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2024 WINTER

Eine Bäckerei zum Wohle des Planeten

Es gibt eine Bäckerei, die so ganz anders als andere ist. Zwar gehören auch hier Backformen, Ofen und andere Utensilien zur Ausstattung, doch es wird nicht mit Mehl gebacken. Tartes und Canélés entstehen hier aus alten Plastikverschlüssen. Die sind nicht essbar, aber sie hauchen dem Abfall neues Leben ein. Willkommen in der „Plastic Bakery“, einer Bäckerei, die der Erde guttut.

Aus hochreinen Plastikflocken entstehen dekorative Artikel wie Räucherstäbchenhalter, Blumentöpfe und Tabletts in Form von Waffeln, Canelés und Tartes.
© Plastic Bakery

Der Begriff „Plastik“ stammt aus dem Griechischen „plastikos“, was „nach Belieben formbar“ bedeutet. Tatsächlich scheint es nichts zu geben, was sich nicht aus Kunststoff herstellen lässt. Er begegnet uns überall, sei es sichtbar in Alltagsgegenständen wie bei Trinkflaschen und Stühlen oder unsichtbar wie in Bauteilen von Smartphones und Autos.

Brot aus Plastik

Mit der Erfindung von Plastik durch Leo Baekeland (1863–1944) im Jahr 1907 kamen in den 1920er Jahren die ersten Kunststoffprodukte auf den Markt. Fast ein Jahrhundert später öffnete die Plastic Bakery ihre Türen, eine Bäckerei, die ausgediente Plastikflaschendeckel in brotförmige Accessoires verwandelt. Wie schon der Name verrät, wird in dieser Bäckerei Plastik „gebacken“, und das zu hundert Prozent in Handarbeit. Die Verschlüsse werden zerkleinert, abgewogen und dann in Formen gepresst oder gestanzt, um als „Brot“ mit einzigartigen Mustern neues Leben zu finden.

Warum aber gerade Flaschendeckel? Der Geschäftsführer des Unternehmens Park Hyong-ho hat weder einen Hintergrund in der Backkunst noch in der Kunstwelt. Er studierte Elektrotechnik und entdeckte seine Leidenschaft für nachhaltige Entwicklung erst während seines Masterstudiums in Smart Design Engineering.

„Während meines Studiums nahm ich an einem Design-Workshop zur Kreislaufwirtschaft in Hongkong teil, der von der Hong Kong University of Science and Technology und der International Design school for Advanced Studies der Hongik University organisiert wurde. Dort wurde mir die weltweite Bedeutung von Ressourcenkreisläufen bewusst. Besonders beeindruckte mich das Projekt Precious Plastic, das sich der Wiederverwertung von Plastik widmete und mich schließlich zu meinem eigenen Projekt inspirierte.“

Nach seiner Rückkehr nach Korea machte sich Park Gedanken zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Eines Tages fiel ihm beim Schlendern über den Bangsan Markt in Seoul, nahe seines damaligen Büros, Backformen ins Auge. Der Markt, berühmt für Industriebedarf und Verpackungsmaterialien, beherbergt auch eine Gasse voller Geschäfte mit Backutensilien. Da kam ihm die Idee, Plastik in Brotformen zu „backen“. So nahm die Plastic Bakery ihren Lauf.

Experimentieren und Kooperieren

Mit Waffeleisen, Öfen und anderen Geräten versuchte sich Park an verschiedensten Backtechniken. Obwohl sich Plastik durch Hitze und Druck gut verformen lässt, stellte sich die richtige Kombination von Temperatur, Druck und Backzeit als echte Herausforderung heraus. War die Temperatur zu hoch, entstanden Löcher auf der Oberfläche; war sie zu niedrig, hielt die Form nicht. Nach hunderten Versuchen gelang es ihm schließlich, die ideale Balance zu finden, um die gewünschten Farben und Eigenschaften zu erzielen. Ein weiteres Geheimnis ist die individuelle Anpassung der Temperatur an verschiedene Teile der Gußform.

Die Hauptzutat der Plastik-Bäckerei sind Flaschendeckel. Sie werden wegen ihrer geringen Größe und der schwierigen Trennung vom restlichen Abfall im Vergleich zu transparenten PET-Flaschen oft nicht recycelt. Anfangs sammelten Park und sein Team die Deckel selbst mühsam auf Recyclinghöfen in nahegelegenen Wohngebieten. Seit 2023 jedoch liefert das Zentrum zur Förderung der Selbstversorgung in Chuncheon gereinigte Deckel in zerkleinerter Granulatform.

