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2019 SPRING

Geheimnis dreifachen Erfolgs

Ausgewogenheit und Mäßigung

Dieser Amerikaner versteht mehr von traditioneller koreanischer Literatur und traditionellen alkoholischen Getränken als mancher Koreaner. Man kann durchaus Experte für die Kultur eines fremden Landes werden, ohne sie unbedingt lieben zu müssen. Bei John Frankl scheint das allerdings nicht der Fall zu sein, denn sonst würde er kaum über Koreas „Amerikanisierung“ klagen und sich für die Entwicklung seiner Traditionen einsetzen.

Professor John Frankl prüft die Krüge mit den von ihm angesetzten alkoholischen Getränken. Die mühsame Herstellung der traditionellen Weine und Schnäpse bereitet ihm ebenso große Freude wie die einzigartigen Geschmackserlebnisse.

Die Koreaner glauben seit jeher daran, dass man in Literatur und Kampfkunst versiert sein muss, um ein „vollständiger Mensch“ zu werden. Manche geben sich aber damit nicht zufrieden und fügen noch hinzu: Sinn für Geschmack. John Frankl scheint alle drei Anforderungen zu erfüllen.

Frankl unterrichtet bereits seit zehn Jahren koreanische Literatur am Underwood International College der Yonsei Universität. Aber nicht nur das: Gibt man seinen Namen in einer Suchmaschine ein, erscheinen Dutzende von Treffern für das Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ) Institut in Korea. Er ist wohlbekannt in der Kampfkunst-Szene des Landes.

Mit „Geschmack“ ist hier der für Alkohol gemeint. Die Koreaner sind berühmte – oder berüchtigte – Alkoholkonsumenten. Aber kaum einer kann es mit Frankls Liebe zu traditionellen Weinen und seinem Wissen darüber aufnehmen. Er bekommt sogar Angebote, unter eigenem Markennamen alkoholische Getränke herzustellen und zu vermarkten.

Wie schafft er es, sich in so unterschiedliche Bereiche zu vertiefen, ohne ein Sonderling, ein Kämpfer oder ein Alkoholiker zu sein? Ausgewogenheit und Mäßigung sind wohl die Stichwörter. Frankl kennt die Redewendung: „Jack of all trades but master of none“. Aber diese Beschreibung würde ihn etwas verlegen machen. „Ich möchte kein Goldmedaillengewinner in einer Disziplin sein, sondern ein Bronzemedaillengewinner in dreien“, sagt er. Genauer, in einem doppelten Dreierpack: Frankl möchte nämlich ein guter Literat, Athlet und Braumeister sein, aber auch ein guter Professor, Ehemann und Vater. „Um in einer Sache der Beste zu werden, muss man zu viele andere aufgeben“, ist seine Meinung.

Drei Bälle jonglieren

Nehmen wir z.B. Brasilianisches Jiu-Jitsu. 1999 brachte Frankl diesen Sport, eine Abwandlung des japanischen Judo, nach Korea. Seine ersten Schwarzgurt-Schüler haben längst eigene BJJ-Akademien aufgemacht, ebenso die Schwarzgurt-Absolventen dieser Akademien. Die Akademien berufen sich auf seinen Namen, um die Verbindung zu Frankl zu unterstreichen, aber Frankl betont mit Nachdruck, dass er nichts mit deren Leitung zu tun habe und auch kein Geld von ihnen annehme. Er ist auch nicht daran interessiert, ein eigenes Netzwerk von BJJ-Akademien zu gründen. Die beiden BJJ-Trainingshallen in der Nähe seiner Arbeitsstätte besucht er lediglich zum Trainieren und für die Vorbereitung auf Wettkämpfe.

