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2017 SPRING

Ähnlich und doch unterschiedlich:Leben der Angestellten in24-Stunden-Läden

24-Stunden-Läden sind Örtlichkeiten, an denen Desinteresse eine Tugendist. Für die meisten der dortigen Teilzeitbeschäftigten dient der Job nur demErwerb des Lebensunterhalts. Bei näherer Betrachtung wird aber deutlich,dass es auch an diesem Arbeitsplatz Träume und Warmherzigkeit gibt.

„Es reicht nicht, einfach nur hinter derKasse zu stehen. Eine wichtige Aufgabefür Teilzeitkräfte wie mich besteht darin,immer wieder ins Lager zu gehen unddie Regale gut mit Produkten gefüllt zuhalten“, sagt Lee Deok-ju.

Lee Deok-ju, ein Student im viertenJahr, der im Sommer die Universitätabschließen wird, arbeitetim 24-Stunden-Laden GS25 vor derU-Bahn-Station Bucheon in der ProvinzGyeonggi-do. Seit etwa drei Jahren arbeiteter an seinen beiden vorlesungsfreienWochenendtagen von 08.00 bis 16.00 Uhr ineinem ca. 50m² großen Raum. Er bekommtden für 2017 gesetzlich festgelegten Mindeststundenlohnvon 6.470 KW (ca. 5,29Euro), 7,3 % mehr als der 2016 gültige Mindestlohnvon 6.030 Won. Multipliziert mit8 ergibt das einen Tageslohn von etwasüber 50.000 Won (ca. 42,33 Euro). ZweiAcht-Stunden-Tage pro Woche sichern ihmdas Taschengeld für die folgende Woche.
Lees Fall ist wohl eher die Ausnahmeunter den Teilzeitarbeitern in den 24-Stunden-Lädendes Landes. Da seine Elterndie Studiengebühren übernehmen, jobbter nur am Wochenende in der Nähe seinesWohnortes. Außerdem betrachtet er denJob als Vorbereitung zur Realisierung seinesZukunftstraums: eine Büroärbeit beiGS Retail, dem Vertriebsunternehmen, dasdie 24-Stunden-Laden-Kette betreibt. Deshalbstellte er sich auch bereitwillig für einInterview zur Verfügung, ganz im Gegen-satz zu den über zehn Teilzeitbeschäftigtenin 24-Studen-Läden, die ich um Interviewsbat und die meine Anfrage entweder vonvornherein ablehnten oder die, als ich sienach zwei- oder dreistündigen Gesprächenum ein formelles Interview und Fotoaufnahmenbat, letzten Endes ablehnten.satz zu den über zehn Teilzeitbeschäftigtenin 24-Studen-Läden, die ich um Interviewsbat und die meine Anfrage entweder vonvornherein ablehnten oder die, als ich sienach zwei- oder dreistündigen Gesprächenum ein formelles Interview und Fotoaufnahmenbat, letzten Endes ablehnten.

Für manche eine Job-Vorbereitungsphase

In 24-Stunden-Läden gibt es alle möglichenProdukte. Lee Deok-ju sagte, dasser nicht wisse, wie viele Produktsorten imLaden angeboten werden.

