Jeong Yak-yong träumte zusammen mit dem reformorientierten König Jeongjo (reg. 1776-1800) von einer Renaissance des Joseon-Reiches, indem er kritischen Intellekt in Geisteswissenschaft, Naturwissenschaft und anderen Bereichen forderte und praktisches Handeln befürwortete. 2018 markiert den 200. Jahrestag der Veröffentlichung von Jeongs Meisterwerk Mongmin simseo (Buch der Anweisungen zur Landesverwaltung) sowie seiner Entlassung aus 18 Jahren Verbannung. Zwar sind seit seinem Tod bereits 180 Jahre vergangen, aber es scheint, dass Jeongs Herz noch immer in der Nähe des Flüsschens Cho-cheon, das durch seinen Heimatort fließt, weilt.
Die Flüsse Namhan-gang und Bukhan-gang fließen in Dumulmeori, Kreis Yangpyeong, Provinz Gyeonggi-do zusammen. Das Gebiet hat seine ursprüngliche Funktion als Knotenpunkt des Transports von Menschen und Waren längst verloren, dafür bietet der Morgennebel künstlerische Inspiration.
Feuchter Nebel lässt das Objekt des Blickes verschwommen erscheinen. Da die Sicht dadurch nicht völlig blockiert wird, bewegt sich der Blick zwischen dem Offenbarten und dem Verborgenen. Ästhetische Neugier regt sich, wenn zwischen dem, was transparent und ehrlich offenbart wird, und dem, was halb verborgen bleibt, ein gewisses Gleichgewicht erreicht wird. Dumulmeori, auf den man vom Tempel Sujong-sa aus einen schönen Blick erhält, war schon immer ein berühmtes Ziel von Dichtern und Künstlern, die die landschaftliche Schönheit der sich unter ihnen erstreckenden lieblichen und und sauberen Weiten des Han-Flusses besingen oder auf der Leinwand einfangen wollten. Heute ist es ein gerne von Amateurfotografen aufgesuchter Ort.
Tempel Sujong-sa und feuchter Nebel
2018 markiert den 200. Jahrestag des Erscheinens von Mongmin simseo (Buch der Anweisungen zur Landesverwaltung), eines der wichtigsten Werke von Jeong Yak-yong. Das 48-bändige Werk wird insbesondere wegen seiner Kritik an der Tyrannei der Hofbeamten und wegen seiner Vorschläge, wie die lokalen Magistrate dem Volk dienen können, hochgeschätzt.
„Dumulmeori“, wortwörtlich „Kopf von zwei Wassern“, ist eine häufige Bezeichnung für eine Stelle, an der zwei Flussläufe ineinander fließen. Hier bezieht es sich auf den südlichen Teil von Yangsu-ri in der Provinz Gyeonggi-do, wo sich die Flüsse Namhan-gang und Bukhan-gang vereinen. Eine knappe Stunde Fahrt von Seoul aus vorbei an der Stadt Hanam und über die Paldang-Brücke bringt Sie zu diesem stillen Ort, der einen weiten Ausblick auf Flüsse und Berge bietet. Es ist daher ein perfektes Wochenendziel für die Bewohner von Seoul. Nach weiteren 300 Metern Wanderung über einen steilen Bergpfad erreicht man den auf dem Berg Ungil-san gelegenen Tempel Sujong-sa, von wo aus man auf Dumulmeori hinunterblicken kann.
