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2017 AUTUMN

Polit-TV-Shows:Mal locker vom Hocker

Früherwurden politische Themen meist in Sendungen zu aktuellen Ereignissen und kulturellen Contents wie Nachrichten oder investigativen Dokumentationen behandelt. Aber jetzt gibt es ein neues, an s-Talkshows angelehntes Format, das Expertenkommentare mit Humor kombiniert.

Die derzeit auf den Vollprogramm-Kanälen ausgestrahlten Polit-Shows sorgen für Schlagzeilen. Ihre hohen Einschaltquoten dürften zum Teil den jüngsten, publikumswirksamen Ereignissen wie der Amtsenthebung der Präsidentin geschuldet sein, aber eine Rolle spielt auch, dass sich das Format der Sendungen und die Herangehensweise an politische Themen distinktiv von den herkömmlichen Sendungen unterscheiden.

Die Gemeinsamkeiten von Polit-Shows lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Zusammensetzung der Diskutanten – Politiker, Politik-Kommentatoren, Rechtsanwälte und andere, auf politische Themen spezialisierte Fachleute – unterscheidet sich nicht von herkömmlichen politischen Sendungen. Neu ist jedoch, dass die Gastgeber keine Nachrichtensprecher oder Leitartikler mehr sind, sondern Entertainer.

Die Kombination von Experten-Diskussionsrunde und Entertainment mag eine rein oberflächliche Änderung sein, substantieller ist die Art und Weise, wie die politischen Inhalte diskutiert werden. Nach wie vor werden aktuelle politische Themen behandelt, aber die Diskutanten führen nicht nur hitzige – wiewohl manchmal langweilige – Debatten, sondern würzen sie mit einer Prise Humor. Das ist wohl der größte Unterschied zu den herkömmlichen politischen TV-Diskussionen.

Die 100 Minute Debate des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders MBC mit dem Journalisten Sohn Suk-hee – bekannt für seinen unerbittlichen Moderationsstil – wurde von 2002 bis 2009 ausgestrahlt.

Hier wurden die Diskussionsregeln strengstens eingehalten, was auch ein Grund für die große Beliebtheit dieser Sendung war. 2008 folgte Ultimate Debate Battle des Kabelsenders tvN, moderiert von Baik Ji-yeon. Diese Sendung war im Vergleich zu 100 Minute Debate lockerer gehalten, blieb aber noch im Rahmen der konventionellen Programme zu politischen Zeitfragen.

Publikumsfreundliche Redeweise

Die heutigen Polit-Shows unterscheiden sich alleine schon vom Format von ihren Vorgängern. Die Debatten folgen keinem strengen Reglement mehr, sondern es wird mehr Wert auf einen natürlichen Gesprächsfluss gelegt. Auch in intensiven Debatten bleibt Raum für privates Geplänkel, plötzliche Gedankensprünge mit witzigem Effekt und geistreiche Witze. Die Zuschauer erwarten von den Sendungen auch nicht mehr einfach nur eindeutige Fakten oder Unparteilichkeit. Vielmehr macht es ihnen Spaß, von wortgewandten Diskutanten, deren Ansichten mit den ihrigen übereinstimmen, etwas über aktuelle Fragen zu erfahren. Daher ist der persönliche Stil und die Zusammensetzung der Podiumsdiskutanten äußerst wichtig.

Ein Beispiel: Der konservative Anwalt Jun Won-tchack, der bis vor kurzem als Diskutant an der von dem Kabelsender JTBC ausgestrahlten Sendung Ssulzun (Zungengefecht), teilnahm und wegen seiner massiv vertretenen rechten Anschauungen bei jedem Thema von den Progressiven attackiert wurde, vermochte durch seine humorige Art die Gemüter jedes Mal zu besänftigen. Ein anderer Diskutant, der liberal gesinnte ehemalige Politiker Rhyu Si-min, der als Abgeordneter und Minister für Soziales diente, äußerte zwar zu den verschiedenen Themen klar seine Meinung, vermied jedoch in der Regel scharfe Debatten mit Jun, der konträre Anschauungen vertrat. Die beiden schieFrüher nen eine Art „Zwei-Mann-Komödie“ zu geben, was der Sendung zusätzlichen Reiz verlieh. In einer anderen Show namens Outsiders sind die ehemaligen Abgeordneten Chun Yu-ok und Chung Bong-ju quasi in die Fußstapfen von Jun und Rhyu getreten.

Die redegewandten Diskutanten, die wesentlich zur Beliebtheit der politischen Entertainmentshows beitragen, stellen ihr Fachwissen über tagespolitische Themen unabhängig von ihren persönlichen politischen Neigungen zur Schau und verhelfen damit dem Publikum in amüsant-wortgewandter Manier zu einem tieferen Verständnis aktueller Fragen.

Entwicklung der Medienlandschaft

Die Vollprogramm-Kabelsender haben inmitten der sich wandelnden Medienlandschaft dem Trend der Zeit entsprechend und in heißer Konkurrenz zueinander Polit-Shows gestartet. Gute Aussichten für dieses Format eröffneten sich 2011 vor dem Hintergrund zweier Ereignisse auf dem koreanischen Medienmarkt: Eins war die Einführung von Podcasts, darunter Naneun Ggomsuda, (I Am a Weasel), das andere die Gründung neuer Vollprogramm-Kabelfernsehsender.

