메인메뉴 바로가기본문으로 바로가기

null > 상세화면

2024 AUTUMN

Nakayashikis Friseursalon

Friseur zu sein bedeutet für den Japaner Nakayashiki Kenta, in herzlicher Beziehung zu seinen Kunden zu stehen und gute Gespräche zu führen. Er ist kaum mehr als sechs Jahre in Korea, doch träumt er bereits davon, gemeinsam mit den hier kennengelernten Menschen alt zu werden.

Nakayashiki Kentas Kundschaft reicht von jung bis alt. Jedoch akzeptiert er stets nur eine kleine Anzahl von Kunden pro Tag, um diesen seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.

In Nakayashikis Friseursalon wird der Kunde zum König, denn ein jeder bekommt hier die volle Aufmerksamkeit vom Chef. Nichts geht ohne Reservierung. Ausnahmen macht er nur, wenn Kunden zu zweit oder als Familie kommen. Durch das Fenster des Salons blickt man auf dicht beieinanderstehende Bäume eines Parks. Man glaubt gar nicht, im Stadtteil Gangnam mit seinen vielen Hochhäusern zu sein. Es ist eine ruhige Atmosphäre, die zu Gesprächen einlädt.

„Als Friseur lernt man die verschiedensten Menschen kennen und kommt ihnen näher. Ich möchte gute Beziehungen führen, das ist mir weitaus wichtiger, als mit meiner Arbeit viel Geld zu verdienen.“

Gute Beziehungen zu guten Menschen

Vor seinem Umzug nach Korea arbeitete Nakayashiki als angestellter Friseur in Omotesando, einem belebten Viertel in Tokio. Der Salon hatte viele Kunden. Einmal so viele, dass er in einer Stunde vierzehn gleichzeitig bedienen musste. Bei so einem Ansturm war es ihm unmöglich, sich an Gesichter, geschweige denn an Namen zu erinnern. Das beschämte ihn sehr. Er war Friseur geworden, um seine Welt durch Begegnungen mit anderen Menschen zu bereichern. Doch die Realität war weit von seiner ursprünglichen Motivation entfernt. Es musste sich etwas ändern.

„Von früh bis spät habe ich nur gearbeitet und litt unter Schlafmangel. Nach etwa sechs Jahren kam der Zusammenbruch: Ich wurde aufgrund eines Herzinfarkts in die Notaufnahme eingeliefert. Und das mit gerade mal 27 Jahren. Mir kam wirklich der Gedanke, dass ich sterben könnte, wenn ich so weitermache. Aber dann schlug mir der Vizechef des Salons vor, einen Friseursalon in Korea zu eröffnen. Zufälligerweise interessierte ich mich zu dem Zeitpunkt sowieso für das Land, weshalb ich mich ohne zu zögern auf den Weg machte.“

Wegen Turnschuhe nach Korea

Das war 2018. Bis dahin hatte er eigentlich nicht viel über Korea gewusst. Sein Interesse wurde aber geweckt, als er auf der Suche nach einer Sonderedition von Turnschuhen einen Laden in Tokio betrat. Dort griff er im gleichen Moment wie ein anderer junger Mann nach einem Paar, und es entstand Blickkontakt. Nakayashiki war verblüfft: Der Style des Mannes war angefangen von der Frisur bis hin zu den Schuhen so anders als der eines Japaners. Etwas später beim Fernsehen sah er ihn dann wieder. Es handelte sich doch tatsächlich um den K-Pop-Star G-Dragon von der Gruppe Big Bang. Musikalisch und modisch übertraf er alles, was Nakayashiki bisher gesehen hatte. Auf das Land, wo solche Künstler herkommen, wurde er neugierig.

„Bis dahin war für mich Omotesando in Tokio das richtungsweisende Mode- und Trendzentrum. Doch mir kam der Gedanke, dass Korea vielleicht noch einen Schritt weiter sein könnte. Ich fing an, die koreanischen Kunden unseres Salons genauer zu betrachten. Egal, ob sie für ein Auslandsstudium oder aufgrund ihrer Jobs in Japan waren, sie alle versuchten, ihr Leben mit Style zu leben. Ein Land mit solchen Einwohnern würde in ein paar Jahren bestimmt weltweit Trends anführen. Ich wollte sofort dorthin.“

Zu Beginn konnte er noch kein Wort Koreanisch. Er besuchte auch keine Sprachschule, sondern versuchte sich im Selbststudium. Seine größten Sprachlehrer waren die Kunden, dank denen er seine Koreanischkenntnisse schon in kurzer Zeit sehr verbessern konnte.

Nachdem er zuvor in einigen Vierteln Seouls gearbeitet hatte, eröffnete er vor drei Jahren am jetzigen Standort in Dogok-dong seinen Friseursalon. Auch ohne viel Werbung konnte er relativ leicht Fuß fassen, da ihm seine früheren Kunden treu blieben und neue vorstellten. Das Spektrum der Kundschaft reicht von Kindern bis hin zu Senioren. Und sie haben die unterschiedlichsten Berufe. Nakayashiki kann sich also in seinem Salon quasi „mit der ganzen Welt“ austauschen.