Dumulmeori hatte eine Fähranlegestelle, die auf der Route lag, die Jeongseon in der Provinz Gangwon-do und Danyang in der Provinz Chungcheongbuk-do mit den Seouler Fähranlegestellen in Ttukseom und Mapo verknüpfte, die damals wichtige logistische Knotenpunkte waren. Aber als 1973 der Paldang-Damm im Unterlauf fertiggestellt wurde, verlor Dumulmeori seine historische Funktion als Wasserstraße. Der Damm führte zur Verbreiterung des Flusses und zur Verlangsamung der Strömung, was zur Bildung eines seeähnlichen natürlichen Umfeldes führte, in dem Rohrkolben, Schilfrohr, Lotusblüten und Wasserkastanien, die stille Gewässer bevorzugen, gedeihen. Um diese ökologischen Veränderungen zu nutzen, wurden am Flussufer mit verschiedenen Einrichtungen und Skulpturen ausgestattete Feuchtgebiete wie der Park Semiwon und der Ökopark Dasan angelegt, die selbst an Wochentagen voller Besucher sind.
Nach 18 Jahren der Verbannung kehrte Jeong Yak-yong in sein Heimatdorf Majae in Namyangju, Provinz Gyeonggi-do, zurück, wo er bis zu seinem Tode 18 Jahre lebte. Er träumte davon, als Fischer in seinem Heimatort zu leben.
Höhepunkt ist der feuchte Nebel. Im Morgengrauen, wenn der Temperaturunterschied zwischen Wasser und Land größer wird, steigt ausnahmslos Nebel über der sanften Wasseroberfläche auf. Der Nebel erhebt sich über dem See Cheongpyeong-ho, von wo aus er sich um diese und jene Berge schlingt, um sich schließlich bei Anbruch des Tages mit dem Bergwind auf die Dumulmeori-Flusslandschaft zu senken, was einen atemberaubenden Anblick bietet. Jeder, der diesen aus den Nebelschleiern geborenen Tagesanbruch erlebt, wird unwillkürlich innehalten, eingefangen in Erinnerung an die alte Landschaft. Wenn Sie vom Tempel Sujong-sa aus den Sonnenaufgang über Dumulmeori gesehen und damit einen der spektakulärsten Ausblicke über den Han-Fluss genossen haben, kommen Sie auf dem Weg nach unten an dem kleinen Café in der Nähe des Parkplatzes vorbei. Wenn sie ein paar Worte mit der Inhaberin wechseln, kann es gut sein, dass sie Ihnen auf ihrem Handy einige Fotos von den rätselhaften und fantastischen Ansichten von Dumulmeori zeigt, die Sie hierher gebracht haben.
Als der 22-jährige Jeong Yak-yong (1762-1836; Beiname: Dasan (Tee-Berg)) im Frühjahr 1783 die niedere Beamtenprüfung Saengwonsi bestand, reiste er zusammen mit zehn Kameraden zum Tempel Sujong-sa, um sich zu seinem Erfolg zu gratulieren. Dahinter stand die Überlegung seines Vaters, dass es besser wäre, wenn er vom Prüfungsort nicht alleine nach Hause zurückkehrte, sondern in Begleitung und Feierstimmung. Es waren schon sieben Jahre vergangen, seit Jeong nach seiner Heirat im Alter von 15 Jahren nach Seoul gegangen war, um sich auf die staatliche Beamtenprüfung vorzubereiten, weshalb sein Vater sich in all den Jahren des Wartens wohl große Sorgen gemacht haben musste. Zudem dürfte der Vater mit der Gruppenreise wohl auch die Absicht verfolgt haben, Verbundenheit und Solidarität der politischen Fraktion Namin, zu der sein Familienclan gehörte, zu stärken.
Der Sujong-sa, ein über tausend Jahre alter Tempel, liegt in einer wunderschönen Umgebung, nicht weit entfernt von Jeongs Heimatdorf
Majae (nach dem dort befindlichen Flüsschen auch „Chocheon“ genannt). In seiner Kindheit ging Jeong oft zu dem Tempel, um zu lesen und zu dichten. Auch an dem Abend, als er den Tempel nach dem Bestehen der Beamtenprüfung besuchte, ließ er beim Aufgehen des Mondes Reiswein bringen und besang in einem Gedicht „die Freude, als Erwachsener an einen Ort zurückzukehren, an dem man als Kind gespielt hatte“. Er beschrieb die Ereignisse dieses Tages detailliert in Sujongsa Yuramgi (Ausflug zum Tempel Sujong-sa).
