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2019 SUMMER

SPEZIAL

Tempelessen:
Befreiung von Gier und Täuschung
SPEZIAL 1Ein Mahl zum Befreien von der Gier

In koreanischen buddhistischen Tempeln ist Essen ein Mittel zur Reinigung des Geistes. Durch eine Mahlzeit versucht man, innere Ruhe zu finden, indem man Habgier und Obsessionen aufgibt. Das Essen in einem Tempel ist daher gleichbedeutend mit einer asketischen Übung zur Erlangung eines reinen Geistes.

Die Teilnehmer des Templestay-Programms im Tempel Naeso-sa, Kreis Buan-gun, Provinz Jeollabuk-do, bei einer Barugongyang-Tempelmahlzeit. Landesweit bieten rund 130 buddhistische Tempel Aufenthaltsprogramme an, um einen Einblick ins Alltagsleben der Tempelgemeinschaft zu geben.

Als kleines Kind begleitete ich meine Mutter oft zu einem rund eine Stunde Fußweg entfernten Tempel. Mutter trug die Getreide, die sie eigenhändig auf den Feldern angebaut hatte, um sie Buddha darzubringen. Vor ihrem Tempelbesuch war sie drei Tage lang sehr wählerisch in Bezug auf das Essen und hatte Fleisch völlig gemieden. Am Tag des Tempelbesuchs stand sie in der Morgendämmerung auf, wusch sich die Haare und reinigte ihren ganzen Körper. Sie wusch sich so peinlich genau, als wollte sie jegliche negative Energie, die sich in ihrem Körper und Geist eingenistet hatte, vertreiben. Im Tempel warf sie sich vor Buddha nieder und flüsterte ihre Bitten.

Obwohl ich noch klein war, störte mich die hektische Geschäftigkeit so früh am Morgen nicht. Ein Grund dafür war das Tempelessen. Ich glaube, das erste Essen, das ich im Tempel probierte, war Patjuk, ein dicker Brei aus roten Adzukibohnen. Die Patjuk, zubereitet mit dem Reis, der in der Flüssigkeit von gekochten, zerkleinerten und durch ein Sieb gestrichenen roten Bohnen gekocht worden war, schmeckte köstlich. Insbesondere die im Brei steckenden Klebreis-Klößchen in Form von Wachteleiern schmeckten süß und lecker. Die Erinnerung daran, dass ich eine Schüssel Brei bekam, den ich neben Mutter sitzend aß, ist noch recht deutlich. Patjuk wird in Tempeln gegessen, weil man glaubt, dass seine rötliche Farbe böse Geister sowie negative Energie vertreibt und vor plötzlichen Unglücksfällen schützt. Neben dem Bohnenbrei aßen wir ab und zu auch Guksu (Nudeln) oder Bibimbap (Reis gemischt mit verschiedenen Gemüsen und Kräutern).

Doch die Tempelgerichte waren meistens etwas fade für meinen kindlichen Gaumen. Es gab kein Fleisch und das Essen war weder süß noch salzig noch scharf, sodass mir die Zeit, die mit Essen verbracht wurde, lang und langweilig erschien. Es dauerte eine geraume Weile, bis ich einen Geschmack für solch langweiliges Essen entwickelte.

Extreme Einfachheit
Auch als Erwachsener besuchte ich noch sehr oft Tempel. Manchmal, um mit älteren Mönchen zu sprechen, manchmal, um einen Zeitungsartikel über einen bestimmten Tempel zu schreiben, und manchmal, um eine Pause vom Alltag einzu- legen und Körper und Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Nach meinen Tempelbesuchen hatte ich immer das Gefühl, dass mein Körper und Geist reiner geworden waren, mein Denken sich erweitert hatte und meine weltlichen Begierden weniger geworden waren.

