zwar bereits transportbereit verpackt im Palast Deoksu-gung aufs Verladen, aber es waren nirgendwo mehr LKWs aufzutreiben, da die Nordkoreaner sie alle für den Rückzug ihrer Soldaten eingesetzt hatten. Der Palast Gyeongbok-gung war durch den nordkoreanischen Bombenhagel schwer beschädigt worden, darunter auch die Gebäude, die ein Teil der Museumssammlung beherbergt hatten.

Geheimaktion

Kim Chewon (rechts) und Eugene I. Knez, der während des Koreakriegs als Direktor der Informationsagentur der Vereinigten Staaten in Busan diente. Knez arrangierte privat den sicheren Transport der Museumssammlung nach Busan. © Koreanisches Nationalmuseum

Nach der Rückeroberung Seouls rückten die Streitkräfte Südkoreas und der UN mit geballter Macht weiter nach Norden vor. Doch bald schon wendete sich das Blatt durch die Intervention des chinesischen Militärs. Direktor Kim, der im November den Rückzug Dutzender US-Panzer beobachtet hatte, erkannte den Ernst der Lage und schlug Bildungsminister Paek Nak-chun (1895-1985) vor, die Museumssammlung in die vom Krieg noch verschonte Hafenstadt Busan im Süden der koreanischen Halbinsel auszulagern. Sollten die Stücke noch einmal in die Hände der Nordkoreaner geraten, dürften sie endgültig verloren sein, so seine Beurteilung der Lage. Minister Paek verfasste daraufhin ein Genehmigungsschreiben auf Englisch, um die Vertraulichkeit der Angelegenheit sicherzustellen.

Damit war die offizielle Erlaubnis zwar erteilt worden, das Problem war aber jetzt der Transport, da es ja bereits an Fahrzeugen für Soldaten und Flüchtlinge mangelte. Es war Eugene I. Knez (1916-2010), der damalige Direktor der Informationsagentur der Vereinigten Staaten (USIA) in Busan, der zum Retter in der Not wurde. Der Anthropologe hätte zwar die formelle Genehmigung von US-Botschafter John J. Muccio (1900-1989) für den Plan einholen müssen, beschloss jedoch angesichts der Dringlichkeit der Lage kurzerhand, selbst die volle Verantwortung für das Vorhaben zu übernehmen. Knez, der wusste, dass die für den Transport militärischer Fracht eingesetzten Güterzüge größtenteils leer nach Busan zurückkehrten, überzeugte einen der zuständigen US-Offiziere und konnte so einen Zug nach Busan sicherstellen. Die Transportabteilung der US-Streitkräfte stellte die LKWs für den Transport der Museumsstücke zum Seouler Bahnhof bereit.

Am 6. Dezember informierte Kim Minister Paek über seine Abreise nach Busan. Insgesamt 16 Personen stiegen in den Frachtzug, darunter Verantwortliche des Nationalmuseums mit ihren Familien. Da die Aktion geheim gehalten werden und der Zug an mehreren Bahnhöfen einige Stunden Halt machen musste, dauerte die heutzutage nur zweieinhalbstündige Fahrt ganze vier Tage. Einen Monat später, am 4. Januar 1951, eroberten die nordkoreanischen Truppen Seoul zurück.

Präsident Rhee Syngman war sich der Bedeutung der Kulturgüter mehr als bewusst. Da er glaubte, die Schätze im Falle einer Ausweitung des Kriegsgeschehens ins Ausland auslagern zu müssen, sondierte er die Meinungen im US-Außenministerium. Dort befürchtete man, dass eine solche Aktion dem Ministerium den böswilligen Vorwurf der Plünderung koreanischer Kulturgüter einbringen könnte und empfahl die Auslagerung nach Japan. Doch Präsident Rhee war der Ansicht, dass Japan nicht zu vertrauen sei. Glücklicherweise erübrigten sich weitere Diskussionen darüber, da die koreanischen Streitkräfte und die UN-Truppen im März 1951 Seoul zurückerobern und die nordkoreanischen und chinesischen Truppen für den Rest des Krieges von Busan fernhalten konnten.

In diesem Kontext bleibt noch etwas zu erwähnen: Im Juli 1950, nur wenige Wochen nach Kriegsausbruch, befahl Präsident Rhee Oberst Kim Il-hwan (1914-2001) vom koreanischen Verteidigungsministerium 139 wichtige Kulturgüter, darunter auch die Silla-Goldkronen, die in der Zweigstelle des Nationalmuseums in Gyeongju untergebracht waren, und die in der Koreanischen Nationalbank gelagerten Goldbarren nach San Francisco zu schicken, wo sie dann im Tresor der Bank of America aufbewahrt wurden. Diese Kulturgegenstände wurden in die Ausstellung Meisterwerke Koreanischer Kunst, die 1957/58 durch acht US-Städte tourte, aufgenommen und 1959 wieder sicher nach Korea zurückgebracht.

