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2017 AUTUMN

Shakespearesche Leidenschaft für koreanischeMusik und Tanz

Was ist wohl größer: die geographische Distanz zwischen Mansfield, Connecticut, USA und Seoul, oder diekulturelle Distanz zwischen der traditionellen koreanischen Musik Gugak und dem shakespeareschenTheater? Lauren Ash-Morgan schlägt Brücken zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Welten.

Lauren Ash-Morgan spielt auf dem Rasen des Seouler Namsan Parks ein Gayageum Sanjo.

Es dürfte nur wenige Koreaner geben – und das selbst unter professionellen Darstellern, die die traditionellen narrativen Balladen Chang zur eigenen Begleitung auf einer traditionellen Zither singen können. Ja, es dürfte nur wenige geben, die diese als Gayageum Byeongchang bekannte Musikform überhaupt erlernen wollen würden.

Für einen Ausländer gibt es verständlicherweise viele und hohe Barrieren zu überwinden: Sprache, Technik und v.a. Schwierigkeit, die emotionalen Nuancen zu erfassen. Aber Lauren Ash-Morgan hat das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. An den meisten Wochenabenden ist sie im National Gugak Center im Seouler Südviertel Seocho-dong anzutreffen, wo sie traditionellen koreanischen Tanz und Gesang sowie Instrumentalmusik lernt und einstudiert.

„Am Anfang war alles etwas beschämend für mich, weil es sich um eine völlig neue Form der Bewegung handelte. Zunächst habe ich nicht den typischen Körperbau einer Tänzerin, dann hatte ich nicht die richtige Tanzkleidung, der Unterricht lief nur auf Koreanisch und ich als die einzige Nicht-Koreanerin in der Gruppe stach sowieso schon hervor und hatte meine Zweifel, ob ich das jemals richtig lernen könnte“, erinnert sich Ash-Morgan an ihre ersten Stunden in Washington, D.C. „Aber es ist ein traditioneller Stil und eine Technik, die heutzutage selbst Koreaner lernen müssen und die Erwachsenen in meinen Kursen lernen es genauso wie ich. In mancher Hinsicht habe ich Vorteile verglichen mit den anderen Kursteilnehmern, da ich ein Kunststudium hinter mir habe.“

Ihre koreanischen Lehrer sehen das auch so: „Ms. Lauren versteht ganz gut, was ich sage und befolgt meine Anweisungen genauestens“, so die Lehrerin, die ihr beibringt, Chang zur eigenen Begleitung auf der 12-saitigen Zither Gayageum zu singen. Ihre Tanzlehrerin betont, wie sehr sie sich nicht nur um die Aneignung der einzelnen Techniken bemüht, sondern auch um die tiefere Bedeutung jeder einzelnen Bewegung.

Wie es begann

Ash-Morgan hat eine weitaus längere Bühnenkarriere hinter sich, als ihre 34 Jahre vermuten lassen würden. Gebürtig aus Mansfield im US-Bundesstaat Connecticut, steht sie bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr, als sie mit Theater-Workshops begann, auf der Bühne. Mit 11 trat sie der Kid’s Company bei, einem Theaterensemble für Jugendliche in ihrer Heimatstadt, und wuchs so mit Theaterauftritten auf. In der Schule entwickelte sie im Rahmen von Musikvorstellungen ein besonderes Interesse für Shakespeare. Sie studierte Musikerziehung mit Schwerpunkt Vokalmusik und machte ihren B.A. in Musik am Ithaca College in New York, wo sie sich für Weltmusik und Musikethnologie zu interessieren begann.

Nach dem Abschluss verbrachte sie ein Jahr in Seoul, arbeitete als Musiklehrerin und begann am National Gugak Center traditionelle koreanische Musik mit Schwerpunkt auf der Wölbbrettzither Gayageum und der Eieruhrtrommel Janggu zu studieren. Danach nahm sie unter Dr. Robert Provine, einem Experten für ostasiatische Musik an der University of Maryland, College Park, ihr Aufbaustudium auf, das sie mit einem Magisterabschluss in Musikenthnologie, Schwerpunkt Korea, erfolgreich beendete. Während des Studiums lernte sie zwei Jahre lang traditionellen koreanischen Tanz und Pansori (epischer Sologesang mit Trommelbegleitung) am Washington Korean Performing Arts Center und nahm Unterricht für Gayageum und Janggu.

2010 bekam sie eine Einladung zum Internationalen Gugak-Workshop am National Gugak Center. Seitdem hält sie sich in Korea auf, um Gugak in Verbindung mit koreanischem Tanz zu studieren.