Der 200. Jahrestag der Aufhebung der Verbannung
Verglichen mit seinen Zeitgenossen wird Jeong Yak-yong in Korea ebenso hochgeschätzt wie z.B. Johann Gottlieb Fichte in Deutschland oder Voltaire in Frankreich. Er hinterließ eine riesige Sammlung von Büchern und Schriften, die seiner Zeit weit voraus waren und kritischen Intellekt sowie praktischeStaatskunst propagierten. 2012 wurde Jeong Yak-yong die Ehre zuteil, neben Hermann Hesse, Claude Debussy und Jean-Jacques Rousseau in die UNESCO-Liste der Jahrestage bedeutender Persönlichkeiten von Weltrang aufgenommen zu werden. 2018 markiert den 200. Jahrestag der Veröffentlichung seines bahnbrechenden Werks Mongmin simseo (Buch der Anweisungen zur Landesverwaltung) und zugleich die Aufhebung seiner 18-jährigen Verbannung und Rückkehr in seinen Heimatort Majae. Aus diesem Anlass veranstalteten im April die Stadt Namyangju, zu der Majae gehört, und die Koreanische UNESCO-Kommission ein internationales Gedenk-Symposium in Seoul.
Semiwon, ein Ökogarten in Yangpyeong, ist ein im Sommer beliebter Erholungsort. Der Garten verfügt über rund 270 Pflanzenarten, 70 davon Wasserpflanzen.
Bedenkt man, dass Jeong rund 500 Werke verfasste, könnte man jeden Tag im Jahr eins seiner Werke zur Rate ziehen, um nach dem Weg zu fragen, den man heute gehen sollte. König Gojong (reg. 1863-1907), der in der zweiten Hälfte des 19. Jhs darum kämpfte, das Land gegen Mächte von außen zu verteidigen, konsultierte jedes Mal, wenn er über seinen Träumen von Unabhängigkeit und Reform verzweifelte, Jeongs Schriften und lamentierte, dass er nicht zu Lebzeiten dieses großen Gelehrten geboren wurde.
Obwohl der vorliegende Reisebeitrag beabsichtigt, jenen Teil des Han-Flusses zu erforschen, wo Jeong Yak-yong geboren wurde, aufwuchs und seine letzten Lebensjahre verbrachte, und damit den Spuren seines Lebens und seiner Gedanken Schritt für Schritt zu folgen, so soll Jeong nicht wie allgemein üblich als strikter und mahnender Gelehrter porträtiert werden. Jeong las im Alter von vier Jahren den Tausend-Zeichen-Klassiker, schrieb mit sieben Gedichte und brachte mit zehn eine eigene Gedichtsammlung heraus. Sieht man einmal von seiner Genialität ab, so gibt es einige Geschehnisse, die ihn menschlicher erscheinen lassen. Obwohl er z.B. mit Mühe und Not die untere Beamtenprüfung bestand und die Aufmerksamkeit von König Jeongjo auf sich zog, scheiterte er bis zum Alter von 28 wiederholt an den höheren Beamtenprüfungen. Jeong Yak-yong selbst wäre es wohl unangenehm, als engstirniger und biederer Mann in Erinnerung zu bleiben.
Verglichen mit seinen Zeitgenossen wird Jeong Yak-yong in Korea ebenso hochgeschätzt wie z.B. Johann Gottlieb Fichte in Deutschland oder Voltaire in Frankreich. Bedenkt man, dass Jeong rund 500 Werke verfasste, könnte man jeden Tag im Jahr eins seiner Werke zur Rate ziehen, um nach dem Weg zu fragen, den man heute gehen sollte.
