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2024 AUTUMN

Die Neuentdeckung der Stadt Daejeon

Die Stadt Daejeon Metropolitan City liegt mitten im Herzen Südkoreas. Sie gilt schon seit langer Zeit als einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte, da sich hier alle wichtigen Autobahnen und Zuglinien kreuzen.

© Tourismusorganisation Daejeon

Die verkehrsgünstige Lage Daejeons war ein entscheidender Faktor, dass hier Koreas größter wissenschaftlicher Forschungskomplex entstehen konnte. Sie steigerte die Attraktivität für die Anwerbung von Talenten. Die Anbindung zu Industriekomplexen anderer Regionen war gut, und der nahegelegene Fluss Geum-gang sicherte die Wassergewinnung. So folgte Anfang der 1970er Jahre der erste Spatenstich zum Bau des Daedeok-Forschungskomplexes, heute die Sonderforschungs- und Entwicklungszone in Daedeok (Innopolis Daedeok) .

Koreas größte Wissenschaftsstadt

Das 1984 gegründete Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) spielt als Eckpfeiler der koreanischen wissenschaftlichen Entwicklung bis heute eine wichtige Rolle. Seit der Daejeon Expo ’93 wurde auch in der breiten Bevölkerung die Assoziation der Stadt zur Wissenschaft vertieft. Diese Weltausstellung, an der 108 Länder, 33 internationale Organisationen und über 200 inländische Unternehmen teilnahmen, war so wie die Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul eine gefeierte Veranstaltung im Großformat. Schulklassen aus dem ganzen Land kamen zu Besuch nach Daejeon, und es gab wohl kaum jemanden, der das Expo-Maskottchen Kumdori nicht kannte und liebte. Die Expo-Brücke über den Fluss Gap-cheon, der die Innenstadt von Daejeon durchquert, weckt bis heute Erinnerungen an diese Zeit und der Daejeon Expo Science Park gilt mittlerweile als Wahrzeichen der Stadt und beliebter Erholungsort. Der Expo-Hanbit-Turm hingegen ist v. a. bei Nachtschwärmern aufgrund seiner schönen Aussicht populär.

Der Expo Science Park umfasst die Daejeon Expo Memorial Hall, den Musikbrunnen auf dem Mulbit Square und den Wahrzeichen des Parks Hanbit-Turm. Einheimische und Besucher entspannen sich hier gerne im Schatten der Bäume oder genießen die wunderschöne Nachtlandschaft.
© Shin Jung-sik

Ende Dezember 2022 waren in Daedeok 2.397 Forschungsinstitute und Unternehmen ansässig, und die Zahl der Patentanmeldungen im In- und Ausland erreichte hier 119.683. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die Sonderforschungs- und Entwicklungszone in Daedeok (Innopolis Daedeok) eine Schlüsselrolle bei der Steigerung der wissenschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit Koreas gespielt hat, und diese wissenschaftliche Entwicklung als treibende Kraft das Wachstum der koreanischen Wirtschaft angeführt hat.

Möchte man in Daejeon Wissenschaft einmal hautnah erleben, empfiehlt sich der Besuch des National Science Museums, das sich im Zentrum der Sonderforschungs- und Entwicklungszone befindet. Hier, wo Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft koexistieren, gibt es viel zu entdecken. Als erstes ins Auge fällt wohl das lebensgroße Modell von Koreas erster Weltraumrakete Naro, aber auch dem Expo-Maskottchen Kumdori kann hier in seiner Wiedergeburt als Roboter begegnet werden.

Lernen im National Science Museum macht Spaß, schließlich hat es interaktive Ausstellungen zu den Themen Wissenschaft und Technologie, Naturgeschichte, Evolution des Menschen, Astronomie und Zukunftstechnologie zu bieten.

Eine neue Esskultur durch Weizenmehl 

Die Esskultur Daejeons ist eng mit dem Weizenmehl verbunden. Bis zum Ausbruch des Koreakrieges waren aufgrund des koreanischen Klimas Buchweizenmehl und Pfeilwurzstärke die einzigen Zutaten, die für die Herstellung von Nudeln zur Verfügung standen. Aber dann kam das Weizenmehl.