2011 erhielt sie nach erfolgreicher Vorsprechprobe bei der Seoul Shakespeare Company die Hauptrolle in Macbeth. Damals traf sie Michael Downey, ihren Bühnen-Ehemann, mit dem sie mittlerweile verheiratet ist. Seitem ist sie in der englischsprachigen Theaterszene Seouls aktiv, wo sie in vielen bedeutenden Produktionen wichtige Rollen übernimmt. Sie hat sogar die Hauptrolle in dem Independent Film Amiss gespielt. Seit 2014 ist sie künstlerische Direktorin der Seoul Shakespeare Company, arbeitet aber auch als Produzentin für die Shows der Truppe, während sie nebenher weiterhin auf der Bühne auftritt und Kostüme für die Stücke entwirft.

„Künstlerisch bemühe ich mich um ein Gleichgewicht zwischen Gugak und westlichem klassischem Theater und um Wege, wie man Elemente der Gugak-Ausbildung und Ästhetik in die Welt der Theaterpraxis einführen kann, um die Techniken und den Geist der koreanischen Darstellenden Künste einem breiteren Publikum präsentieren zu können“, so Ash-Morgan.

Sie glaubt, das Gugak und westliches Theater voneinander profitieren können: „Musik hat eindeutig einen Einfluss aufs Theater, da sie beim Trainieren von Atmung und Anmut der Stimme hilfreich ist. Bewegungen und Emotionen sind als Erweiterung des einen um das andere miteinander verbunden. Durch das Üben eines Pansori-Stücks kann man z.B. eine kräftigere, tiefere und vollere Stimme entwickeln, die ich auch auf der Theaterbühne einsetze, sodass ich mir keine Sorgen um Stimmband-Verletzungen zu machen brauche“, sagt sie aus Erfahrung.

„In der traditionellen koreanischen Musik gibt es das Konzept des Han – ein Gefühl von über lange Zeit angestautem, inneren Groll und Trauer, in dessen Ausdruck große Künstler Leidenschaft und Energie fließen lassen, was einen katharsischen Effekt erzielt. Dieses Gefühl der geballten Trauer ist so gut wie universal und in vielen klassischen Tragödien auf der Bühne zu sehen. Aber wir sollten nicht in einer Art passivem Fühlen verweilen, sondern quasi kraftvoll dagegen drücken, um die Katharsis mit dem Publikum zu teilen.“

Eine „Drei-Rollen-Spielerin“

Lauren Ash-Morgan ist Schauspielerin bei der Seoul Shakespeare Company und Künstlerische Direktorin des Ensembles. In Viel Lärm um nichts spielte sie 2016 die Beatrice. Regie führte ihr Mann Michael Downey.

Ash-Morgans Woche ist in drei Hauptaktivitäten eingeteilt: Vier Kurse (16 Stunden) an der Kwanwoon University unterrichten, koreanische Musik und Tanz lernen (meistens am Abend) sowie Shakespeare-Aufführungen produzieren und darin mitspielen. Da ihre Arbeit bei der Seoul Shakespeare Company freiweillig ist, verdient sie mit dem Unterrichten von Englischer Konversation und Präsentation ihren Lebensunterhalt. „Der Unterricht an der Uni ist eine finanzielle Stütze für mich und lässt mir Zeit für meine künstlerischen Aktivitäten“, sagt sie.

Neben Fleiß, Leidenschaft und Hingabe muss es noch etwas anderes geben, das es Ash-Morgan ermöglicht hat, traditionelle koreanische Musik und Tanz in vergleichsweise kurzer Zeit und augenscheinlich problemloser als erwartet zu lernen.

Die heutzutage als traditionell geltenden koreanischen Tänze entwickelten sich unter dem Einfluss herausragender Lehrmeister, von denen jeder einzelne einen originären Stil kultivierte, der über Generationen hinweg über Lehrmeister-Schüler-Linien weitergegeben wurde, manchmal als Familienerbe, aber auch außerhalb der Familie, so Ash-Morgans Erklärungen.

