메인메뉴 바로가기본문으로 바로가기

null > 상세화면

2021 SPRING

Weiterentwicklung der
südkoreanischen Monster-Serien

Die Netflix-Adaption des südkoreanischen Webtoons Sweet Home hat weltweite Popularität erlangt. Handlung und visuelle Effekte dürften neue Horizonte für die Produktion südkoreanischer Creature Features der nächsten Generation erschließen. Was fesselt die Zuschauer im In- und Ausland an diesen Serien?

Im Dezember 2020 weltweit auf dem Streaming-Dienst Netflix erschienen, erfreut sich die südkoreanische zehnteilige Serie Sweet Home besonderer Beliebtheit und sorgt für entsprechend große Sensation. Allein in den ersten vier Tagen nach ihrer Veröffentlichung erreichte sie in dreizehn Ländern, darunter Hongkong, Singapur, Taiwan, Malaysia und Peru, im Tagesranking den ersten Platz und schaffte es in mehr als 70 Ländern, für die das Beliebtheitsranking der auf Netflix erschienenen Produktionen ermittelt wird, in die Liste der Top-10. Weltweit rangierte sie sogar auf Platz 3.

Hintergrund des Megaerfolgs von Sweet Home ist das Vertrauen von Netflix in die Contents von K-Dramen. Geschrieben von Kim Carnby und illustriert von Hwang Young-chan, wurde der dieser Serie zugrundliegende gleichnamige Webtoon von Oktober 2017 bis Juli 2020 veröffentlicht. Er stand in neun Sprachen bereit und entwickelte sich mit 1,2 Milliarden Aufrufen zu einem globalen Hit. Da die vor Sweet Home erschienene Netflix-Zombie-Serie Kingdom die Messlatte für das südkoreanische Apokalypse-Genre hoch gelegt hatte, waren die Erwartungen an die Visualisierung der Webtoon-Monster in Sweet Home entsprechend hoch. Außerdem hatte der Film Parasite auf den 72. Internationalen Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme und bei den 92. Academy Awards in den USA vier Oscar-Auszeichnungen, darunter eine für den besten Spielfilm, erhalten, was den Status von K-scontent deutlich erhöhte.

Sweet Home startete somit unter idealen Voraussetzungen zum richtigen Zeitpunkt. Die von Netflix aufgebrachten Gesamtproduktionskosten in Höhe von 30 Milliarden Won (ca. 22,35 Mio. Euro) kündeten bereits vor der Veröffentlichung ein spektakuläres Werk an, dessen raffinierter Einsatz von Computergrafik-generierten Monstern in Kombination mit qualitativ hochwertigen Bühnensets die Erwartungen des Publikums in Bezug auf einen Augenschmaus zu erfüllen vermochte. Sobald die zehn Folgen von Sweet Home im Dezember 2020 veröffentlicht wurden, war klar, dass sich diese Investitionen ausgezahlt hatten.

Regie führte Lee Eung-bok, der schon in der Fernsehserie Mr. Sunshine mit ergreifenden romantischen Geschichten und visueller Ästhetik seine Inszenierungskraft bewiesen hatte. In einem Interview sagte Lee: „Normalerweise sehe ich mir kaum Monsterfilme an, aber als ich den Original-Webtoon las, kam bei mir der Wunsch auf, mich der Herausforderung zu stellen, auch um das Spektrum der K-Dramen zu erweitern. Außerdem war es ein guter, weltweit ansprechender Stoff.“

Die zehn Episoden umfassende Netflix- Adaptation des Monster-Webtoons Sweet Home wurde nach dem Serienstart im Dezember 2020 in vielen Ländern zu einem Riesenhit.

Ansteckende Begierden

Die Serie beginnt in Green Home, einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus in Seoul, in das der einzelgängerische Oberschüler Hyun-su einzieht. Er und die anderen Bewohner müssen sich gegen Monster aller Art verteidigen, von denen ihr Wohnblock überrannt wird. Während die einen sich nur um ihr eigenes Überleben kümmern, sind andere bereit, sich zum Wohle aller selbst zu opfern und Menschen zu retten. Sie nehmen einen verzweifelten Kampf gegen die sich rasant ausbreitenden Monster auf, wobei sie Stück für Stück der Wahrheit näher kommen.