Viertägige Flucht aus dem Palast
Die spektakuläre Aussicht auf Dumulmeori, die sich vom Tempel Sujong-sa auf dem Berg Ungil-san bietet, zieht seit alter Zeit Dichter und Künstler an. Jeong Yak-yong, dessen Geburtsort ganz in der Nähe liegt, ging als Kind oft zu diesem Tempel, um zu lesen und zu dichten.
Ausgewählt von König Jeongjo wurde Jeong Yak-yong Mitglied des Königlichen Archivs Gyujanggak und bekleidete danach mehrere wichtige Ämter, um die Reformpolitik von Jeongjo zu konzipieren und umzusetzen. Die Tatsache, dass es mindestens zwei Fälle von Pflichtverletzung gab, lässt vermuten, dass seine Schalkhaftigkeit seinem Talent und seinen Fähigkeiten in nichts nachstand. Einmal verließ er seinen Arbeitsplatz ohne vorherige Erlaubnis unter dem Vorwand, seinen Vater, damals Gouverneur von der weit entfernt im Süden liegenden Stadt Jinju, besuchen zu wollen. Dies geschah in seinem zweiten Jahr als junger auszubildender Beamter am Königlichen Archiv. Als der König davon erfuhr, befahl er, Jeong zu ergreifen und mit 50 Peitschenhieben zu bestrafen. Jedoch widerrief der König diese Anordnung schon bald und begnadigte ihn.
Als er später als königlicher Sekretär für die Ausführung der Befehle des Königs zuständig war, begab Jeong sich wieder auf Abwege, wozu er in seinen Schriften selbst folgende Erklärung hinterließ:
„Es war Sommer 1797, als ich am Fuße des Berges Nam-san in Seoul wohnte. Als ich sah, wie die Granatapfelbäume im aufklarenden Nieselregen erste Blüten trieben, dachte ich, es sei der perfekte Moment zum Angeln im Flüsschen Cho-cheon. Laut den Vorschriften dürfen die Beamten sich nur nach vorheriger Einholung einer Erlaubnis außerhalb der Hauptstadtmauern begeben. Aber da ich keine offizielle Urlaubsgenehmigung bekommen konnte, bin ich einfach losgefahren. Am nächsten Tag warf ich ein Netz in den Fluss und fing 50 größere und kleinere Fische. Das kleine Boot war vom Gewicht des Fangs überfordert, sodass nur wenige Zentimeter über Wasser blieben. Ich wechselte auf ein anderes Boot und legte in Namjaju an, wo wir uns fröhlich und bis zum Platzen am Fisch labten.“
Cho-cheon, das von Schilfrohr umstandene Flüsschen in dem Dorf, wo Jeong aufgewachsen war, war für ihn Symbol der Heimat. Namjaju ist eine kleine Sandinsel direkt unterhalb von Dumulmeori, aber Jeongs abenteuerlicher Ausbruch aus der Beamtenwelt des Königshofs war noch nicht zu Ende: Nach dem Fischgelage gelüstete es ihn nach dem Geschmack frischer Wildkräuter-Beilagen. Er drängte seine Weggefährten zur Weiterreise über den Fluss bis nach Gwangju in der Provinz Gyeonggi-do, wo sich die Einsiedelei Cheonjin-am befand. Dort hatten er und seine Brüder den Katholizismus studiert, und egal, wie nahe das Boot an diesem für Jeongs Schicksal bedeutenden Ort auch anlegen mochte, mussten bis zur tief in den Bergen gelegenen Einsiedelei noch weitere zehn Kilometer zurückgelegt werden.