„Ich habe vier unterschiedliche Tanzstilrichtungen von vier unterschiedlichen Meisterinnen gelernt, von denen jede ihre distinktiv eigene Note hat. Jedes Mal, wenn ich anfing, von einer neuen Meisterin zu lernen, musste ich erst einmal meinen eigenen, instinktiven Bewegungen zügeln und mich auf die Details, die den Stil der neuen Meisterin kennzeichneten, konzentrieren. Das heißt, nicht nur Technik, sondern auch das ganz individuelle Gefühl, den Charakter oder die Aura der betreffenden Meisterin, die Art, wie sie ihre Persönlichkeit und Gefühle durch den Tanz zum Ausdruck bringt. Es geht dabei nicht nur um das Erlernen einer bestimmten Choreographie. Es geht viel mehr darum, den Charakter meiner Lehrerin, wenn sie tanzt, nachzuahmen, was bedeutet, auch auf das kleinste Detail zu achten. Nur dann kann ich dieses Gefühl in mir selbst zu finden versuchen, so wie ich es ja auch mache, wenn ich auf der Theaterbühne oder der Leinwand einen bestimmten Charakter darstelle.“

Ash-Morgan ist dankbar, dass sie die Gelegenheit hatte, sich die notwendigen Grundlagen anzueignen, als sie noch in den USA lebte, umgeben von einer unterstützenden Gruppe von Leuten. Ihrer Meinung nach sind die Bewegungen des traditionellen koreanischen Tanzes ein wesentliches Element nicht nur der einzelnen Tänze als solche, sondern auch des Gesangs und der Instrumentalvorführungen, sodass man den Bewegungsstil einfach als Komponente des „Koreanischseins“ betrachten könnte, als etwas, das den Koreanern im Blut liegt.

„Mit der Zeit merken meine Lehrer wohl, dass ich, wenn sie mich nur einfach machen lassen und ich mich in die Gruppe mische, ganz gut alleine lerne. Wenn das neue Kursjahr im National Gugak Center beginnt, kennen mich wenigstens einige der Teilnehmer schon von einem früheren Kurs oder haben mich bei einer der jährlichen Festivalaufführungen erlebt, sodass jetzt alles viel natürlicher als am Anfang ist.“

Als sie noch in den USA lebte, verbrachte sie viel Zeit überall dort, wo sie mit koreanischer Sprache und Kultur in Kontakt kommen konnte. Auch in ihrer M.A.-Abschlussarbeit betonte sie, wie wichtig das Konzept von Kulturräumen für Migranten-Minoritäten ist und welche Bedeutung diese Räume als Treffpunkte haben, in denen die Einwanderer ihre Identität bestätigen können.

„In der Seoul Shakespeare Company sehe ich quasi das Spiegelbild dieser Erfahrung. In den USA habe ich mich mit Gugak beschäftigt, in Korea dreht sich ein Großteil meines Lebens um Shakespeare. In Amerika habe ich Pansori aufgeführt, in Korea führe ich Shakespeare auf, in beiden Fällen führe ich also etwas auf, was für das Land, in dem ich lebe, fremd ist, und das manchmal im jeweiligen Ursprungsland als veraltet betrachtet wird.“

Eine Szene aus Das Wintermärchen, im April 2017 unter Regie von Michael Downey aufgeführt. Laura Ash-Morgan spielte die Paulina. Links John Michaels in der Rolle des Antigonus und rechts Josh Kroot als Camillo.

Gugak und Shakespeare

Zum Vergleich der Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Gugak und shakespeareschem Theater sagt Ash-Morgan: „In der koreanischen Gesellschaft gibt es zwar auch eine dynamische und innovative Gugak-Künstlerszene, aber für die meisten Koreaner ist Gugak fremd, schwer verständlich und vielleicht langweilig. Ähnlich verhält es sich mit Shakespeare in den englischsprachigen Ländern. Viele finden das shakespearesche Englisch seltsam, antiquiert und vielleicht langweilig. Aber Shakespeare hat großen Anteil am Formieren der Kultur des englischen Sprachraums, speziell in Großbritannien, wo er zur nationalen Identität gehört.“ Auf ganz ähnliche Weise hat Gugak einen besonderen Stellenwert als Symbol der nationalen Identität Koreas, obwohl es vielen Koreanern fremd ist.

Ash-Morgan findet diese Parallelen faszinierend: „Für Uneingeweihte sind Gugak und Shakespeare alt und seltsam, aber in einer gewissen Bevölkerungsgruppe sind sie sehr beliebt und werden begeistert aufgenommen und aufgeführt. Beide besitzen historische und kulturelle Tiefe, lassen aber auch Raum für künstlerische Innovation und vermögen ein modernes Publikum anzusprechen.“

Choi Sung-jinChefredakteur, Korea Biomedical Review
Fotos Jeon Jae-ho

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