메인메뉴 바로가기본문으로 바로가기

null > 상세화면

2024 AUTUMN

Eine Hochburg der Indie-Musik

Die koreanische Indie-Musik ist untrennbar mit den Live-Clubs rund um das Viertel Hongdae verbunden. Die ersten von ihnen entstanden in den frühen 1990er Jahren und waren Wiege von neuer Musik und Indie-Bands. Als Hotspots zeitgenössischer Musiker bereichern sie bis heute die koreanische Musiklandschaft.

Das Quartett Dabda bei einem Auftritt im Club BBang während des Live Club Day im Oktober 2023. Dieses Festival ermöglicht es, die große Vielfalt der Live-Club-Szene Hongdaes mit einem einzigen Ticket zu erleben.
© indieinsomnia

„An dem heißen Sommertag war dort eine andere Welt als meine. / Auf den wirr sonnenbeschienenen Straßenboden sprühten die Jungs Wasser.“ So beginnt An dem heißen Sommertag 1996, ein Song des Duos Weeper, der 2001 auf dem Album Die Ära des Verlusts erschien. Der Text erinnert an den 25. Mai 1996, kurz vor Sommeranfang. Die „eine andere Welt als meine“, die Weepers Leadsänger E Z Hyoung beschreibt, war die Autoparkstraße vor Hongdae, genauer gesagt die dort aufgebaute Bühne. Wilde, kettentragende Typen in Lederoutfits und hochgestylten Haaren hatten sie gestürmt und brachten ihre wilden, rohen Klänge buchstäblich zum Explodieren. Es war die erste Street Punk Show Koreas.

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in Korea nicht viele, die sich mit dieser Musikrichtung auskannten. Selbst weltberühmte Bands der späten 1970er Jahre wie die Sex Pistols oder The Clash waren hierzulande nahezu fremd. Das Event bewies jedoch, dass Punk in der Underground-Szene von Hongdae mittlerweile Wurzeln geschlagen hatte. Die jungen Musiker, die zuvor im Verborgenen ihre eigene Welt geschaffen hatten, traten nun ins Licht einer verblüfften Öffentlichkeit. Und einer im Publikum war E Z Hyoung, der seine Eindrücke in dem Song An dem heißen Sommertag 1996 verarbeitete. So markierte die Street Punk Show 1996 das Geburtsjahr des koreanischen Indie – ein historischer Moment.

Die Ära der Live-Clubs

Die jungen Musiker, die bei der Street Punk Show für Furore sorgten, waren damals im Live-

club Drug aktiv. An dem 1994 eröffneten Club gab es zu Beginn nichts Besonderes. Die Wende kam ein Jahr später mit dem Gedenkkonzert für den verstorbenen Nirvana-Sänger Kurt Cobain. Seitdem wurde Drug zu einem Schauplatz regelmäßiger Live-Auftritte, und manche Zuschauer von gestern standen nur wenige Monate später selbst auf der Bühne. So auch die fünfköpfige Punkrock-Band Crying Nut.

Hongdae mauserte sich allmählich zum Herz der Liveclub-Szene. Clubs wie Rolling Stones (heute Rolling Hall), Master Plan, Blue Devil, Spangle, Jammers, Club BBang und Freebird zogen sich von Hongdae über Sinchon bis hinter die Ewha Frauenuniversität. Mitte bis Ende der 1990er Jahre vertraten diese Clubs die goldene Ära der Indie-Szene.

Auch die Medien wurden auf die Szene aufmerksam, denn eigenwillige Bandnamen wie Sister’s Barbershop, Herbuxy Band und Hwang Shin Hye Band weckten Interesse, und die aufkeimende Punkbewegung wurde als aufregendes neues Phänomen wahrgenommen. Parallel zu dieser Entwicklung kam der Modern Rock hinzu. Eine neue Generation mit anderen musikalischen Vorlieben und mit einem anderen Lebensgefühl erschien also. Es handelte sich um die erste Generation koreanischer Indie-Musiker.

Die Live-Clubs von Hongdae waren Spielorte verschiedenster Musikrichtungen: Von Punk über Modern Rock und Hip-Hop bis hin zu elektronischer Musik. Jeder Club hatte seine eigenen Stars: Crying Nut, No Brain und Weeper dominierten im Drug, während Sister’s Barbershop und My Aunt Mary häufig im Spangle auftraten. Viele dieser Clubs veröffentlichten mit ihren Hausbands auch Kompilationsalben wie Our Nation (1996) von Drug, Rock Live Club Band Collection (1997) von Jammers und The Restoration (1998) von Rolling Stones. Zweifellos prägte die Indie-Szene im letzten Jahrzehnt des 20. Jhs. die Ära der Live-Clubs.

Musikfans vor dem Club BBang betrachten das Tagesprogramm. Seit 1994 ist dieser Club bekannt für Auftritte von Folk- und Modern-Rockbands und produziert auch Kompilationsalben seiner Hausmusiker, von denen eines 2008 einen Sonderpreis bei den Korean Music Awards erhielt.