Zu Beginn läuft die Serie nach dem Konzept einer typischen Zombie-Apokalypse ab, bei der urplötzlich Monster auftauchen, die es aus unerklärlichen Gründen nach Menschenfleisch hungert. Auch der Kampf ums Überleben, den die Bewohner dieses Hauses, dem letzten Bollwerk gegen die Monster, ausfechten, unterscheidet sich kaum von konventionellen Zombie-Streifen. Die Serie unternimmt jedoch den gewagten Versuch eines Bruches mit der gängigen Zombie-Formel „Wer von einem Monster gebissen wird, mutiert selbst zum Monster“, wodurch sich die Zahl der Untoten exponentiell erhöht.

Schon zu Beginn wird klar, dass die Menschen nicht wegen Krankheiten wie Virusinfektionen zu grausigen Monstern mutieren, sondern aus anderen, eng mit den eigenen Begierden verbundenen Gründen. Die verschiedensten Monsterarten stehen für die verborgenen, dunklen Seiten der einzelnen Individuen.

Die Monstergestalten, darunter das Vampir- Monster, das seine Rüssel-ähnliche Zunge zum Blutsaugen ausstreckt, und das Muskelmonster, das bei seiner Jagd auf Opfer „Protein!“ schreit, weisen darauf hin, dass diese vielfältigen monströsen Formen die Ausgeburten verschiedener menschlicher Begierden sind, was als obscurer Angstfaktor eine Furcht auslöst, die sich von den bisherigen Zombie-Apokalypsen unterscheidet. Regisseur Lee sagte: „Die Idee an sich, dass die eigenen Begierden die Menschen zu Monstern mutieren lassen, war originell, weshalb ich sie visualisieren wollte.“

Das Lotuswurzelmonster aus Sweet Home. Choreograph Kim Seol-jin, der beim Designen der von Monstern ausgeführten Aktionen mithalf, studierte die instinktiven Bewegungen von Tieren beim Jagen und Kämpfen.

Der Protagonist Hyun-su gibt seine selbstgewählte soziale Isolation auf, um die Bewohner seines Gebäudes Behelfswaffen schwingend in den Kampf zu führen.

Der normalerweise ruhige und stille Koreanischlehrer Jung Jae-heon verwandelt sich in einen Schwerter schwingenden Kämpfer, der durch die Gänge läuft, um mit seinen Kendo-Techniken Monster zu bekämpfen.

Den Bewohnern der Green Home Apartments wird beim Anschauen einer Fernsehsendung klar, wie gering ihre Rettungs- oder Überlebenschancen sind, nachdem eine Horde von Monstern Seoul zu terrorisieren begonnen hat.

Inmitten von egoistischen Menschen opfert sich ein altruistischer Mensch zum Wohle der Gruppe. Gerade durch diesen Prozess kann er sich schließlich weiterentwickeln.

Familienserie mit koreanischer Gefühlswelt

Da jeder jederzeit zu einem Monster werden kann, beginnen die von den Überlebenden gegen die Monster aufgebauten Verteidigungslinien allmählich von innen heraus zu zerbröckeln. Den Bewohnern bleibt nichts anderes übrig, als diejenigen, die Symptome für die Monster-Meta-morphose wie Nasenbluten, Halluzinationen und Ohnmachtsanfälle aufweisen, auszugrenzen und einander zu verdächtigen. Bei dem verzweifelten Versuch, menschlich zu bleiben, werden Ethik und Moral der Bewohner immer wieder auf die Probe gestellt und erschüttert.

Der Protagonist Hyun-su ist ganz auf sich allein gestellt, nachdem er seine Familie bei einem Autounfall verloren hat. Außerdem ist er ein Opfer von Schulmobbing und hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Er infiziert sich zwar mit der Monsterseuche, kann aber seine Verwandlung auf halbem Wege stoppen. Mutiert zu einem Halbmonster, besitzt er die übermenschliche Kraft, sein schwaches Ich zu kontrollieren und versucht, andere zu retten. Im Laufe der einzelnen Episoden wird dem Zuschauer klar, dass Sweet Home keine reine Horror-Monster-Serie ist. Umgeben von egoistischen Menschen ist ein altruistisches Individuum bereit, zum Wohle der Gruppe auf alles zu verzichten und sich zu opfern. Dieser Prozess wiederum lässt ihn als Mensch an Größe gewinnen.