Die Wandgemälde gehörten zu den insgesamt 18.883 Exponaten des Nationalmuseums, die in 430 Kisten verpackt ausgelagert wurden. Durch die engagierten Bemühungen vieler Einzelpersonen wurde die Museumssammlung von den Verwüstungen des Kriegs verschont.

Der Katalog von Meisterwerke Koreanischer Kunst, der ersten Übersee-Ausstellung koreanischer Artefakte. Die Ausstellung, die 1957-58 in acht amerikanischen Städten zu sehen war, demonstrierte der Welt, dass Korea sich gut von den Verwüstungen des Kriegs am Erholen war. Dieses Katalogfoto zeigt die Goldkrone aus dem Seobongchong-Tumuli (Glücksbringendes Phönix-Grab) in Gyeongju, Schatz Nr. 339. © Koreanisches Nationalmuseum

Unermüdliche Unterstützung

Pranidhi-Darstellung; Wandmalerei, Lehm, 145 × 57 cm. Koreanisches Nationalmuseum. Eine der Pranidhi (Sanskrit: Versprechen) Wandmalereien, die aus Grab Nr. 15 der Höhlen von Bezeklik, der größten, auf das 6. bis 12. Jh. zurückgehenden Höhlentempelstätte in Turpan, ausgegraben wurde. Sie zeigt Sakyamuni in einem vorherigen Leben mit Blumen in beiden Händen. © Koreanisches Nationalmuseum

Inzwischen sorgte sich Kim Chewon in der Provisorischen Hauptstadt Busan um die noch in Seoul verbliebenen Weltkulturerbeschätze: rund 60 Wandmalereien aus Zentralasien. Diese auf Lehmwänden angebrachten Malereien – ein Geschenk, das ein japanischer Mäzen dem Museum des Japanischen Generalgouverneurs von Korea während der Kolonialherrschaft gemacht hatte – konnten wegen ihres Gewichts und ihrer Dicke nicht sicher nach Busan transportiert werden.

Eine vergleichbare Situation hatte es im Ethnologischen Museum Berlin gegeben. Die dortigen Wandgemälde, die während des Zweiten Weltkriegs nicht wie andere Exponate an einen sicheren Ort hatten ausgelagert werden können, wurden zu ca. 30% zerstört. Der Verantwortliche soll sich damals das Leben genommen haben.

Um die Wandgemälde in Seoul zu retten, kehrte Direktor Kim mit einigen Museumsmitarbeitern im April und Mai 1951 nach Seoul zurück, wo sie die Kunstwerke im Kugelhagel der von chinesischen Truppen unterstützten Frühjahrsoffensive der Nordkoreaner verpackten und sicher nach Busan brachten. Auf Bitte von Eugene I. Knez half Colonel Charles R. Munske (1897-1985) beim Verpacken und anschließenden Transport der Wandgemälde zum Seouler Hauptbahnhof. Die Wandgemälde gehörten zu den insgesamt 18.883 Exponaten des Nationalmuseums, die in 430 Kisten verpackt ausgelagert wurden. Durch die engagierten Bemühungen vieler Einzelpersonen wurde die Museumssammlung von den Verwüstungen des Kriegs verschont.

Selbst im Chaos des Kriegs vernachlässigte das Nationalmuseum seine Aufgaben nicht. Nach dem Waffenstillstand 1953 wurde die Museumssammlung nach Seoul zurückgebracht und im Palast Deoksu-gung in der Halle Seokjo-jeon, dem ersten Steingebäude europäischen Stils, untergebracht. 1955 wurde das Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ich wurde als jüngste Tochter von Museumsdirektor Kim Chewon in Busan geboren, nachdem meine Familie dort Zuflucht gefunden hatte. An meine Kindheit in Busan kann ich mich kaum erinnern, aber während meiner Zeit als Direktorin des Nationalmuseums (2011-2016) musste ich bei jedem Rundgang durch die Ausstellung daran denken, wie schwierig es in solch einer lebensbedrohlichen Situation gewesen sein muss, die Kulturgüter zu schützen. All das war nur möglich dank der Führungsqualitäten von Kim Chewon, der internationale Erfahrung, Fremdsprachenkenntnisse, schnelles Urteilsvermögen und ein starkes Pflichtbewusstsein besaß. Es wäre aber auch nicht möglich gewesen ohne die Museumsmitarbeiter, die ihr Leben ebenfalls für den Schutz der Kunstschätze riskierten, und all diejenigen, die unabhängig von ihrer Nationalität aus Respekt vor dem Wert von Kulturgütern eine helfende Hand reichten. 

Eine Ausstellungshalle des Nationalmuseums, die nach Ende des Koreakriegs in den Seokjo-jeon (Pavillon aus Stein) im Palast Deoksu-gung verlegt und 1955 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. © Koreanisches Nationalmuseum

Kim YoungnaEhrenprofessorin, Seoul National University; ehem. Direktorin des Koreanischen Nationalmuseums

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