Als meine Tempelbesuche häufiger wurden, wurde mir bewusst, dass die Hausha ltsarbeiten eines Tempels eine Vielzahl von Aufgaben umfassen, die unter den Mönchen aufgeteilt sind: Einer ist für die gesamte Haushaltsverwaltung zuständig, ein anderer fürs Teekochen, während wieder andere den Gemüsegarten pflegen, sich um das Trinkwasser kümmern, Brennholz sammeln und Feuer anzünden oder die Mahlzeiten zubereiten. Sie alle erfüllen ordnungsgemäß ihre Pflichten.

Ich erfuhr auch, dass die Mönche im Großen und Ganzen Selbstversorger sind. So gut wie alle Nahrungsmittel sind Produkte ihrer Hände Arbeit. Im koreanischen Buddhismus ist der Aphorismus überliefert: „Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen.“ Bei einem meiner Tempelbesuche traf ich alle Mönche mit hochgekrempelten Ärmeln bei der Zubereitung von Kimchi an. An einem anderen Tag zerstampften sie gekochte Sojabohnen, formten die Masse zu Meju-Blöcken und hängten sie zum Fermentieren und Trocknen auf.

Ich erinnere mich noch, wie überrascht ich war, nachdem ich einen Artikel über die Meditationsräume gelesen hatte, in denen sich die Mönche auf ihre asketischen Übungen konzentrieren. Als ich dann daran dachte, wie übermäßig viel ich besaß und konsumierte, fühlte ich mich schuldig. Jeden Sommer und Winter gehen die Mönche für drei Monate in den als „Seonwon“ bekannten Meditationszentren in Klausur. Während dieser Zeit achten die Tempel besonders darauf, dass sich die Mönche voll und ganz ihren spirituellen Übungen widmen können.

Laut dem Artikel sehen die Regeln vor, dass der Kopf kühl und die Füße warm gehalten werden sollen und dass man sich nie ganz, sondern nur zu etwa 80 % satt essen soll. Die festgelegten täglichen Essensportionen überraschten mich ebenfalls: Die Grundnahrungsmittelmenge beträgt nur drei 180mL Maßbecher pro Person. Die Mönche essen Reisbrei zum Frühstück, gekochten Reis zu Mittag und mit verschiedenen Getreidesorten gemischten Reis zu Abend. Als Beilagen gibt es meist Gemüse, gelegentlich Tofu, Gim-Purpurtang und Seetang. Es ist eine extrem einfache Ernährungsweise, die nur aus diesen drei Mahlzeiten besteht.

Ein Geist frei von Gier
Einer der von den Koreanern am meisten respektierten buddhistischen Mönche ist der Ehrwürdige Seongcheol (1912-1993). Seine Sprüche wie „Betrachte dich einmal selbst richtig“, „Hilf anderen, ohne dass jemand davon erfährt“ oder „Bete für andere“ sind einfach, klar, aber tiefsinnig. Acht Jahre lang praktizierte er die Meditationsübung „Langes Sitzen ohne Hinlegen“, was bedeutet, dass er sich zum Schlafen nie hinlegte. Noch dazu verließ er ganze zehn Jahre lang nie den Tempelbereich. Als er verschied, hinterließ er nur sein völlig abgetragenes und immer wieder geflicktes Mönchsgewand, ein Paar schwarze Gummischuhe und einen Gehstock. Seine Ernährungsweise war Spiegel seiner Lebensweise. Ein Mönch, der ihm lange zur Seite stand, beschrieb seine Essgewohnheiten wie folgt:

„Der Ehrwürdige Seongcheol nahm äußerst schlichte Mahlzeiten zu sich. Er ernährte sich salzlos, weshalb man sich kaum um das Abschmecken des Essens zu kümmern brauchte. Seine einzigen Beilagen waren fünf oder sechs Sprossen Speisechrysantheme, fünf etwa 2-3 mm dicke Möhrenscheiben und eineinhalb Löffel schwarze Bohnen in Sojasoße. Der Hauptteil seiner Mahlzeit bestand aus einer Kinderportion Reis und einer Suppe mit Kartoffeln und Möhren. Zum Frühstück aß er statt festen Reis nur eine halbe Schüssel Reisbrei.“