Laut Frankl ist BJJ die beste Kampfsportart für die Gesundheit, besser als Karate, Muay Thai oder Taekwondo, die er selbst alle einmal praktiziert hat. „Bei diesen Standkampfsportarten, bei denen hauptsächlich geschlagen und gekickt wird, kann sowohl der Verteidiger als auch der Angreifer verwundet werden“, sagt er. „Bei der Bodenkampfsportart BJJ kann man hingegen durch Klopfen auf den Körper des Gegners jederzeit signalisieren, dass man aufgeben möchte, was Verletzungen verhindert.“ Wenn Jiu-Jitsu nicht so sicher wäre, hätte er seiner Tochter, die in der 11. Klasse ist, wohl kaum erlaubt, es zu lernen.

Man könnte meinen, dass das Verfolgen von zwei so unterschiedlichen Berufswegen wie Akademiker und Athlet dem einen oder dem anderen bzw. beiden abträglich sein könnte. Frankl sieht das anders: „Für mich dreht sich alles um Balance, das Ausbalancieren von Mentalem und Körperlichem. Meiner Meinung nach verstärkt das eine das andere eher als es zu beeinträchtigen.“ Der Balanceakt lässt ihm keine Zeit, aus BJJ ein eigenes Geschäft zu machen, aber er hat auch kein Interesse daran.

Alkoholische Getränke

Sein Motto des Gleichgewichts und der Mäßigung kommt auch bei der Alkoholherstellung zur Anwendung. 2010 begann er mit der Heimdestillation. Da er einen schmackhafteren Sul (alkoholisches Getränk) herstellen wollte, schrieb er sich für Grund- und Fortgeschrittenenkurse u.a. am Korea Homebrewing Research Institute ein.

„Wenn man seinen eigenen Alkohol herstellt, kann man den auf dem Markt verkauften kaum noch trinken“, sagt er. „Ich verstehe nicht recht, warum die Koreaner, die eine wundervolle Tradition der Herstellung exzellenter Weine und Spirituosen haben, sich mit dem billigen kommerziellen Reisschnaps Soju zufrieden geben, bei dem alle Marken langweilig und gleich schmecken.“

Professor Frankl, der 1999 Brasilianisches Jiu-Jitsu nach Korea brachte, bei einer Darbietung in dem nach ihm benannten Studio. Wissenschaftler und Athlet zu sein versteht er als Ausbalancieren von Geist und Körper.

Nach Frankl wird der Geschmack von selbst hergestelltem Soju zu 90% von den Rohmaterialien bestimmt, den Rest übernimmt die Zeit. „Hat man gut fermentiertes Nuruk (Weizen oder Reis mit Hefepilzen-Kulturen zur Stimulierung der Fermentation) und Qualitätsreis, ist der gute Geschmack des Alkohols so gut wie gesichert“, sagt er. „Geben Sie gedämpften Reis, Nuruk und Wasser in einen atmungsaktiven Krug, lassen sie alles bei Raumtemperatur rund zehn Tage fermentieren und schon erhalten sie ein einzigartiges Getränk. Aromatisieren Sie es je nach Jahreszeit mit Kiefernpollen oder Beifuß – das ist das Tüpfelchen auf dem i.“

Gut fermentierter Wein wird gefiltert, um den klaren Reiswein Cheongju herzustellen. Ungefilterter, milchig-trüber Wein wird „Takju“ oder „Makgeolli“ genannt. Durch Erhitzen von Cheongju erhält man den Reisschnaps Soju. Der Alkoholgehalt wird durch die Erhitzungstemperatur bestimmt und kann 40% oder mehr betragen.

„Destilliert man gut geläuterten Cheongju, kann man rund ein Viertel Soju erhalten“, erklärt Frankl. „Traditionell destillierter Soju ist ein qualitativ hochwertiger Alkohol, der nur unter beträchtlichem Zeit- und Geldaufwand hergestellt werden kann.“

Ich probierte zwei Sorten von Frankls selbst gebranntem 40%-igem Soju. Wie bei anderen harten Alkoholsorten, darunter auch dem hochprozentigen chinesischen Kaoliang-Schnaps, war der Anfangsgeschmack bitter, der Nachgeschmack hingegen sauber, was typisch für süßen Reis ist. Der unangenehme Nachgeschmack, der beim Trinken hochprozentigen Alkohols oft in die Kehle steigt, fehlte ganz.