Sprungbrett für Stars

Mit dem neuen Jahrtausend begann die Zeit der Musiklabels, die die Produktion von Kompilationsalben übernahmen, eine Rolle, die zuvor den Live-Clubs zugekommen war. Gruppen, die einst als Hausbands dieser Clubs aufgetreten waren, benötigten nun professionelles Label-Management, was zu einer stärkeren Strukturierung der Indie-Szene führte. Auch einige der Clubs versuchten sich in dem Geschäft, jedoch nicht immer erfolgreich. So kam es zu einem Wandel der Clublandschaft. Einige mussten schließen, während andere wiederum neu eröffneten.

Von den Clubs der 1990er Jahre haben nur wenige überlebt, darunter die Rolling Hall und der Club BBang. Neue Locations wie Strange Fruit, Unplugged, Club FF und Jebi Dabang sind an die Stelle der alten getreten. Auch wenn diese Clubs in ihrer Art nicht dieselben wie ihre Vorgänger sind, spiegeln sie dennoch den natürlichen Wandel der Zeit wider.

Trotz aller Veränderungen gelten Live-Clubs auch heute noch als ein wichtiges Sprungbrett für Talente. Jeder Club bewahrt seinen eigenen Charakter und bringt Künstler auf die Bühne, die zu seinem Profil passen. Kürzlich feierte die Shoegaze-Band Zzzaam nach langer Pause ihr Comeback im Club BBang, dem Ort ihrer Anfänge. Auch das Indie-Duo 10CM hatte hier vor seinem großen Durchbruch regelmäßig seine Auftritte.

Strange Fruit wird hingegen von Musikern bevorzugt, die selbst für Hongdae-Verhältnisse als extravagant gelten, und im FF pulsiert noch immer die heiße Energie des Rock. Selbst die Band Jannabi, die heute vor Zehntausenden Fans auftritt, begann ihre Karriere einst im FF mit ein paar Dutzend Zuschauern.

Unplugged bietet im Erdgeschoss ein Café und im Keller eine Konzerthalle mit Fokus auf Indie-Musik. Hier genießen Gäste in entspannter Atmosphäre Signature-Cocktails, benannt nach dort auftretenden Musikern wie Singer-Songwriterin Kim Sawol.

Kunst dient im Jebi Dabang, eröffnet 2012 in Sangsu-dong, als Element der Verbindung. Von Spendern unterstützte Aufführungen und Veranstaltungen, die hier jedes Wochenende stattfinden, machen es zu einem beliebten Treffpunkt für kreative Köpfe.

Globale Vernetzung der Musikszene

Aus der Not heraus schlossen sich die überlebenden Live-Clubs zusammen, um den Live Club Day wiederzubeleben. Ursprünglich 2004 als Sound Day gestartet, wurde das Event 2011 eingestellt. Der Anlass für die Wiederbelebung im Jahr 2015 war, in schwierigen Zeiten ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Das reanimierte Festival half dabei, die Live-Kultur neu zu entfachen und die Szene zu beleben. Trotz anfänglicher Herausforderungen ist das Event mittlerweile so etabliert, dass Tickets nur noch schwer zu bekommen sind. Zudem ermöglichte die langjährige Zusammenarbeit mit Künstlern anderer asiatischer Länder in diesem Jahr die Ausrichtung des Asian Pop Festivals.

Musikexperten aus aller Welt sind sich einig: Ein Ort wie Hongdae ist unvergleichlich. Nirgendwo sonst stehen Live-Clubs so nahe beieinander wie hier. Diese einzigartige Dichte ermöglicht es Hongdae, den monatlichen Live Club Day und den jährlichen globalen Showcase Zandari Festa auszurichten. Benannt nach dem alten Namen des Stadtteils Seogyo-dong, zieht das Festival jeden Herbst führende internationale Musikexperten an. Sie laden dann wiederum dort auftretende koreanische Indie-Musiker zu renommierten Veranstaltungen im Ausland wie dem Glastonbury Festival, SXSW oder Liverpool Sound City ein.

In jüngster Zeit kursiert das Schlagwort „Der Band-Boom kommt“. Es ist wohl mehr eine Wunschäußerung als eine Feststellung, doch sollte tatsächlich eine neue Ära der Bands anbrechen, wäre dies größtenteils den Live-Clubs zu verdanken. Erfolgreiche Bands der aktuellen Szene wie SE SO NEON, Silica GEL, Jannabi und Hyukoh haben alle ihre Wurzeln in den Live-Clubs von Hongdae. Diese Clubs waren und sind das Herz der Musikszene. 

Inmitten der Straße vom Haupteingang der Hongik Universität bis zur U-Bahnstation Sangsu bildete sich eine Vergnügungsmeile mit Clubs für Live-Musik, Tanz und Comedy.

Der 2004 eröffnete Club FF wurde bekannt für seine Fusion aus Live-Auftritten und DJ-Partys, die die traditionelle Trennung zwischen Tanz- und Live-Clubs aufbrach. Seit zwei Jahrzehnten treten hier Top-Bands wie Crying Nut und No Brain auf.
© indieinsomnia

Kim Hak-seonMusikkritiker
Fotos Han Jung-hyun

전체메뉴

전체메뉴 닫기