„Wir vier Brüder gingen mit einigen Verwandten nach Cheonjin-am. Kaum in den Bergen, waren wir von üppiger Vegetation umgeben, überall blühte und grünte es undBlumenduft kitzelte unsere Nasen. Alle Arten von Vögeln sangen und zwitscherten in den klarsten und schönsten Tönen. Hörten wir Vogelgesang, hielten wir inne und blickten vergnügt um uns. Wir erreichten das Tempelchen und verbrachten unsere Zeit damit, zu trinken und Gedichte zu rezitieren. Erst nach vier Tagen kehrten wir zurück. In dieser Zeit schrieb ich 20 Gedichte und wir aßen 56 verschiedene Arten von Wildgemüse wie Hirtentäschel, Adlerfarn und die Knospen des Japanischen Aralienstrauchs.” (Aus: Dasan Simunjip (Anthologie von Dasan), Bd. 14)Es ist nicht bekannt, ob König Jeongjo über diese viertägige Flucht vor den Dienstpflichten informiert wurde.
Der Innenhof von Yeoyudang, des Hauses, in dem Jeong Yak-yong geboren wurde, aufwuchs und seinen Lebensabend verbrachte.Das Haus, das 1957 in seiner Originalform restauriert wurde, gehört zur Kulturerbestätte Dasan Heritage Site. Der Name des Hauses referiert auf Laotses Rat, bei allen Dingen vorsichtig wie beim Überqueren eines vereisten Flusses zu sein.
Wie das Überqueren eines Baches im Winter
In der Joseon-Zeit (1392-1910) hatten viele Menschen neben ihrem Namen noch einen „Ho“, einen Beinamen, mit dem sie von Freunden und Kollegen gerufen wurden. Der Beiname spiegelte allgemein Charakter oder besondere Eigenschaften einer Person wider. Oft hatten auch Häuser einen bestimmten Namen, der dann manchmal auch als Beinamen angenommen wurde. Als Jeong Yak-yong nach dem Ausscheiden aus dem Hofdienst in sein Heimatdorf zurückkehrte, nannte er seine Studierstube Yeoyudang: „Haus des Zögerns und Zauderns“.
„Ich kenne meine Schwächen gut. Ich habe Mut, bin aber nicht geschickt im Umsetzen von Dingen. Ich tue gern Gutes, weiß aber nicht zu prioritisieren und auszuwählen. So hat mein endloses Streben nach guten Taten bedauerlicherweise nur zu reichlich Vorwürfen geführt. In Laotses Tao Te Ching steht: Bei Dingen, die gerne bevorzugt werden, muss man zögerlich sein wie beim Überqueren eines eisbedeckten Flusses; bei Dingen, die selbstverständlicherweise getan werden müssen, muss man so zauderlich sein, als hätte man Furcht vor allem um sich. Sollten diese beiden Zeilen nicht ein Heilmittel für die Schwächen meines Charakters beinhalten?!“
Für einen jungen, von einem reformorientierten König begünstigten Beamten war es unmöglich, sich keine politischen Feinde am Hof zu machen. Selbst die Gunst des Königs konnte Jeong, der Seohak (Westliche Lehre) und dem Katholizismus zugeneigt war, nicht beschützen. Im Januar 1800 schied Jeong Yak-yong aus dem Beamtendienst aus und kehrte nach Majae zurück, wo er sich den Traum erfüllte, mit seiner Familie auf einem kleinen Fischkutter mit Kabine zu leben und zu fischen. Für den Kutter hatte er sogar ein Namensschild mit diesen Wünschen angefertigt, das er aber nie aufhängen konnte. Denn die Katholikenverfolgung, die nach dem plötzlichen Tod von König Jeongjo im Sommer desselben Jahres einsetzte, kostete Jeong Yak-yong und seinen zweitältesten Bruder Jeong Yak-jeon beinahe das Leben. Während die beiden in die Verbannung geschickt wurden, starb Jeongs drittältester Bruder Jeong Yak-jong, der am katholischen Glauben festhielt, den Märtyrertod.