„Selbst beim Trinken teuren Whiskeys muss man das Gefühl, das in der Kehle hochsteigt, unterdrücken“, sagt Frankl. „Trotz seines hohen Alkoholgehalts rinnt traditioneller koreanischer Soju glatt in den Magen. Soju aus guten Zutaten beschert einem auch keinen Kater, egal, wie viel man davon trinkt.“

Frankl behauptet, dass er eine Nacht ohne besoffen zu werden durchtrinken kann, wenn drei Bedingungen erfüllt sind: guter Alkohol, gute Menschen und eine gute Atmosphäre. Der 51-jährige Professor sagt, er könne durch Alkohol verursachtes gewälttätiges Verhalten nicht tolerieren. „Die Koreaner scheinen Betrunkenen und deren Fehlverhalten gegenüber recht tolerant zu sein und sagen, es sei doch alles nur wegen Sul, erklärt er. „Ich stimme dem nicht zu, denn der Alkohol an sich ist nicht schuld daran. Das Problem sind die Menschen, die ihn trinken.“

In Bezug auf die koreanische Trinkkultur hat Frankl bedeutende Veränderungen festgestellt. „Heutzutage trinken die Koreaner weniger als früher, verbringen auch weniger Zeit mit Trinken und die Atmosphäre ist viel ruhiger. Als jemand, der trinkt und auch braut, sollte ich das wohl eher enttäuschend finden“, meint er mit einem Schmunzeln.

Frankl merkt an, dass einige Koreaner ihn, einen Ausländer, der traditionellen koreanischen Alkohol herstellt, anfänglich wohl für einen seltsamen Vogel gehalten haben. Heute werden aber seine Produkte und sein Know-how nachgefragt. Einige ausländische Freunde, darunter ein Schotte aus der Heimat des Whiskey, sind dem koreanischen Soju und seiner Herstellungsmethode ebenfalls äußerst zugetan.

„Der größte Vorteil der koreanischen Alkoholgetränke ist, dass sie mit leicht erhältlichen Zutaten in relativ kurzer Zeit hergestellt werden können“, sagt Frankl. Betonend, dass sie zudem besser als Kaoliang oder Sake sein können, fügt er hinzu: „Die Koreaner müssen stolz auf ihre Produkte sein, Traditionen sammeln und sie mit Geschichten umweben.“

Frankl weist darauf hin, dass viele Koreaner bereitwillig umgerechnet mehrere hundert Euro für eine Flasche schottischen Whiskey und gar an die 1.000 Euro für einen französischen Wein hinblättern, aber zögern, mehr als ein paar Euro für Soju oder Makgeolli zu zahlen. Traditionelle koreanische Weine und andere Alkoholgetränke sollten nicht unbedingt billig sein und die Koreaner sollten von den Chinesen lernen, die sehr teuren Kaoliang herstellen und verkaufen.

„Einige der Absolventen des Korea Homebrewing Research Institute betreiben kleine Brauereien und Brennereien und bringen neue Soju- und Makgeollisorten heraus. Der Differizierungsprozess hat also schon begonnen, aber die Popularisierung wird noch länger dauern“, meint Frankl. „Das Zeitalter billiger, schwacher und geschmackloser Weine und anderer Alkoholika wie Soju und Makgeolli, die in jedem Supermarkt und 24-Stunden-Laden zu finden sind, sollte langsam enden und den Weg frei machen für hochwertige Vintage Soju-, Cheongju- und Dongdongju-Produkte (Dongdongju: Takju mit einigen Reiskörnern).“

Manchmal erhält Frankl Angebote, unter seinem Namen alkoholische Getränke herauszubringen. Dazu meint er: „Ich bin da etwas zwiegespalten. Wenn ich daraus ein Geschäft mache, kann ich die Alkoholherstellung vielleicht nicht mehr als Hobby genießen. Andererseits ertappe ich mich schon mal dabei, davon zu träumen, meine Produkte in die Regale großer Läden zu bringen.“ Unter dem Strich hält Frankl die Freude an der Herstellung aber wichtiger als die am Verkauf.