Korea war während des Krieges dem Erdboden gleich gemacht worden und es herrschte ein großer Mangel am Hauptnahrungsmittel Reis. Zur Stillung des Hungers förderte die Regierung daher eine Misch-Ernährungsstrategie, die neben dem Reis auch Nahrungsmittel aus Mehl oder Mais vorsah, die aus den USA als Hilfeleistung kamen. Auch bei den reinen Reis-Gerichten sollten Mehlzutaten hinzugemischt werden. Selbst heute lassen sich Spuren dieser Zeit erkennen: Bestellt man in Korea nämlich eine Schüssel Seolleongtang (Rinderkraftbrühe mit Reis) oder Dwaeji-Gukbap (Schweinefleischsuppe mit Reis), fehlen Nudeln als Garnierung nicht.

In Daejeon ging diese Entwicklung besonders schnell voran. Als Verkehrsmittelpunkt diente die Stadt als Zwischenlager und Knotenpunkt bei der Lieferung von Weizen, der aus den USA über Häfen in Busan oder Incheon nach Korea gelangte. Es war Daejeon, wo er zuerst gemahlen und dann landesweit vertrieben wurde. Zudem kam, dass man in den 1960/70er Jahren während des Landgewinnungsprojekts vor der Westküste die Löhne mit Weizenmehl bezahlte. In Daejeon gab es auch eine Umtauschstelle, in der sich Mehl gegen Bargeld eintauschen ließ.

Durch die reichliche Versorgung mit Mehl blühte hier eine bunte Esskultur mit verschiedenen Gerichten auf, darunter nicht zuletzt Kalguksu. Es handelt sich um eine Speise, bei der der mit heißem Wasser gekneteter Weizenteig in Nudeln geschnitten und die Nudeln ohne Teigruhe mit Gemüse in einer Meeresfrüchten- oder Fleischbrühe gekocht werden. Je nach Brühe, Garnierung und Dicke der Nudeln sind verschiedene Variationen möglich.

Die Kalguksu-Suppe, die man heute überall in Korea auffindet, kommt ursprünglich aus Daejeon. Es gibt zwar keine Aufzeichnung darüber, wer das Gericht erstmals entwickelt hat, aber in den 1960er Jahren erlangte der Begriff „Daejeon Kalguksu“ durch verschiedene Medien an Bekanntheit. In Daejeon gab es Ende 2023 727 Kalguksu-Restaurants, was seinem Ruf als Kalguksu-Geburtsort alle Ehre macht. Mit fünf Kalguksu-Restaurants pro 10.000 Einwohner steht Daejeon unter den landesweit 17 Metropol-Städten und Provinzen an der Spitze. Daejeons Stolz als Kalguksu-Hochburg wird durch das in der Stadt seit 2017 jährlich im Oktober stattfindenden Kalguksu Festival weitergepflegt.

Nudeln in Brühe aus Rinderknochen und Sardellen. Als Geburtsort von Kalguksu gibt es in Daejeon viele Restaurants, die auf verschiedene Versionen des beliebten Nudelgerichts spezialisiert sind. © Shin Jung-sik

Eine Bäckerei als Repräsentant Daejeons

Ein weiteres Aushängeschild von Daejeon ist die Bäckerei Sungsimdang, der als Nicht-Franchise-Unternehmen 2023 mit einem Jahresumsatz von 124,3 Mrd. KRW (etwa 83,6 Mio. Euro) und einem Nettogewinn von 31,5 Mrd. KRW (21,1 Mio. Euro) eine Weltklasseleistung gelang.

Sungsimdang wurde 1956 eröffnet, zur gleichen Zeit, als die USA mit ihren Weizenhilfslieferungen nach Korea begannen. Gründer war ein Ehepaar, dem es während des Koreakrieges unter dramatischen Umständen gelungen war, von Nord nach Süd bis nach Daejeon zu fliehen. Dort stellte ihnen ein katholischer Priester zwei Säcke Weizenmehl zur Verfügung, mit dem sie Dampfbrötchen zum Verkaufen herstellten. Es war die Geburtsstunde von Sungsimdang.