Aus diesen hochreinen Plastikflocken entstehen dann dekorative Artikel wie Waffeln, Canélés und Tartes, die etwa als Räucherstäbchenhalter oder Blumentöpfe eine neue Verwendung finden. Die kreativen Ideen und Produkte von Plastic Bakery weckten schnell das Interesse namhafter Unternehmen. So entwickelte die globale Kosmetikmarke L’Occitane gemeinsam mit der Plastic Bakery eine tarte-förmige Seifenschale aus ihren leeren Flaschen – ein Produkt, das Funktionalität und Ästhetik mit Nachhaltigkeit vereint. Auch der Computerzubehör-Hersteller Logitech brachte ein Set heraus, das einen canelé-förmigen Stifthalter und einen Visitenkartenhalter in Kieselsteinoptik von der Plastic Bakery umfasst. Weitere Kooperationen mit Unternehmen wie Kia Motors, LG H&H und Lush folgten, und die Anfragen für Produktpräsentationen und Workshops reißen nicht ab.

„Obwohl ich mit einer guten Absicht gestartet bin, war ich anfangs unsicher, ob das Konzept Anklang finden und sich gut verkaufen würde. Ohne Gewinn lässt sich ein Unternehmen schließlich nicht weiterführen. Doch die zahlreichen Kooperationsanfragen zeigten uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Statt auf Massenproduktion setzen wir weiterhin auf Projekte, die das kreative Potenzial des Recyclings erlebbar machen, und zwar an der Schnittstelle zwischen Produkt und Kunstwerk. Ohne den Druck des kommerziellen Erfolgs eröffneten sich immer neue Möglichkeiten, uns in verschiedensten Bereichen weiterzuentwickeln“, erklärt Park.

Inzwischen verziert das Unternehmen seine brotförmigen Kreationen mit 3D-Stiften aus recyceltem Kunststoff, wodurch jeder Laib zum Unikat wird. Kürzlich stellte es auch Sitzsäcke mit einer Füllung aus recycelten Flaschendeckeln und Einrichtungslinien aus wiederverwertetem Material vor.

In Kooperation mit verschiedenen Marken vereint Plastic Bakery Recycling, Pragmatismus sowie Ästhetik und verfolgt das Ziel einer nachhaltigeren Zukunft.
© Plastic Bakery

Vom Potenzial zur Nachhaltigkeit

Für Plastic Bakery steht das „P“ in „Plastik“ für „Potenzial“. Hier verwandelt sich das vielseitige Material in alles, was das ursprünglich hätte sein können. Seine lange Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit werden nicht als Belastung gesehen, sondern als Chance. Park richtet eine hoffnungsvolle Botschaft an all jene, die mit Sorge auf die Zukunft mit Plastik blicken:

Beim „Backen“ der plastischen Canelés, Törtchen und Waffeln müssen Zeit und Temperatur präzise an das jeweilige Produkt angepasst werden.
© Plastic Bakery

„Plastik hat unser Leben dramatisch verbessert, und auch das vieler anderer Lebewesen. Als Elfenbeinersatz schützt es Elefanten vor dem Aussterben und verlangsamt durch den geringeren Holzverbrauch die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes. Heute jedoch sprechen wir kaum noch über den Wert von Plastik, sondern oft nur noch von seiner Bedrohung und Gefahr, als würde es den Untergang der Menschheit beschleunigen. Diese ständige Betonung der negativen Seiten mag kurzfristig zwar Leute wachrütteln, kann aber auch ermüdend wirken und Projekten die Nachhaltigkeit nehmen. Sinnvoller wäre es, zunächst seinen positiven Seiten in Bezug auf unser praktisches Leben und auf seine Entwicklungsgeschichte gebührende Anerkennung beizumessen. Nur so können wir einen Weg finden, mit Plastik zu leben. Der nächste Schritt wäre dann, die Nachteile seiner schwierigen Abbaubarkeit auszugleichen. Statt Umweltprobleme emotional zu betrachten, sollten wir uns überlegen, wie wir das Material neu und nachhaltig nutzen können.“

Park rät Künstlern und Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit interessieren, „genug zu forschen und zu durchdenken“. Halbherzige Ansätze, so betont er, schaffen oft nur weiteren Abfall. Auch er selbst plant, seine Techniken weiter zu verfeinern und neue Methoden zur Rückführung der Rohstoffe zu entwickeln.

„Immer mehr Unternehmen setzen sich erfolgreich für die Kreislaufwirtschaft ein, darunter NoPlasticSunday, Would You Love und LOWLIT COLLECTIVE. Auch Plastic Bakery arbeitet daran, ihren Markenwert und ihre Bekanntheit weiter zu steigern, um noch mehr Menschen für das Potenzial des Plastikrecyclings zu begeistern.“

Letztlich ist es der Mensch, der über das Potenzial bestimmt. Plastic Bakery entscheidet sich für das „Mögliche“, für eine nachhaltige Zukunft von Plastik und unserem Planeten. So wird dem Material zweifellos eine zweite Blütezeit geschenkt.

Lee Seong-mi Autorin

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