Man könnte meinen, dass das Verfolgen von zwei so unterschiedlichen Berufswegen wie Akademiker und Athlet dem einen oder dem anderen bzw. beiden abträglich sein könnte. Frankl sieht das anders.

Professor Frankl unterrichtet koreanische Literatur am Underwood College der Yonsei-Universität. Er wuchs im kalifornischen Santa Cruz auf und war 1989 zum ersten Mal in Korea, und zwar als Austauschstudent an der Yonsei-Universität, wo er heute unterrichtet.

Diversität statt Uniformität

John Mark Frankl wurde in Los Angeles geboren, wuchs aber hauptsächlich in Santa Cruz auf. „Während meiner Highschool-Zeit gab es in der Gegend Kaliforniens keine Koreaner. Es gab auch keine christlichen Missionare, die in Korea tätig gewesen waren“, erzählt er. „Irgendwie kam es dazu, dass ich an der Uni Koreanisch als Zweitfremdsprache belegte und fleißig lernte. Es war eins der Fächer, die man unbedingt bestehen musste, um abschließen zu können.“

1989 kam er das erste Mal nach Korea, und zwar als Austauschstudent der Yonsei-Universität, wo er weiter Koreanisch lernte. Zu der Zeit entwickelte sich sein Interesse an der modernen und zeitgenössischen Literatur Koreas. Frankl bevorzugt Schriftsteller wie Chae Man-shik, Yeom Sang-seop und Hyeon Jin-geon, die in den 1920ern und 1930ern aktiv waren. Sie schrieben unter dem Banner des Realismus und Naturalismus, aber Frankls Vorlieben richten sich nicht auf literarische Genres, sondern auf bestimmte Schriftsteller. Sein Lieblingsautor ist Yisang. Er mag seine Essays, aber nicht seine Gedichte und Erzählungen, die er als „zu esoterisch“ betrachtet.

Nach jetzt fast 15 Jahren in Korea gesteht Frankl, dass er das Land liebt. „Aber wie Sie wissen, gibt es keine hunderprozentig bedingungslose Liebe“, meint er. „Liebt man Korea mit 95% positivem Gefühl, so scheinen doch die restlichen 5% negative Aspekte hervorstechen zu können.“

Was die 95% positiver Gefühle betrifft, erklärt Frankl, dass er die Koreaner für selbstbewusst und offen halte und Korea für Ausländer ein Land sei, in dem man freundlich aufgenommen werde und wo es sich gut leben lasse. Am Anfang hatte er den Eindruck, dass Koreaner eher unzugänglich und nicht besonders freundlich gegenüber Ausländern seien, aber das habe sich deutlich verbessert, meint er.

Nach den negativen 5% befragt, nennt Frankl Uniformität oder geringe Individualität. „Wenn ich in Sinchon oder Apgujeong bin, kann ich kaum einen Unterschied zu New York oder Tokio feststellen. Die Koreaner und ihre Städte verlieren ihre Anziehungskraft, ihre unverwechselbare Originarität“, bedauert er. „Natürlich globalisiert sich die Welt, aber leider hat sich Korea zu stark amerikanisiert.“

Auf die Frage, wie er über den Nationalcharakter des koreanischen Volkes denkt, sagt Frankl, dass er nicht an sog. „nationale Züge“ glaubt und Koreanischlehrer nicht versuchen sollten, ihren Schülern mythische Begriffe wie „eine Nation“ oder „reine Blutlinie“ einzutrichtern. Die Koreaner sollten vielmehr unter sich selbst nach Diversität streben und sowohl in Korea als auch im Ausland das Anderssein von ausländischen Menschen erkennen und respektieren. Er fügt hinzu: „Was ich am meisten an Korea mag, ist die breite Vielfalt an Dialekten, Landschaften und Speisen, und das in einem Land, in dem man fast jeden Ort innerhalb von drei Fahrtstunden erreichen kann.“

Choi Sung-jinLeitender Redakteur, Korea Biomedical Review
Ahn Hong-beomFoto

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