Aufgrund der entbehrungsreichen Zeit nach dem Kriege entwickelte das Besitzer-Ehepaar ein ausgeprägtes Gespür für sozial Benachteiligte, und es begann damit, das am Tage nicht verkaufte Brot an Bedürftige zu verteilen. Auch fast 70 Jahre nach Gründung hat sich an dieser Tradition nichts geändert. Nach wie vor spendet die Bäckerei übrig gebliebene Produkte an Wohlfahrtseinrichtungen, und backt sogar zusätzlich Brot, falls nicht genug Spenden zusammenkommen. Zudem wird die Produktentwicklung aktiv vorangetrieben und Neukreationen wie z. B. frittiertes Soboro (koreanisches Streuselbrot) geschaffen, das den süßen Genuss von Danpatppang (Brot mit süßer Roter-Bohnen-Paste), mit dem herzhaften Geschmack von Soboro und der Knusprigkeit von Donuts kombiniert. Das frittierte Soboro zählt zu den beliebtesten Broten von Sungsimdang und wurde bisher über 80 Millionen Mal verkauft.

Wenn man durch die Innenstadt von Daejeon läuft und auf ungewöhnlich lange Menschenschlangen stößt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich hier um einen Sungsimdang-Laden handelt. Da es sie nur in Daejeon gibt, muss man sich schon eigens herbegeben, wenn man ihre Brote und Kuchen probieren möchte. Echte Brotliebhaber genehmigen sich daher schon mal eine Stippvisite in Daejeon, nur um bei Sungsimdang einzukaufen.

Die größte Anzahl an Kalguksu-Restaurants in Korea und die langen Warteschlangen vor Sungsimdang-Läden zeugen davon, dass sich dank des Mehls die einst kulinarisch wenig ansprechende Stadt Daejeon in einen Ort der Gaumenfreuden verwandelt hat. Auf dem Daejeon Bread Festival, das ab dem 28. September 2024 zwei Tage lang stattfand, konnte man dann höchstpersönlich erleben, was mit dem sog. „Brot-Stolz“ der Daejeon-Bürger gemeint ist.

Die berühmte Bäckerei von Daejeon Sungsimdang ist immer überfüllt. Lange Schlangen von Menschen warten darauf, hineinzukommen und ihre typischen Köstlichkeiten zu kaufen, wie beispielsweise den Siru-Kuchen, der für seinen großzügigen Belag mit Saisonfrüchten bekannt ist. 

Vergangenheit und Gegenwart 

Daejeon war aufgrund mangelnder Touristenattraktionen eigentlich als langweilig verschrieben, doch die Stadt ist mittlerweile dabei, dieses Negativimage abzustreifen. Ein Beispiel ist das Dorf Gwansa-chon in Soje-dong, das – einst ein Wohnviertel von Angestellten der Eisenbahnindustrie – jetzt für Geschmack und Stil steht.

Ursprünglich war dem Ort nur wenig Beachtung geschenkt worden. Krieg und Stadtentwicklungsprojekte hatten das Dorf an den Rand gedrängt, und über 2.000 Häuser standen leer. Der Wandel geht auf einen Künstler zurück, der 2010 eines der Diensthäuser der ehemaligen Eisenbahnmitarbeiter in einen Kulturraum verwandelte. Das lenkte Aufmerksamkeit auf den Wert eines Ortes, der als einziger in Daejeon sein Gedenken an die koreanischen Moderne bewahrt hatte.

Theaterfestivals und Gesangswettbewerbe wurden abgehalten, und aus ehemaligen Dienstwohnhäusern wurden nach und nach Galerien, Cafés und Restaurants. Diese liegen oft versteckt in unscheinbaren Gassen mit äußerlich alt und schäbig wirkenden Fassaden. Gelangt man aber ins Innere, tut sich einem eine Welt einzigartiger Ideen und modernen Designs auf, die kaum woanders zu finden ist. So führt z. B. ein dichter Bambuswald zum Eingangsbereich eines Cafés oder der Vorgarten eines Restaurants ist wie ein kleines Thermalbad gestaltet.