Es gebe zwareine große Auswahl an Artikeln für den Alltagsbedarf,doch stellten Getränke, Snacksund verzehrfertige Lebensmittel dengrößten Teil des Umsatzes. Früher waren Instant-Cup-Ramen, eine heiße Nudelsuppe,und Samgak-Gimbap, in getrocknetenPurpurtang eingeschlagene Reisdreiecke,zusammen mit PortionspackungenChinakohl-Kimchi die Hauptspeisenin den 24-Stunden-Läden. Aber vor zwei,drei Jahren kam Dosirak, die koreanischeLunchbox, in die Regale, was dazu führte,dass die einzelnen 24-Stunden-Ladenkettenmiteinander konkurrierend ihre eigenenDosirak-Marken entwickelten, sodasses heute eine große Auswahl an ansprechendenund appetitlichen Dosirak-Angebotengibt. Auch in dem Laden GS25, indem Lee arbeitet, stellen Dosirak derzeitden Löwenanteil am Umsatz. Im letztenJahr entwickelte die Kette ihre eigene Kaffee-Marke.Vor dem Laden lockt ein strategischplatziertes Werbeplakat die Kundenmit frisch gemahlenen Caffè Americano fürnur 1.000 Won (ca. 0,82 Euro).
Ich bombardierte Lee mit den Fragen, dieich vorbereitet hatte: Gibt es einen Persönlichkeitstyp,der besonders für die Teilzeitjobsin den 24-Stunden-Läden geeignetist? Gibt es ein Training für den Umgangmit den Kunden? Gibt es ein speziellesKnowhow für Präsentation und Arrangementder verschiedenen Produkte? Gibt es Regeln für das Einpacken der verkauftenWaren? Welche Kunden sind die schwierigsten?Hatten Sie jemals mit einemLadendieb zu tun? Als Vorbereitung fürmeinen Artikel las ich den Roman KonbiniNingen (Convenience Store People) vonSayaka Murata, der 2016 mit dem Akutagawa-Preis,einem der begehrtesten japanischenLiteraturauszeichnungen, geehrtwurde. Dieser halbautobiographischeRoman, in den die Autorin ihre 18-jährigeErfahrung einfließen ließ, beschreibtunterhaltsam das zweiwöchige Trainingsprogramm,in dem das „24-Stunden-Laden-Lebewesen“oder, wie die Autorines ausdrückt, ein „uniformes Geschöpf"gestanzt wird. Dazu gehören Regeln wie„bei der Begrüßung dem Kunden lächelndin die Augen schauen“, „mit heiterer undhoher Stimme sprechen“, „Damenbindenin einer Papiertüte verpackt überreichen“,„warme und kalte Speisen getrennt einpacken“,„nach der Annahme einer Bestellungfür Fast Food als erstes die Händedesinfizieren“ usw.
Die Angestellten dürfen nicht an der Kasseessen. Aber sie dürfen den Laden auchnicht für eine Mahlzeit verlassen. Also isstLee Gerichte wie Instant-Cup-Ramen, wenngerade keine Kundschaft im Laden ist.

Als ich am Morgen desLunar-Neujahrstages im24-Stunden-Laden an derKasse saß, fragte michein Mann in den 40ern,ob ich Reiskuchensuppe,die traditionelleNeujahrsmorgen-Speise,gegessen hätte. Ich warsehr überrascht, weil esdas erste Mal war, dassjemand Interesse für mich,der ich hinter der Kassestand, gezeigt hatte. Allegehen nach dem Bezahleneinfach, ohne mirüberhaupt mal ins Gesichtgeschaut zu haben. Mir istdas normalerweise auchlieber so.“

Nach Lees Antworten zu urteilen, scheintdie Situation in Korea jedoch anders zusein: „Extra Training habe ich nicht erhalten.Natürlich ist es gut, die Kunden heiterzu begrüßen, aber ich schaue ihnen ehernicht direkt in die Augen. Sie mögen nämlichkeinen direkten Blickkontakt. Es reichtvollkommen, den Strichcode exakt einzuscannenund den Preis klar und deutlich zusagen. Es gibt kein spezielles Know-howfür das Arrangement der Produkte, abereine Faustregel dafür: Was zuerst geliefertwurde, sollte auch zuerst verkauft werden.Der Ladenbesitzer hat das mir gegenüberausdrücklich betont.“Die Atmosphäre eines 24-Stunden-Ladensist je nach Lage total unterschiedlich. Indem Viertel, in dem sich Lees Arbeitsstellebefindet, gibt es eine hohe Konzentrationvon Einzimmerwohnungen, in denenausländische Gastarbeiter leben. Daherkommen nicht wenige ausländische Kundenin den Laden, die Bedarfsartikel undLebensmittel wie Fertiggerichte brauchen.Manchmal sind ihre Koreanischkenntnissenoch unzureichend, sodass sie um Hilfe beider Suche nach den gewünschten Produktenbitten. In den drei Jahren, die Lee jetztschon in dem Laden arbeitet, gab es abernur einen einzigen Kunden, der etwas zuihm sagte, was nichts mit dem Kauf einesProduktes zu tun hatte. „Als ich am Morgendes Lunar-Neujahrstages im 24-Stun-den-Laden an der Kasse saß, fragte michein Mann in den 40gern, ob ich Reiskuchensuppe,dietraditionelle Neujahrsmorgen-Speise,gegessen hätte. Ich war sehrüberrascht, weil es das erste Mal war, dassjemand Interesse für mich, der ich hinterder Kasse stand, gezeigt hatte. Alle gehennach dem Bezahlen einfach. Mir ist dasnormalerweise auch lieber so.“ Vielleichtist das ja auch irgendwo selbstverständlich.Kunden, die unrasiert und ungepflegt,als ob sie gerade aus dem Bett gekrochenwären, Milch und Toilettenpapier kaufenoder spätnachmittags wortlos Instant-CupRamenund Samgak-Gimbap am Plastiktischin der Ecke essen, wünschen sichvon der Person an der Kasse nichts weiterals höfliches Desinteresse. Der 24-Stunden-Ladenist für die meisten Menschenkein Ort der Begegnung, sondern ein Ortdes mechanischen aneinander Vorbeihuschens,an dem das menschliche Wesenquasi in Fragmente aufgelöst verfliegt.