Naneun Ggomsuda (kurz: Naggomsu) sorgte für einen Boom des alternativen Mediums Podcast, das zu der Zeit erst am Aufkommen war. Durch die Verbreitung des Smartphones konnten die Nutzer die hochgeladenen Podcast-Inhalte jederzeit und überall anhören. Wegen der völlig neuen Art und Weise der Distribution gelten Podcasts nicht als reguläre Sendungen und unterliegen daher auch nicht dem Rundfunk- und Telekommunikationsgesetz. Deshalb konnte im „rechtsfreien Raum“ der Podcast-Sendungen ungehemmt Kritik an den politischen Kreisen geübt werden.

Naggomsu löschte den Durst der Öffentlichkeit nach kritischen Inhalten und erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Politische Kritik und Anschuldigungen können schnell harten Charakter annehmen, aber die Sendungen – gewürzt mit leichter Satire, munteren Witzen, einer gewissen Schlüpfrigkeit und Verschwörungsandeutungen – brachen mit allen herkömmlichen politischen TV-Formaten. In diesem Sinne schuf Naggomsu den Grundrahmen für die derzeit beliebten Polit-Shows.

Naggomsu machte politische Inhalte für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglicher, da die Diskutanten politische Fragen in einer Art und Weise diskutierten, wie es Freunde oder Kollegen nach Feierabend bei einem Bier machen. Daher ist die Vorstellung, dass Politik für all jene, deren politisches Bewusstsein durch Podcasts geweckt wurde, unterhaltsam ist, nicht fremd. Diejenigen, die durch Naggomsu die Podcast-Welt betraten, richteten ihre Aufmerksamkeit auf ähnliche Sendungen, sodass der Podcast-Markt dermaßen expandierte, dass einzelne Sendungen Millionen von Downloads erzielten.

Während das Aufkommen von Podcasts für die politisch Progressiven einem Urknall gleichkam, brachte die Gründung verschiedener Vollprogramm-Kabelsender für die Konservativen eine Wende. Da die traditionellen Medien – die Hauptmedien der Konservativen wie die Tageszeitung Chosun Ilbo – ihre Vormachtstellung verloren, sprangen die Konservativen auf den Kabel-TV-Zug auf, um aus der Misere zu kommen. Sie konzentrierten sich jedoch in ihren Sendungen zu politischen Zeitfragen mit dem Blick auf Zuschauer im fortgeschritteneren und höheren Alter zu sehr auf einseitig konservativ vorbelastete Themen und überstrapazierten die Formate alter Talkshows. Dieser Trend verstärkte sich mit der Präsidentschaftswahl 2012.

„Entertainisierung“ der Politik

2009 erschien Ahn Cheol-soo, der Star der IT-Unternehmer, in der Entertainment-Talkshow eines terrestrischem TV-Senders, was ihn populär machte und in die Politik katapultierte. Ein sprogramm wurde zu einer Brutstätte, die aus einem Unternehmer einen ernst zu nehmenden Präsidentschaftskandidaten schnitzte. Die politischen Kreise und die TV-Industrie versuchten entsprechend während des Präsidentschaftswahlkampfes 2012 die perfekte Schnittstelle von Politik und Entertainment zu finden.

Die gemeinsamen TV-Debatten der Kandidaten waren lange der Höhepunkt des Wahlkampfes, aber 2012 wurden sie auf ein Minimum reduziert, weil Park Geun-hye, die Kandidatin der regierenden konservativen Partei, eine Aversion gegen solche Diskussionsrunden hatte. Daher wurde es für die Kandidaten wichtiger, in sshows ein freundliches Image zu kultivieren, statt in ernsthaften Debatten ihre Qualitäten als Staatsführer unter Beweis zu stellen.

Während der Präsidentschaftswahl 2017 bewies sich die Politik erneut als Bestseller im Bereich . Es wurden neue Formate eingeführ: Die Sendung SBS’s National Interview unterschied sich z.B. von den traditionellen gemeinsamen Debatten dadurch, dass jeder Präsidentschaftskandidat einzeln eingeladen und von mehreren Diskutanten befragt wurde. Dieses neue Format kam gut an. In anderen Sendungen wie den Talkshows Ssulzun und Gangjeokdeul (Powerful Adversaries)debattierten die Kandidaten mit den Diskutanten, wodurch das alte, einseitige „Kreuzverhör-Format“ abgelöst wurde.

Die Entertainisierung der Politik könnte ein unumkehrbarer Trend sein, aber einer mit Nebenwirkungen. Während der Präsidentschaftswahlkampagne führten an Popidol-Fanclubs erinnernde Politiker-Fanclubs die öffentliche Meinung an und verlangten selbst nach der Wahl noch absolute Loyalität. Legitime Kritik und Minderheiten wurden zum Schweigen gebracht. Aber da das politische Interesse des Durchschnittsbürgers so hoch wie noch nie zuvor ist, dürften die Polit-Shows erst einmal auf Sendung bleiben. Deshalb ist eine gesunde Debatte über die Entertainisierung der Politik notwendig.

 

Hwang Jin-meePopkultur-Kritikerin

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