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ehrwürdige Seongcheol beim Essen um Maßhalten und Sich-Zügeln bemüht war. Auch wenn er Blätter, Stängel und Früchte von Pflanzen verzehrte, so beschränkte er doch die Menge und aß sich nie satt. Man fragt sich, ob die Menge reichte, um überhaupt gesund zu bleiben. Er betrachtete jede Mahlzeit als Medizin für seine geistigen Übungen und nahm nur so viel zu sich, wie sein Körper unbedingt brauchte. Für ihn entsprach das Verlangen nach Nahrung dem Denken eines Diebs. Da die Gier nach Essen zudem zu Faulheit führt, war er stets wachsam, um nicht in Versuchung zu geraten.

Auf der Säule am Eingangstor der meisten Tempel ist zu lesen: „Lass alles Wissen beim Betreten dieses Tempels hinter dir“. Es ist eine Mahnung, jegliche Beurteilungen, Eitelkeit und irrige Sichtweisen abzulegen. Buddhistische Tempel sind Räume zur Reinigung des Herzens. Wie aber sieht das Herz nach der Reinigung, nach der Umkehr von Irrtümern aus? Es ist tolerant, rein, ehrlich, frei von Gier, großzügig und erfüllt von Respekt für andere Lebewesen. Um dieses Ideal zu erreichen, muss man alles, was mit Nahrung, Obdach und Kleidung zu tun hat, einfach halten. Diese Tradition des koreanischen Buddhismus wurde über lange Zeiten hinweg bewahrt und jedes Mal, wenn die Gefahr eines Verfalls oder Zusammenbruchs bestand, gingen die Mönche geeinten Geistes dagegen vor. Um die ganze Mönchsgemeinschaft wieder in einen Zustand der Reinheit zu versetzen, unterzogen sie sich einer Selbstreinigung. Alltägliche Aufgaben wie Wasser schöpfen, Brennholz hacken und Saat aussäen, die die Autarkie der Tempelgemeinschaft sicherten, waren wichtige Übungen der Selbstreinigung.

Wichtiger Bestandteil eines Templestay ist die Dado-Zeremonie, während der die Teilnehmer beim Teetrinken der Predigt lauschen und anschließend über den Inhalt diskutieren. Es ist eine seltene Gelegenheit, in engeren Kontakt mit den in den Bergtempeln lebenden Mönchen zu kommen.

Regeln für Mahlzeiten
In den Tempeln, wo die Zutaten begrenzt und bescheidene Essensmengen die Regel sind, gelten bestimmte Vorschriften für die Einnahme der Mahlzeiten: Die Mahlzeiten müssen in Stille eingenommen werden, daher herrscht Sprechverbot. Der Fokus liegt ausschließlich auf dem Akt des Essens. In dieser Hinsicht waren das Morgenmahl im Tempel Woljeong-sa in der Provinz Gangwon-do oder im Tempel Hwaeom-sa in der Provinz Jeollanam-do ein ganz besonderes Erlebnis für mich. An einem Morgen, als die kalte Winterluft scharf um meinen Körper peitschte, aß ich meine aus Reis und wenigen Beilagen bestehende Mahlzeit in absoluter Stille. Ich konzentrierte mich völlig aufs Essen und sah meinen nackten Körper und meinen klaren Geist das Essen kauen und annehmen. Und plötzlich dachte ich: „Was bedeutet es, dass ich auf dieser Welt geboren bin und lebe?“ Dabei quollen mir die Tränen aus den Augen.