Aus jahrelanger Erfahrung weiß Lee Deokju,dass sein Job weniger ein angemessenesMaß an Freundlichkeit verlangt,sondern eher ein angemesses Maß anDesinteresse.

„Einmal habe ich einen Grundschülerbeim Stehlen eines Eisriegels erwischt,angsteinflößende Diebe gab es nie. Die meisten männlichen Kunden reden informellmit mir. ,Hallo, Student!‘ ist die höflicheVersion, die meisten rufen mich mit‚Hey!‘. Es gibt Kunden, die grob sprechenoder mir das Geld nicht überreichen, sondernhinschmeißen. Das ist manchmalnicht ganz einfach wegzustecken, aber soist es nun mal bei dieser Art Arbeit. Ichrichte meinen Fokus eher darauf, wie dieKunden auf die Produkte reagieren undnicht, ob sie mich von oben herab behandelnoder nicht. Mein Ziel ist ja, einmal eineStelle bei GS Retail zu bekommen.“

Mit der verstärkten Umstellung des Produktsortimentsauf frisch zubereitete Gerichtemüssen Teilzeitkräfte auch häufiger Lieferungenper Kühllaster entgegennehmen.

Für manche ein Zuhause

Die Person, mit der ich mich bei mehrerenGelegenheiten und am längsten unterhaltenhabe, war ein gewisser Herr Bak,ein Mann Anfang 50, der als Kassierer ineinem 24-Stunden-Geschäft der SEVENELEVEN-Kette an der Hauptstraße amDongdaemun-Tor arbeitet. Seine Situationist ganz anders als die von Lee. Er weigertesich strikt, fotografiert oder namentlicherwähnt zu werden, sodass ich seineGeschichte nur unter Wahrung der Anonymitäterzählen kann.

Zunächst einmal ist die Arbeit im Laden fürBak kein Teilzeitjob, sondern sein Hauptberuf.Er arbeitet 12 Stunden pro Tag. Normalerweisegibt es drei 8-Stunden-Schich-ten, aber Bak und der Ladenbesitzer teilensich die beiden 12-Stunden-Schichten, eineRegelung, die dem rücksichtsvollen Verständnisdes Ladenbesitzers für Baks persönlicheLage zu verdanken ist.

„Das hier ist für mich eine Arbeitsstelle,wo ich ohne Einmischung von außenessen und übernachten kann. Ich arbeitenicht länger, um pro Tag 20.000 Won (ca.16,38 Euro) mehr zu verdienen, sondernhier habe ich die Arbeitsbedingungen, dieich jetzt gerade brauche.“ Bak, der seineSchicht in dem engen Raum hinter derKasse um 20.00 Uhr beginnt und bis frühum 08.00 Uhr arbeitet, hat kein Zuhause.Nach der Pleite seines eigenen Geschäftstrennte er sich von seiner Familie. Er entschiedsich von Anfang an für diese Arbeit,weil er so die Nacht im 24-Stunden-Ladenverbringen kann.

„Es ist wie ein kleines Gefängnis. Abereins, das ich jederzeit verlassen kann. Dader Laden in Richtung Osten liegt, kannich jeden Morgen den Sonnenaufgangbeobachten. Es ist zwar je nach Jahreszeitetwas unterschiedlich, aber wenn dieSonne aufgeht, weiß ich, dass bald Feierabendist.“