Neben „Dasan“ hatte Jeong Yak-yong noch den zusätzlichen Beinamen „Sammi“, was „drei Augenbrauen“ bedeutet.Die Pocken, an denen er als Kind erkrankt war, hatten eine Narbe auf seiner Stirn hinterlassen, die einer dritten Augenbraue ähnelte. Jeong hatte neun Kinder, von denen sechs von Masern und Pocken hinweggerafft wurden. In der Verbannung erfuhr er vom Tod seines jüngsten Sohnes. „Für mich wäre es besser zu sterben als zu leben, aber ich lebe noch. Für dich wäre es besser zu leben als zu sterben, aber du bist schon gestorben.“ Aus diesen Zeilen spricht die tiefe Trauer des Vaters um den verstorbenen Sohn.
Jeong hinterließ tief bewegende Zeilen über jedes seiner verlorenen Kinder. Außer seiner ältesten Tochter, die vier Tage nach der Geburt starb, wurden alle Kinder auf dem Familienfriedhof auf dem Berg hinter seinem Heimatort beigesetzt. Aus seiner persönlichen Trauer heraus beschäftigte sich Jeong Yak-yong mit der Heilung von Infektionskrankheiten und schrieb zwei medizinische Bücher, eins über die Behandlung von Masern und eins über die Vorbeugung von Pocken.
Den Sommer am Han-Fluss verbringen
Nach 18 Jahren Verbannung im Landkreis Gangjin-gun in der Provinz Jeollanam-do lebte Jeong Yak-yong weitere 18 Jahre in seinem Heimatort, gleichsam eine Entschädigung für diese Zeit. In seinen späteren Jahren nannte er sich „Yeolsu“, ein anderer Name für den Fluss Han-gang. Am Han-gang geboren, hatte er von einem friedlichen Leben auf dem Land geträumt, aber dieser Traum ging nicht in Erfüllung. 1819, ein Jahr nach seiner Rückkehr aus der Verbannung, besuchte er auf dem Weg zum Grab seines Vaters in Chungju die Felder von Munam (heute in Seojong-myeon, Landkreis Yangypeong-gun, Provinz Gyeonggi-do), wo er jeden Herbst viele Tage zusammen mit seinem Bruder Yak-jeon verbracht hatte, um sich um die Ernte zu kümmern. „Schon vor 40 Jahren habe ich davon geträumt, hier zu leben und die Felder zu bestellen“, erinnerte sich Jeong. Sein Bruder Yak-jeon war 1816, drei Jahre zuvor, gestorben und nicht aus der Verbannung auf der Insel Heuksan-do zurückgekehrt.
Jeong Yak-yong verbrachte die letzten Jahre seines Lebens damit, die Bücher, die er in der Verbannung geschrieben hatte, zu bearbeiten. Aber selbst während dieser Zeit verlor er seine Schalkhaftigkeit nicht völlig. So schrieb er z.B. 16 Gedichte über Möglichkeiten, mit der Hitze fertig zu werden. Darunter finden sich Titel wie Baduk spielen auf einer kühlen Bambusmatte; Den Zikaden in den östlichen Wäldern lauschen; Die Füße im Mondlicht im Wasser baumeln lassen; Die Bäume vor dem Haus beschneiden, um den Wind hindurchziehenn zu lassen; Den Graben reinigen, damit Wasser fließen kann; Die Weinreben bis zur Dachtraufe klettern lassen; Mit den Kindern Bücher in der Sonne trocknen lassen; In einem tiefen Topf scharfen Fischeintopf kochen. Machte ihm konstitutionsbedingt die Hitze stärker als anderen zu schaffen? Oder war er vielleicht dick?
Die Dasan Gedenkstätte in Namyangju umfasst Jeong Yak-yongs Grabstätte, sein restauriertes Geburtshaus, das Dasan Cultural Center und die Dasan Memorial Hall. Im Dasan Cultural Center sind die zahlreichen Bücher, die er in der Verbannung verfasste, ausgestellt. Geojunggi, eine kranartige Vorrichtung, die beim Bau der Festung Suwon zum Einsatz kam, und viele andere Errungenschaften, die auf Jeong zurückgehen, sind in der Dasan Memorial Hall zu besichtigen.