Einen ähnlichen Charakter hat der Ort Temi Orae. Hier befinden sich Gebäude der Moderne, die in den 1930er Jahren im ursprünglichen Stadtzentrum von Daejeon errichtet wurden. Neun alte Residenzgebäude, darunter auch das ehemalige Wohnhaus des Gouverneurs der Provinz Chungcheongnam-do, wurden renoviert und ein komplexes Kultur- und Kunstviertel geschaffen, wo Ausstellungen zur modernen Geschichte von Daejeon und zur Kultur und Kunst abgehalten werden.

Ehemalige Wohnhäuser von Angestellten der Eisenbahnindustrie in Soje-dong wurden in Cafés und andere kleine Einrichtungen umgewandelt. Jedes hat seinen eigenen Stil bekommen, wobei ursprüngliche Grundstrukturen wie Dächer, Decken und Säulen erhalten blieben.

ein Ort voller Kultur

Daejeon lediglich auf den Status als Verkehrsknotenpunkt und Ort mit vielen kulinarischen Spezialitäten zu reduzieren, wäre ein Fehler. Denn Daejeon hat auch viel kulturelles Flair und einzigartige Naturschauplätze zu bieten.

Die Innenstadt von Daejeon kann z. B. mit dem größten urbanen botanischen Garten Koreas Hanbat Arboretum aufwarten, der zum Spazierengehen oder Verweilen unter einem der vielen üppigen Bäume einlädt. In direkter Nachbarschaft befinden sich die Museen Lee Ungno Museum und Daejeon Museum of Art. Das Lee Ungno Museum besitzt eine Vielzahl an Werken des Namengebers Lee Ungno (1904–1989), des Meisters der modernen Kunst Koreas. Lee ist bekannt für die Darstellung westlicher Abstraktion anhand orientalischer Kalligraphie auf der Grundlage koreanischer Malerei, wie z. B. die Serien Abstract Letter oder People. Bewunderung erfuhr er aber nicht nur wegen seiner Werke, sondern auch für seinen Entschluss, mit Mitte Fünfzig noch ein Studium in Paris zu beginnen. Er hätte ein Leben in Ruhm und Reichtum führen können, entschied sich aber für einen Neuanfang.

Ende der 1960er geriet Lee Ungno außerdem aufgrund der Verwicklung in einen politischen Zwischenfall in Schwierigkeiten und wurde inhaftiert. Doch selbst im Gefängnis kreierte er etwa 300 Werke, für die er auch Reisreste der Mahlzeit verwendete. Mit großer Leidenschaft widmete er sich der Suche nach dem Wert und der Größe von Kunst, die über die Staatsgrenzen und den Begriff Volk hinausging.

Vor allem mit der Serie People Ende der 1970er Jahre stieß er auf weltweite Resonanz. Die Werke dieser Serie bestehen jeweils aus einer Vielzahl individuell gestalteter Figuren, die im Tanz miteinander verbunden sind, und an denen sich die Energie ablesen lässt, mit der das demokratisierte Korea von Heute gestaltet wurde.

Das Lee Ungno Museum in Daejeon bietet tiefe Einblicke in die kreative Welt des Künstlers, die eine Mischung aus Ost und West, Tradition und Moderne darstellt.
© ARCHFRAME.NET

Daejeon hat es durch aktive Bemühungen geschafft, sein vormals weniger schmeichelhaftes Image zu wandeln. Jetzt gilt die Stadt als Ort der Gaumenfreuden und des Vergnügens, der je nach gesetztem Schwerpunkt – Wissenschaft, Kultur, Geschichte der Moderne und Gegenwart, Kunst und Natur – viele Attraktionen zu bieten hat. Ein oder zwei Tage würden nicht ausreichen, um alles zu sehen. Schließlich lautet der alte Name von Daejeon „Hanbat“, was „große und weite Ebene“ bedeutet. Bei einem Besuch empfiehlt es sich also, ein Reisethema festzulegen. Erst dann kann die Stadt richtig erfahren und genossen werden. 

Der Jangtaesan Natural Forest beherbergt einen dichten Urweltmammutbaum-Wald, eine Seltenheit in Korea, und bietet den Besuchern inmitten einer atemberaubenden Landschaft die Gelegenheit zum Abschalten und Naturgenießen.
© KOREA TOURISM ORGANIZATION

Kwon Ki-bong Schriftsteller
Fotos Lee Min-hee

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