Gye chosim hagin mun (Ermahnungen für Mönch-Novizen), verfasst von dem Mönch Jinul (1158-1210) aus der Goryeo-Zeit, gibt den Novizen Anweisungen für ein asketisches Leben im Kloster. Es enthält auch Benimmregeln für die Mahlzeiten:

„Achte darauf, während des Essens beim Trinken und Kauen keine Geräusche zu machen; sei vorsichtig, wenn du dir von den Speisen nimmst und auf deinen Teller legst; blicke beim Essen nicht auf und schau dich nicht um; sei nicht erfreut oder verdrossen über bestimmte Speisen; iss in Stille und ohne dir profane Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen; sei dir bewusst, dass das Annehmen und Aufnehmen von Speisen nur dazu dient, deinen Körper vor dem Verfall zu bewahren und Erleuchtung zu erreichen.“

Für jeden, egal ob Mönch oder Laie, ist eine Mahlzeit in einem Tempel nichts anderes als eine geistige Übung. Gelegentlich werden in den Tempeln auch besondere Speisen für die Mönche zubereitet. Ich hatte mehrmals das Glück, diese Delikatessen probieren zu dürfen. So werden an schwül-heißen Sommertagen z.B. Guksu (Nudeln), Gamja-Sujebi (klare Brühe mit Kartoffel-Einlage) oder Chapssalbap (Klebreis) serviert. Vor allem Guksu ist bei den Mönchen beliebt. Allein schon die Erwähnung des Wortes zaubert ein Lächeln auf ihre Gesichter.

Unter den Tempelspeisen, die ich probiert habe, sind mir einige besonders in Erinnerung geblieben: Jjanji, Rettich, der im Herbst in Salz eingelegt und an Sommertagen mit ein wenig kaltem Wasser gegessen wird; Hobangnip-Doenjangguk, Suppe auf Sojabohnenpastenbasis mit vor dem ersten Frost gepflückten Kürbisblättern; Beilagen aus getrockneten Rettichblättern sowie in Sojasoße geköchelte oder frittierte Lotus- und Klettenwurzeln. Auch der Geschmack von Nurungji (leicht angebrannter Reis), den ich in einem Tempel bekam und zu Hause in Wasser kochte, ist mir noch deutlich in Erinnerung.

Der Geist des Essens
Neben dem Tempelessen mochte ich auch den Tee, den die Mönche servierten. Als ich an einem Frühlingstag den Tempel Silsang-sa in Namwon, Provinz Jeollabuk-do, besuchte, begrüßte mich ein Mönch, der auf dem Feld arbeitete, ganz herzlich und bot mir eine Tasse grünen Tee mit einer Ume-Knospe an. Der Duft dieses Tees ist mir immer noch in Erinnerung.

Heutzutage erfreut sich die Tempelküche immer größerer Beliebtheit. Es ist eine positive Erscheinung, dass man sich bemüht, nicht übermäßig viel zu essen und den übermäßigen Genuss industriell verarbeiteter Lebensmittel zu reduzieren. Es ist auch begrüßenswert, dass auf Tempelküche spezialisierte Restaurants in den Innenstädten eröffnen, dass die Leute die Zubereitung von Tempelspeisen lernen und sie zu Hause nachkochen. Grundsätzlich ist eine Mahlzeit in einem Tempel eine Mahlzeit, bei der die Zutaten so gewonnen werden, dass möglichst wenig Schaden entsteht. Deshalb ist der Verzehr von Fleisch verboten. In den buddhistischen Schriften steht: „Alle Erde und alles Wasser sind meine vergangenen Körper, Feuer und Wind sind meine Essenz.“ Daraus lässt sich die buddhistische Sichtweise auf die Nahrung, die wir zu uns nehmen, ableiten.

Wenn ich das Gefühl habe, dass mein inneres Ich einem staubbedeckten Spiegel gleicht, oder wenn die Gier in mir wächst und unersättlich wird, ziehe ich mich von Zeit zu Zeit in einen Bergtempel zurück, um zu meditieren und zu beten. Mit einer schlichten Mahlzeit vor mir gehe ich in mich und betrachte meine gierigen, weltlichen Gedanken, die sich wie Weinranken vor mir ausbreiten. Während ich an einem sauberen Ort in einem Tempel sitze und ruhig nachdenke, lösche ich das Feuer der Gier in mir.

Mun Tae-junDichter
Ahn Hong-beomFotos

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