Nach der Schicht beginnt er den Tag damit,sich in der öffentlichen Toilette des Gebäudesdas Gesicht zu waschen und die Zähnezu putzen. Ist er besonders müde odermöchte sich hinlegen, geht er ins Jjimjilbang(koreanische Sauna- und Badeeinrichtungmit Übernachtungsmöglichkeit)nebenan. Sein Ziel ist, monatlich 1,7 Mio.Won (ca. 1.392 Euro) zu sparen. Das machtrund 20 Mio. Won (ca. 16.377 Euro) im Jahr,sodass er in fünf Jahren 100 Mio. Won (ca.81.886 Euro) auf dem Konto haben kann.Da er weder trinkt noch raucht und bereitszweieinhalb Jahre vergangen sind, seitdemder Laden zu seinem Universum wurde,hat er sein Ziel schon zur Hälfte erreicht.„Jeder einzelne Kunde ist mein Wohltäter.Mit diesem Gedanken begrüße ich jedenKunden herzlich. Es gibt auch schon einige,die gerade deswegen hierherkommen.“ Ersagt, dass es nicht wenige Stammkundengäbe, die sogar für eine Flasche Wasserextra zu ihm kommen. „Für den Menschenist nicht das Geld das Wichtigste, sonderndie Gefühle. Das gilt besonders für armeMenschen, die sonst kaum etwas haben.“Vielleicht ist es auch deswegen, dass ihmKunden vorschlagen, nach der Arbeitgemeinsam zu essen, oder ihm Kleidungvon ihren Marktständen schenken, die sienicht verkaufen konnten. „Als ich mit derArbeit begann, dachte ich, dass ich auf demabsoluten Tiefpunkt angekommen wäre,aber dann habe ich gemerkt, was für einunerwartet warmer Ort es ist.“

Parks Tagesroutine verläuft nicht so, wieman es von jemandem erwarten würde,der die ganze Nacht hinter der Kasse verbrachthat. Er nimmt z.B. auch am Tanzsport-Unterrichtbei der örtlichen Verwaltungsbehördeteil, wo er für 14 Stunden imMonat 20.000 Won (ca. 16 Euro) zahlt. Ergeht auch oft zur Bezirksbibliothek.„Ich habe mir verschiedene Methodenüberlegt, wie man ohne irgendwelcheGeldausgaben den Tag sinnvoll verbringenkann. Manchmal denke ich, dass meinLeben derzeit noch reicher und inhaltsvollerist als früher, als ich als selbstständigerGeschäftsmann locker mit dem Geldumgehen konnte.“

Seine Gedanken über die Arbeit im24-Stunden-Laden sind eine Art Lebensanschauung. „Außer Studenten, die sichdurch Teilzeitarbeit in 24-Stunden-Lädenselbst finanzieren, sei das nun wegen derfinanziell schwierigen Situation zu Hauseoder aus ausgeprägtem Unabhängigkeitsdrang,kann der Rest von uns als gesellschaftlicheVersager betrachtet werden.Aber auch diese Arbeit ist nicht so schlecht,solange man vor anderen nicht unbedingtgroßartig dastehen möchte. Sind dennnur Angestellten von Großfirmen Monatslohn-Empfänger?Ich habe doch auchmeinen Monatsverdienst. Das Geld, dasjeden Monat auf mein Konto eingeht, ist einGeschenk des Himmels. Erst nach meinemScheitern ist mir das klar geworden.“Bak konnte genau sagen, wie viele Sortenvon Waren es in seinem Laden gibt:852. Die Teilzeitbeschäftigten in 24-Stunden-Lädenhalten sich nur an die gängigenRegeln, doch wenn man sich in einemLaden umschaut, spürt man, dass diejeweilige Atmosphäre vom Charakter derAngestellten abhängt. „Hier in der Nähegibt es viele 24-Stunden-Läden, doch unsererist am saubersten geputzt und die Mülleimersind immer tiptop. Anders könnte ichdas gar nicht ertragen“, meint Bak.

Man brauche über Umsatz und Soldonicht einzeln Buch zu führen, das macheein extra dafür im Computer installiertesProgramm. Auf dem Monitor erscheinenUmsatz und Warenbestände automatisch,sodass er beim Schichtwechsel nur denPlatz mit dem Ladenbesitzer wechselnmuss. „Es ist natürlich ein tolles Gefühl,wenn ich viel verkauft habe. Ist der Umsatzgeringer, tut mir das leid, so, als ob esmeine Schuld wäre. Vielleicht sind das dieeinzigen schweren Momente bei meinerArbeit.“

Zuletzt machte Bak sich Sorgen über dasLand: „Das Problem liegt nicht beim Einzelnen.Die Wirtschaft des Landes mussbesser werden. Aber wie soll das möglichsein, wenn die großen KonglomerateUnsummen zur Bereicherung von Leutenin Machtpositionen abzweigen? Sogar ich,der für eine 12-Stunden-Schicht nur 70.000Won (ca. 57 Euro) bekommt, weiß das.“

Kim Seo-ryungLeiterin des Old & Deep Story Lab
Fotos Ahn Hong-beom

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