In der Serie werden die rund ein Dutzend Protagonisten als lebendige Wesen mit jeweils eigenen Hintergrundgeschichten gezeichnet. Der harte Prozess, bei dem sie sich fürs nackte Überleben letztendlich zusammenschließen, ist das Kernthema der Serie. Die Erklärung von Regisseur Lee bringt das klar zum Ausdruck: „Ich wollte über die Menschen sprechen. Und ich wollte die Frage aufwerfen, was denn nun eigentlich ein Monster ist.“ Der Monolog einer Figur drückt die Botschaft aus: „Was wir sehen, ist nicht alles – nicht bei den Menschen, nicht bei der Welt, nicht bei Gottes Willen.“

Die Art und Weise, wie die Charaktere nach einem gemeinsamen Ziel streben, steht in direktem Zusammenhang mit dem Thema der Serie, das sowohl die individuelle Entwicklung des Einzelnen als auch die Menschlichkeit befördert. Vor diesem Hintergrund wurde auch der für süd-koreanische Serien typische „familienorientierte Zusammenhalt“ nachvollziehbar dargestellt.

Nervenkitzel und Spannung

Gleichzeitig mangelt es Sweet Home nicht an Spaß und Spannung, die für Zombie-Apokalypsen-Serien typisch sind.

Um lebensechte Panik zu vermitteln, arbeitete Regisseur Lee ein Jahr lang mit einem Spezialeffekt-Team aus Hollywood zusammen. Nachdem die Szenen mit Schauspielern aufgenommen worden waren, wurden per Computergrafik Monster geschaffen, deren Bewegungen von Kim Seol-jin choreografiert wurden. Der dramatische Handlungsaufbau und die sorgfältig orchestrierten Action-Szenen sorgen für weitere Spannung und Thrill.

Die Nachbarin, die an der Wohnungstür klopfend brüllt, verwandelt sich in eine furchteinflößende Gestalt; ein plötzlich an der Eingangstür erscheinendes Monster spießt mit seiner langen, rüsselartigen Zunge Menschen auf und saugt ihnen das Blut aus. Eine Kreatur, die wegen ihres abgeschnittenen Oberkiefers das Sehvermögen verloren hat sodass sie sich ausschließlich auf ihren Gehörsinn verlassend durch das Gebäude navigiert, und ein gigantisches, muskulöses Monster erscheinen als noch bedrohlichere Wesen. All diese Kreaturen sorgen immer wieder für nervenaufreibende Spannung.

Ein Monster in Gestalt von riesigen Augäpfeln oder eins mit einer an eine Spinne erinnernden Form – keines weist eine stereotype Gestalt auf. Jedes besitzt seinem Aussehen entsprechende, distinktiv individuelle Gewohnheiten, weshalb die Menschen auf jeden ihrer Angriffe improvisiert reagieren müssen, was den Spannungsbogen noch weiter in die Höhe schraubt. Gegen Ende der Serie ist die größte existentielle Bedrohung aber kein Monster, sondern eine umherziehende Bande anderer Menschen, mit denen es zum Kampf kommt, was die Emotionen der Zuschauer hochkochen lässt.

So wurde Sweet Home als ein „menschliches Spektakel“ geboren, das die verschiedensten Ereignisse, die sich in einem isolierten, heruntergekommenen Mehrfamilienhaus entfalten, verwebt und nicht nur Angst und Spannung thematisiert, sondern auch menschliche Sehnsüchte und die in der Krise entwickelte Verbundenheit. Es dürfte zu einem Kriterium werden, nach dem die Contents der K-Dramen in die Zeit vor und nach Sweet Home eingeteilt werden

Kang Sang-joonPopkultur-Kolumnist

전체메뉴

전체메뉴 닫기