Nakayashiki bittet neue Kunden, seinen Salon mindestens dreimal zu besuchen und ihm die Chance zu geben, einen Stil und eine Form zu erreichen, die am besten zu ihren Vorlieben und ihrem Haarzustand passen. Dieser Prozess ermöglicht ihm, Beziehungen zu knüpfen, die hoffentlich viele Jahre halten.

Fasziniert vom Jeong

„Japaner zeigen ihre Gefühle nicht so gern. Ihre inneren Gedanken einzuschätzen fällt daher schwer. Aber fast alle Koreaner, die ich traf, zeigten sehr offen ihre Gefühle. Das konnte auch hart sein, aber noch viel öfter fand ich diese Art praktisch. Schließlich wusste ich so ganz klar, was es zu verbessern gab.“

Er beschreibt Koreaner als Menschen mit viel Heung (Spaß), Jeong (menschliche Wärme) und Hwa (Wut). Unter diesen Gefühlen hat es ihm besonders das koreatypische Jeong (Gefühl der Liebe bzw. Zuneigung oder menschliche Wärme) angetan. In der Anfangszeit erstaunte es ihn sehr, wie hilfsbereit die Koreaner auch gegenüber Leuten waren, zu denen sie keine Beziehung hatten. In Japan wäre es unhöflich, jemandem einfach so ungefragt zu helfen. Aber mittlerweile gefällt ihm diese Art, sich gerne hier und da mal „einzumischen“. Die gute Intention dabei ist ihm nämlich sehr bewusst.

„In Japan währt die Beziehung zwischen Friseur und Kunde oft ein Leben lang. In Korea ist das anders. Diese Kultur Japans wollte ich gerne mit nach Korea bringen. Deshalb bitte ich die Kunden, die das erste Mal unseren Salon besuchen, etwas Geduld zu haben. Ich brauche mindestens drei Besuche, um gemeinsam einen Stil zu entwickeln, der den Kunden steht. Fast alle vertrauen mir und lassen sich auf das Experiment ein. Ich bin ihnen wirklich dankbar.“

Im Gegenzug ist es ihm wichtig, immer ein offenes Ohr für die Geschichten seiner Kunden zu haben und im richtigen Moment das nötige Quäntchen Empathie zu zeigen. Für ihn gehört das einfach zu dem Beruf eines Friseurs dazu. Den Kunden eine angenehme Zeit zu bereiten, befriedigt ihn mindestens genauso sehr, wie tolle Frisuren zu kreieren.

Nakayashikis Friseursalon spiegelt seine gelassene Persönlichkeit und seine methodische Lebensweise wider.

Inzwischen betreut er deutlich weniger Kunden als damals in Japan, schlafen tut er jedoch immer noch wenig. Bis tief in die Nacht checkt er E-Mails oder schaut YouTube über die neusten Mode- oder Frisurentrends, um auf dem Laufenden zu bleiben. Das Licht wird meist erst gegen vier oder fünf Uhr morgens gelöscht und um halb neun klingelt schon wieder der Wecker. Der Friseursalon öffnet um elf Uhr, aber da er sehr flexibel bei der Terminvergabe ist, endet der Tag nie zu einer festgelegten Uhrzeit. Es gibt auch keine regelmäßigen freien Tage, was ihn aber insofern nicht stört, als dass er stets von großer Vorfreude auf das nächste Treffen mit den Kunden erfüllt ist.

Gemeinsam mit den Kunden alt werden

Nakayashikis Heimat ist die Präfektur Iwate-ken in der Region Tohoku. Auf dem Land geboren und aufgewachsen, träumte er schon früh von einem Leben in der Großstadt. Im Mittelpunkt seines Lebens sollte das Styling anderer Menschen stehen, und so führte ihn mit 18 Jahren der Weg in eine Friseurschule in Harajuku, Tokio. Während der zweijährigen Ausbildungszeit hielt er sich mit diversen Teilzeitjobs über Wasser und arbeitete unter anderem als Izakaya-Kellner, Callcenter-Agent und Verkäufer in Bekleidungsgeschäften. Es waren wertvolle Erfahrungen, die ihm heute dabei helfen, auf andere Menschen zuzugehen und mit ihnen zu kommunizieren.

Nakayashiki benutzt immer noch eine Schere, die ihm sein Lehrmeister vor 17 Jahren vermacht hat.

„Ich bin auch weiterhin in Japan aktiv, weil ich für drei berühmte Künstler und eine Idol-Gruppe verantwortlich bin. Die meiste Zeit verbringe ich aber in Korea. Da es mein Traum ist, gemeinsam mit meinen Kunden alt zu werden, glaube ich, dass ich auch weiterhin hier leben werde.“

Bereits 17 Jahre lang benutzt Nakayashiki die Schere, die ihm einst sein Vorgesetzter vermachte. In einer Zeit raschen Wandels hält er an dem alten Werkzeug fest und träumt von langanhaltenden Beziehungen. Er geht sein eigenes Tempo und an seinem strahlenden Gesicht lässt sich ablesen, welches Glück er dabei empfindet. 

Park Mi-kyeongSchriftstellerin
Fotos Han Jung-hyun

전체메뉴

전체메뉴 닫기